Einige Videos zeigen "Robotaxis" auf der falschen Straßenseite oder wie sie abrupt ohne Grund bremsen. Die USA ermitteln bereits gegen den fahrerlosen Taxidienst von Tesla, der erst vor vier Tagen an den Start ging. Fans und Tester sind trotz der Pannen begeistert.
Nur wenige Tage nachdem die selbstfahrenden Robotaxis von Tesla in Texas in Betrieb genommen wurden, zeigen sich erste Probleme: Die wichtigste Verkehrssicherheitsbehörde der USA hat von Elon Musks Unternehmen Informationen über die Fahrzeuge angefordert. Videos sollen gezeigt haben, dass die Robotaxis teilweise auf der falschen Spur unterwegs waren.
Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) teilte am Dienstag mit, sie habe Tesla um Informationen über die offensichtlichen Fehler gebeten.
Viele andere Videos zeigen, dass die Robotaxis einwandfrei fahren, trotzdem würden die Behörden bei größeren Problemen die Sicherheit dieser in Frage stellen. Elon Musk hatte wiederholt die Sicherheit der Robotaxis betont. Er sagte, Tesla werde eine Zukunft dominieren, in der fast alle Autos auf der Straße keinen Fahrer - und sogar kein Lenkrad mehr bräuchten.
"Die NHTSA ist sich der genannten Vorfälle bewusst und steht in Kontakt mit dem Hersteller, um zusätzliche Informationen zu sammeln", so die Behörde in einer Erklärung.
Die Passagiere der Tesla-Robotaxis in Austin, Texas, zeigten sich im Allgemeinen beeindruckt. Die Aktien des Unternehmens stiegen am Montag um acht Prozent. Am Dienstag nachdem die NHTSA-Untersuchung bekannt wurde, fiel die Aktie wieder um zwei Prozent.
Tesla reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme.
Trotz der Fehler: Robotaxis seien ein "großer Erfolg"
Ein optimistischer Tesla-Finanzanalyst, der bei den Testfahrten mit einem Robotaxi herumgefahren wurde, sagte, seine Fahrt sei perfekt gewesen. Er meinte, die Videos auf X und YouTube, die Fehler zeigten, seien keine große Sache.
"Alle Probleme, die auftauchen, werden behoben", sagte Dan Ives von Wedbush Securities und nannte den Test in den vergangenen drei Tagen trotz der Skeptiker einen "großen Erfolg".
Einer dieser Skeptiker, ein Experte für Autotechnologie von Telemetry Insight, sagte, die Videos seien so alarmierend, dass die Tests in ihrer jetzigen Form gestoppt werden sollten.
"Das System hatte schon immer eine sehr unregelmäßige Leistung, die die meiste Zeit sehr gut funktionierte, aber häufig zufällige und inkonsistente, aber gefährliche Fehler machte", sagte Sam Abuelsamid in einem Text und bezog sich dabei auf Teslas selbstfahrende Software.
"Dies ist kein System, das Mitglieder der Öffentlichkeit befördern oder auf öffentlichen Straßen getestet werden sollte, ohne dass geschulte Testfahrer hinter dem Steuer sitzen."
Was haben die Videos gezeigt?
In einem Video fährt ein Tesla auf eine Linksabbiegerspur, die eindeutig mit einem großen gelben Pfeil also solche gekennzeichnet ist, fährt dann aber geradeaus über die Kreuzung und wechselt auf die Gegenfahrbahn auf der anderen Seite. Das Auto scheint zu merken, dass es einen Fehler gemacht hat, und beginnt mehrmals zu schleudern, wobei das Lenkrad hin und her ruckt, bevor es sich schließlich wieder beruhigt.
Der Tesla fährt zehn Sekunden lang auf der Gegenfahrbahn weiter. Zu diesem Zeitpunkt gab es keinen Gegenverkehr.
Der Beifahrer, der das Video veröffentlicht hat, der Vermögensverwalter Rob Maurer, nahm den Vorfall gelassen hin. "Es sind keine Fahrzeuge in Sicht, also war es kein Sicherheitsproblem", sagte Maurer in einem Kommentar zu seinem Video. "Ich habe mich in der Situation nicht unwohl gefühlt".
Ein anderes Video zeigt, wie ein Tesla zweimal plötzlich mitten auf der Straße anhält, möglicherweise als Reaktion auf die blinkenden Lichter von Polizeifahrzeugen. Aber die Polizei interessiert sich offensichtlich weder für den Tesla noch für den Verkehr vor oder hinter ihm, denn sie hat auf Nebenstraßen geparkt, die nicht in der Nähe des Tesla liegen, und reagiert offenbar auf ein anderes Ereignis.
Bei mehreren Vorfällen wurde auch eine "Phantombremsung" festgestellt, bei der das Fahrzeug plötzlich und ohne Grund anhält.
Erste Tests des "Full Self-Driving" scheiterten schon vergangenes Jahr
Die Bundesbehörden haben im vergangenen Jahr eine Untersuchung darüber eingeleitet, wie Teslas mit dem von Musk so genannten "Full Self-Driving" bei schlechten Sichtverhältnissen reagiert haben. Zuvor war es zu mehreren Unfällen gekommen, darunter ein tödlicher. Tesla war damals gezwungen, 2,4 Millionen seiner Fahrzeuge zurückzurufen.
Musk hat wiederholt betont, dass seine Teslas mit Full Self-Driving sicherer sind als menschliche Fahrer. Seine Robotaxis würden eine neuere, verbesserte Version des Systems verwenden. Nach Musks Aussage würden sie so schnell erfolgreich werden, dass er in der Lage sein wird, bis Ende nächsten Jahres Hunderttausende von ihnen auf der Straße einzusetzen.
Doch selbst wenn der Test in Austin gut verläuft, steht der Milliardär vor großen Herausforderungen. Andere selbstfahrende Unternehmen haben bereits Taxis auf den Markt gebracht, darunter Zoox von Amazon und der derzeitige Marktführer Waymo, der nicht nur in Austin, sondern auch in mehreren anderen Städten Fahrgäste abholt. Das Unternehmen gab kürzlich bekannt, dass es die 10-millionste bezahlte Fahrt absolviert hat.
Musk braucht einen Sieg bei Robotaxis. Seine Arbeit in der Trump-Regierung als Kostensenkungszar hat viele Käufer unter Teslas traditionell umweltbewusster und liberaler Basis in den USA verprellt.
Auch in Europa sind die Käufer zurückgeschreckt, nachdem Musk Anfang des Jahres einige rechtsextreme Politiker in Großbritannien und Deutschland umgarnt hatte.