Entlang der Wolga auf den Spuren der Tataren

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“Am Ufer der Wolga, im Herzen Russlands, liegt eine Republik, die zwei kulturelle Traditionen vereint: Tatarstan. Jetzt in Russian Life!”

Jahrhundertelang haben Kriege entlang des größten russischen Flusses das Schicksal des riesigen und sehr facettenreichen Landes geprägt.

Yevgeniya Novikova, tatarische Tourismusexpertin:
“Die Wolga hat im Mittelalter die Eroberung neuer Landstriche ermöglicht. Und sie ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Jahrhunderten und Völkern, zwischen Menschen, Kulturen und Religionen. Für die, die an ihren Ufern leben, ist die Wolga von unschätzbarem Wert.”

Heute ist der Fluß ein viel genutzter Transportweg, der sich noch von dem Sinken eines Kreuzfahrtschifss im vergangenen Jahr erholt.

Yevgeniya Novikova, tatarische Tourismusexpertin:
“Alle Schiffe werden überprüft – der technische Zustand, die Motoren, die Schiffskörper und die Brandschutzvorrichtungen.”

Fakten zu Tatarstan

  • Die russische Republik Tatarstan liegt ungefähr 800 Kilometer östlich von Moskau
  • Sie erstreckt sich über eine Fläche von 68.000 Quadratkilometern und hat über 3,7 Millionen Einwohner. Zwei Millionen davon sind Tataren, eineinhalb Millionen sind Russen. Außerdem gibt es weitere ethnische Gruppen
  • Tatarstan sieht sich selbst als Beispiel für einen erfolgreichen Mulitkulturalismus, da die Religionen friedlich ko-existieren
  • Kazan, die Hauptstadt von Tatarstan, ist eine von Russlands größten und florierendsten Städten. Sie wird hinter Moskau und Sankt Petersburg als “dritte Hauptstadt” bezeichnet

In der Geschichte Tatarstans hat die Wolga eine besondere Rolle gespielt. Denn als der russische Zar Ivan der Schreckliche im 16. Jahrhundert Kazan eroberte, nutzte er die kleine Insel Sviyazhsk als Basis für seinen Angriff.

Pater Siluan:
“Das moderne Tatarstan vereint zwei Kulturen: die russisch-orthodoxe und die tatarische Kultur, die auf dem Islam fußt. Diese beiden Kulturen verschmelzen aber nicht zu einer einzigen. Sie bleiben getrennt, bereichern sich aber gegenseitig -wie das bei einer friedlichen Ko-Existenz eben so ist.”

Schmucklose Kirchenwände und zersetzte Fresken sind das Erbe der Sowjetzeit. Damals wurden viele historische Gebäude der Insel zerstört – oder als Gulag oder Versorgungsräume genutzt.

Valeriy Kosushkin, Restaurator:
“Eine Zeit lang wurde diese Kathedrale als Lager für Getreide und Salz benutzt. Das hat zu seiner Verwahrlosung beigetragen. Und dann wurde sie einfach aufgegeben.”

Heute bringen Restaurierungen neues Leben in die Inselstadt aus dem 16. Jahrhundert. Nach Jahrzehnten in Vergessenheit ist Sviyazhsk nun der richtige Ort für eine Reise in die Vergangenheit.

Almaz Kazakov, Schmied:
“Viele Handwerke sind heute vergessen. Hier kann jedoch jeder versuchen, Metall zu schmieden, eine Schale zu töpfern oder einen Korb zu binden.”

Nur wenige hundert Kilometer flussabwärts liegt Bolgar, die frühere Hauptstadt der Tataren. Sie konvertierten vom Heidentum zu einer Religion, die die Araber im 10. Jahrhundert brachten.

Liliya Safina, Vize-Direktorin des Bolgar Memorial Estate:
“Die früheren Bulgaren nahmen eine für sie neue Religion an – den Islam. Von diesem Ort und in dieser Zeit breitete sich der Islam in Europa und Sibirien aus.”

Die mächtigen Wolga-Bulgaren kontrollierten den größten Teil des Handels zwischen Europa und Asien – vor seinem Niedergang im 13. Jahrhundert. Heute sind die Überreste von Moscheen, Mausoleen und Bädern ein Anziehungspunkt für religiöse Pilger und Archäologen.

Liliya Safina, Vize-Direktorin des Bolgar Memorial Estate:
“Die beiden historischen Städte unserer Republik – Bolgar und Sviyazhsk – werden restauriert und wiederbelebt. So können wir die Monumente zweier Religionen erhalten und studieren, die jahrhundertelang in unserem Land nebeneinander her existierten.”

Denis Loktev, euronews:
“So viel zu Tatarstan. In der kommenden Ausgabe entdecken wir die westliche Enklave Kaliningrad – die Hauptstadt des Bernsteins. Nächste Woche in Russian Life!”

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