Newsletter Newsletters Events Veranstaltungen Podcasts Videos Africanews
Loader
Finden Sie uns
Werbung

EU will 600.000 Arbeitnehmer für Verteidigungssektor umschulen

Arbeiter in einer bulgarischen Fabrik der VMZ Sopot, die auf die Herstellung von Sprengstoffen und pyrotechnischen Verbindungen spezialisiert ist.
Arbeiter in einer bulgarischen Fabrik der VMZ Sopot, die auf die Herstellung von Sprengstoffen und pyrotechnischen Verbindungen spezialisiert ist. Copyright  European Union
Copyright European Union
Von Alice Tidey
Zuerst veröffentlicht am
Teilen Kommentare
Teilen Close Button

Europa versucht, schnell wieder aufzurüsten. Das Problem dabei? Es gibt zu wenig qualifizierte Menschen, um die für eine ausreichende europäische Verteidigungsstrategie erforderliche Menge an Material zu entwickeln oder zu produzieren.

Mehr als eine halbe Million Arbeitnehmer sollen in den Verteidigungssektor wechseln - denn dort herrscht akuter Fachkräftemangel. Bis 2030 sollen in der EU 600.000 Menschen für die Verteidigungsindustrie weiter- oder umgeschult werden. Sie sind essentieller Bestandteil der europäischen Aufrüstungsstrategie.

Dazu hat die Europäische Kommission einen Fahrplan zur Umgestaltung der Verteidigungsindustrie vorgestellt. Die Höherqualifizierung ist nur eine von mehreren Maßnahmen. Dazu gehört auch eine so genannte Talentplattform zur Förderung von Praktika in kleinen und mittleren Unternehmen, Start-ups und Scale-ups im Bereich Dual-Use und Verteidigung.

Personal-Engpass im Verteidigungssektor

"Wir müssen die Qualifikationen sichern, die wir für die Verteidigung brauchen", sagte ein Kommissionsbeamter zu Euronews unter der Bedingung der Anonymität.

"Dies wird zu einem großen Engpass, da alle Akteure im Verteidigungsbereich darum ringen, immer innovativere Produkte zu produzieren, und der Mangel an Fachkräften zu einem harten Wettbewerb sowohl innerhalb der Branche als auch zwischen den Sektoren geführt hat."

Die EU ist bestrebt, vor Ende des Jahrzehnts aufzurüsten - in erster Linie mit in Europa hergestellter Ausrüstung. Sie geht davon aus, dass Russland zu diesem Zeitpunkt in der Lage sein könnte, ein anderes europäisches Land anzugreifen. Eines der größten Probleme ist jedoch der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, der zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass die EU-Mitgliedstaaten jahrzehntelang zu wenig in die Verteidigung investiert haben.

Neuer Arbeitsmarkt - ohne Fachkräfte?

Nach Jahren des Rückgangs begann der Arbeitsmarkt in der europäischen Verteidigungsindustrie im Jahr 2022 wieder zu wachsen. Die großangelegte russische Offensive in der Ukraine hat die EU-Länder dazu veranlasst, ihre Verteidigungsausgaben erheblich aufzustocken.

Im Jahr 2023 waren in der EU-Verteidigungsindustrie rund 581 000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Anfang des Jahres veröffentlichten Daten der Europäischen Verteidigungsagentur zeigen, dass die Zahl der Stellen im Verteidigungssektor seit dem Höchststand Ende 2022 zwar etwas zurückgegangen ist, aber immer noch 41 Prozent über dem Niveau von 2021 liegt.

In der jüngsten Roadmap der Kommission heißt es jedoch, dass der Mangel an Arbeitskräften und Qualifikationen in diesem Sektor "die operativen Fähigkeiten und damit die Sicherheit der EU gefährdet".

Dieser Mangel sei ein Problem sowohl auf der Angebotsseite, wo bahnbrechende Technologien wie KI und Quantum für Verteidigungsanwendungen entwickelt werden, als auch auf der Nachfrageseite, wo Streitkräfte und Beschaffungsstellen Fachwissen benötigen, um diese neuen Systeme schnell zu erwerben und zu integrieren.

Sich auf den Krieg vorbereiten

Um diese Lücke zu schließen, will die EU-Exekutive ein Pilotprojekt zur Qualifikationsgarantie einrichten, um "Arbeitnehmern aus dem Automobilsektor und den damit verbundenen Lieferketten, die sich in einer Umstrukturierung befinden oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, dabei zu helfen, Arbeitsplätze in wachsenden strategischen Sektoren wie der Verteidigung zu finden", heißt es in der Roadmap.

Andrius Kubilius, EU-Kommissar für Verteidigung, erklärte gegenüber Journalisten, dass die Maßnahmen darauf abzielen, "jährlich etwa 12 Prozent der Beschäftigten in der Verteidigungs- und Luft- und Raumfahrtindustrie weiterzubilden und bis zum Jahr 2030 600.000 Menschen für die Verteidigungsindustrie umzuschulen".

Die Kommission strebt auch die Einrichtung einer EU-Talentplattform für die Verteidigungsindustrie an, um Praktika durch ein Gutscheinsystem zu unterstützen. Im Rahmen des Pilotprojekts sollen 300 solcher Gutscheine an Studierende ausgegeben werden.

"Die Idee ist es, neugierigen und klugen Köpfen die Möglichkeit zu bieten, sich mit den Anforderungen an Innovationen im Verteidigungsbereich vertraut zu machen", so der EU-Kommissar.

Die letzte Säule der Strategie besteht darin, bestehende EU-Online-Lerneinrichtungen wie die EUSPA Space Academy und die Digital Skills Academies zu nutzen, um verteidigungsbezogene Fähigkeiten zu fördern.

Die Kommission plant auch die Einrichtung einer eigenständigen EU-Akademie für die Verteidigungsindustrie, jedoch nicht vor 2028, wenn die EU in eine neue Haushaltsperiode eintritt.

Zu den Barrierefreiheitskürzeln springen
Teilen Kommentare

Zum selben Thema

"Militär-Schengen": Im Notfall 6-Stunden-Regel für Militärtransporte

EU-Länder sollten sich nicht nur auf Artikel 5 der NATO verlassen, so EU-Kommissar Kubilius

UN-Agentur warnt vor Rückführungen nach Afghanistan