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Verteidigungssektor boomt: Branche verzeichnet höhere Einstellungszahlen

Ein Airbus A330 MRTT Tank- und Transportflugzeug wird in der Airbus-Fertigungsstätte in Getafe gebaut
Ein Airbus A330 MRTT Tank- und Transportflugzeug wird in der Airbus-Fertigungsstätte in Getafe gebaut Copyright  Copyright 2025 The Associated Press. All rights reserved
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Von Servet Yanatma
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Die Verteidigungsausgaben der EU sind zwischen 2021 und 2024 um über 30 Prozent gestiegen. Mit den wachsenden Ausgaben werden auch zunehmend mehr Arbeitskräfte gesucht.

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Die EU-Mitgliedsstaaten haben ihre Verteidigungsausgaben binnen drei Jahren um mehr als 30 Prozent erhöht. Die Europäischen Verteidigungsagentur (Europe Defence Agency) gibt eine Erhöhung von 214 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf geschätzte 326 Milliarden Euro im Jahr 2024 an.

Das hat direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Die europäische Verteidigungsindustrie sieht sich einem wachsenden Bedarf an Arbeitskräften gegenüber, was zu einem Anstieg der Stellenausschreibungen führt. Laut der globalen Stellenvermittlungsplattform Indeed hat die Zahl der Neueinstellungen im europäischen Verteidigungssektor im Vergleich zum allgemeinen Arbeitsmarkt stark zugenommen.

Verteidigungssektor: Hoher Bedarf an Arbeitskräften

Seit 2022 liegen die Stellenausschreibungen im Verteidigungssektor deutlich über dem allgemeinen Markttrend. Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich sind nach wie vor die wichtigsten Zentren für die Einstellung von Mitarbeitern im Verteidigungsbereich.

Sicherheit ist seit langem eine der Hauptprioritäten für Europa, hat aber seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine Anfang 2022 noch an Bedeutung gewonnen. In jüngster Zeit sind auch die Spannungen im Nahen Osten aufgrund des Konflikts zwischen Israel und dem Iran eskaliert.

Die Daten zu den Stellenausschreibungen deuten darauf hin, dass sich dies alles auf die europäische Verteidigungsindustrie auswirkt, so Indeed.

Nach einem pandemiebedingten Rückgang im Jahr 2020 erholten sich die Stellenausschreibungen sowohl im Verteidigungssektor als auch auf dem Gesamtarbeitsmarkt zunächst in ähnlichem Tempo. Anfang 2022, etwa zum Zeitpunkt des russischen Einmarsches in der Ukraine im Februar, trennten sich ihre Wege jedoch deutlich.

Mehr Stellen im Verteidigungssektor frei

Die Stellenausschreibungen insgesamt erreichten im Juli 2022 einen Höchststand, der 46 Prozent über dem Durchschnitt von 2021 lag. Der für diese Daten verwendete Index setzt die durchschnittlichen monatlichen Stellenausschreibungen des Jahres 2021 auf 100. Seit diesem Höchststand sind die Stellenausschreibungen insgesamt zurückgegangen.

Nicht aber im Verteidigungssektor: Die Zahl der Stellenausschreibungen stieg weiter an und erreichte im November 2022 einen Höchststand - das Doppelte des Durchschnittswerts von 2021.

Obwohl die Stellenausschreibungen im Verteidigungssektor seither etwas zurückgegangen sind, lagen sie im Mai 2025 immer noch 41 Prozent über dem Niveau von 2021. Im Vergleich dazu ist der allgemeine Arbeitsmarkt mit 99,5 Indexpunkten leicht unter seinen Referenzwert von 2021 gesunken.

Bei den in die Analyse einbezogenen Unternehmen handelt es sich größtenteils um privatwirtschaftliche Arbeitgeber. Stellen bei den Streitkräften werden nicht berücksichtigt.

"Das Interesse der Arbeitssuchenden am Verteidigungssektor hat seit dem Ausbruch des Krieges zugenommen, insbesondere in Deutschland, wo die Suchaktivität Anfang 2022 in die Höhe schoss und auf einem hohen Niveau geblieben ist", sagte Virginia Sondergeld, Ökonomin bei Indeed Hiring Lab, gegenüber Euronews Business.

"Dies zeigt, wie geopolitische Ereignisse die öffentliche Wahrnehmung des Sektors prägen und potenziell neue Talente anziehen können."

Sie merkte an, dass die Aufrechterhaltung und der Ausbau qualifizierter Arbeitskräfte im Verteidigungsbereich langfristige öffentliche Investitionen erfordern. "Wenn diese Finanzierung fortgesetzt wird, könnte der Sektor einen strukturellen Anstieg seiner Bedeutung auf dem Arbeitsmarkt erfahren", fügte sie hinzu.

Frankreich dominiert europäischen Verteidigungsmarkt

Auf Frankreich entfällt der größte Anteil der europäischen Stellenausschreibungen der großen Verteidigungsunternehmen, nämlich rund 43 Prozent (Stand: Mai 2025). Dies ist ein Rückgang gegenüber 57 Prozent Anfang 2020.

Auf Deutschland und das Vereinigte Königreich entfallen jeweils 17 Prozent der Stellenausschreibungen. Der Anteil der anderen europäischen Länder ist in diesem Zeitraum von sieben Prozent auf 23 Prozent gestiegen. Dies spiegelt "die geografische Diversifizierung von Investitionen und Einstellungen im Verteidigungsbereich wider", so die Wirtschaftswissenschaftler Alexandre Judes und Virginia Sondergeld von Indeed.

Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich haben jeweils große und spezialisierte Verteidigungsindustrien. Judes und Sondergeld erklärten, dass Frankreich mit Unternehmen wie Dassault, Thales und Safran eine umfassende Autonomie anstrebt.

Das sind die Top-Arbeitgeber im Verteidigungssektor

Deutschland, wo Rheinmetall und Hensoldt ansässig sind, spielt eine Schlüsselrolle bei den künftigen Landsystemen der NATO, und das Vereinigte Königreich ist durch BAE Systems stark im Bereich der Marine- und Luftfahrtsysteme vertreten. Da diese Unternehmen ihre Produktion und Innovation ausweiten, steigt die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften in den Bereichen Software, Technik und Fertigung weiter an.

Mehrere große europäische Verteidigungsunternehmen sind grenzüberschreitend tätig. Unternehmen wie Airbus Defence and Space, MBDA und KNDS leiten gemeinsame europäische Programme in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge.

Im Vereinigten Königreich stieg das Interesse der Arbeitssuchenden am Verteidigungssektor nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs 2022 leicht an, ist seitdem aber weitgehend unverändert geblieben. Im Gegensatz dazu ist das Interesse in Frankreich und Deutschland gestiegen.

"Im Vereinigten Königreich war der Verteidigungssektor bereits relativ groß, und die politischen Veränderungen waren eher schrittweise, zogen weniger öffentliche Aufmerksamkeit auf sich und führten wahrscheinlich zu geringeren Veränderungen in der Wahrnehmung der Arbeitssuchenden", so Virginia Sondergeld.

In Frankreich lag der Anteil der Suchanfragen im Bereich Verteidigung im April 2025 bei 0,18 Prozent, gegenüber 0,08 Prozent im Jahr 2021. Deutschland verzeichnete den stärksten frühen Anstieg. Der Anteil der Suchanfragen stieg von 0,026 Prozent im Januar 2022 auf 0,084 Prozent im März 2022 und blieb damit auf hohem Niveau.

Trotz dieser Veränderungen weisen die Ökonomen von Indeed darauf hin, dass die Verteidigung ein Nischenbereich bleibt. Selbst in Ländern mit steigendem Interesse machen verteidigungsbezogene Suchen immer noch einen kleinen Anteil an der gesamten Stellensuche aus.

Gesucht: Softwareentwicklung und Ingenieurwesen

Im Vereinigten Königreich liegt die Softwareentwicklung mit einem Anteil von 14,5 Prozent an den gesamten Stellenausschreibungen der großen europäischen Verteidigungsunternehmen vorn. In Frankreich liegt ihr Anteil bei 11,9 Prozent und in Deutschland bei 10,2 Prozent.

In Frankreich steht der Bereich Wirtschaftsingenieurwesen mit 19 Prozent der Stellenausschreibungen an erster Stelle. Auch Ingenieur-, Fertigungs- und Managementpositionen sind in den Verteidigungsunternehmen von großer Bedeutung.

Sondergeld sagte, dass die gegenwärtigen Marktbedingungen für Personalvermittler im Verteidigungsbereich vorteilhaft sein könnten, da die Zahl der Stellenausschreibungen in traditionellen technischen Berufen in den letzten Jahren in ganz Europa stark zurückgegangen ist.

Die Rolle des Anstiegs der Verteidigungsausgaben

Zwischen dem Anstieg der Stellenausschreibungen und Einstellungen im Verteidigungsbereich sowie dem Ansteig der Verteidigungsausgaben in Europa sieht Dr. Calle Håkansson eindeutig einen Zusammenhang.

Der Forscher bei der schwedischen Verteidigungsforschungsagentur erklärte, dass Verteidigungsunternehmen mehr Personal einstellen müssen, um die wachsende Nachfrage angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage in Europa und weltweit zu decken. Das gekte für große Hauptauftragsnehmer als auch kleinere Unterauftragnehmer.

Er wies darauf hin, dass die weltweiten Militärausgaben nach jüngsten Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) den steilsten Anstieg seit dem Ende des Kalten Krieges erlebt haben.

"Diese Entwicklung wirkt sich eindeutig auf die Verteidigungsindustrie in ganz Europa aus, mit stetig wachsenden Auftragsbüchern und einer erhöhten Nachfrage nach Produktionskapazitäten, was sich folglich auf die Einstellungen in diesem Sektor auswirkt", so Håkansson gegenüber Euronews Business.

Wachsende Sicherheitsbedenken in Europa haben das Interesse an Karrieren im Verteidigungssektor erhöht, erklärte er. "In Schweden zum Beispiel ist das Verteidigungsunternehmen Saab in letzter Zeit zu einem der attraktivsten Arbeitgeber für frisch graduierte Ingenieure geworden", fügte er hinzu.

Dr. Caroline Batka, leitende Militäranalystin an der Comenius-Universität, betonte, dass die europäische Verteidigungsindustrie expandiere, da die NATO vorgeschlagen habe, die Verteidigungsausgaben auf über 2 Prozent des BIP anzuheben.

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