Karel De Gucht: "Wir wollen mehr Einfluss, um andere Länder dazu zu zwingen, ihre Märkte zu öffnen."

Karel De Gucht: "Wir wollen mehr Einfluss, um andere Länder dazu zu zwingen, ihre Märkte zu öffnen."
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Von Euronews
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Exporte sind der Schlüssel im weltweiten Wachtumsrennen. Der EU-Handelskommissar Karel De Gucht hat also eine wichtige Mission. Er will, dass sich die EU in der Handelspolitik durchsetzt.

Es gibt jedoch viele Hindernisse: den Währungskrieg und die protektive Haltung der USA und Chinas.

Euronews hat Karel De Gucht im Vorfeld des
G20-Gipfels getroffen.

Sergio Cantone, Euronews:
Wie wirkt sich dieser andauernde Währungskrieg auf den Handel aus?”

Karel De Gucht, EU-Handelskommissar:
“Nun, er wirkt sich auf das weltweite Handelsklima aus. Es kann sehr gefährlich werden, wenn es zu einem Wettbewerbs-Wettrennen um die schwächste Währung kommt. Wenn wir das nicht stoppen, und das geht nur auf internationalem Level, ich denke da an den G20 Gipfel, dann wird sich die Situation weiter verschlechtern.”

Euronews:
“Ist die Europäische Union ein schwächerer Block, im Vergleich zu den anderen, also zu den USA und China?”

Karel De Gucht:
“Ich glaube nicht, denn wir haben den Euro und der Euro hält ganz gut stand. Manche sagen, dass er zu stark ist. Doch andrerseits unterstützt er unsere Wirtschaft. Ich glaube also nicht, dass wir uns in einer schwachen Position befinden. Doch als die größte Wirtschaft spüren wir natürlich die Verschlechterung des weltweiten Wirtschaftsklimas.”

Euronews:
“Der Dollar ist schwach, der chinesische Yuan ist ebenfalls schwach. Die Europäische Union oder bestimmte Länder der EU haben sich jedoch für einen starken Euro entschieden, liegen sie damit richtig?”

Karel De Gucht:
“Wenn Sie einen schwächeren Euro möchten, dann müssen Sie ähnliche Maßnahmen wie die USA ergreifen. Dort drucken sie Geld und ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist.
Kurzfristig ist das eine Abhilfe, doch langfristig ist es eine schlechte Wahl und ich glaube es wäre die falsche Entscheidung für Europa.”

Euronews:
“Und was ist mit China?”

Karel De Gucht:
“China konzentriert sich natürlich auf den Export. Sie haben viele Möglichkeiten, um ihre Exporte zu subventionieren. Sie erreichen das mit Hilfe eines schwachen Yuan und mit Subventionen. Eine Zeit lang haben sie auch mit Schleuderpreisen gearbeitet. Wir gehen momentan dagegen vor.”

Euronews:
“Wird die EU ihre Gemeinsame Europäische Agrarpolitik reformieren, um den Forderungen ihrer Handelspartner entgegen zu kommen?”

Karel De Gucht:
“Europa blockiert die WTO-Entwicklungsagenda von Doha nicht. Wir sind die größten Unterstützer der Entwicklungsagenda, doch es gehören immer zwei dazu, und das ist das wirkliche Problem.
Solange keiner der wichtigen Akteure einen politischen Schachzug wagt, wird es sehr schwierig sein, die Verhandlungen in Gang zu bringen. Doch es ist auf jeden Fall nicht die EU, die die Verhandlungen blockiert, im Gegenteil.”

Euronews:
“Die EU bemüht sich außerdem um die Freigabe der öffentlichen Vergabeverfahren in anderen Handelszonen. Das könnte ein großer Auftrieb für die EU-Exporte sein, also eine Möglichkeit, um aus der Rezession zu kommen.”

Karel De Gucht:
“Wissen Sie, es geht um Fairness.
Wir schlagen vor, dass wir ein Werkzeug zur Verfügung haben sollten. Wir arbeiten momentan daran.
Wenn das öffentliche Vergabeverfahren in einem Land gesperrt ist, dann sollten wir die Möglichkeit haben, in bestimmten Sektoren sowie bei unseren eigenen Beschaffungsmärkten das gleiche zu tun.
Offene Märkte sind sehr, sehr wichtig, sie sind sogar unabdingbar für ein anhaltendes Wachstum der Weltwirtschaft, doch man kann sie nicht alleine erschaffen.
Aus diesem Grund wollen wir mehr Einfluss, so dass wir andere Länder dazu zwingen können, ihre Märkte zu öffnen.”

Euronews:
“Der französische Präsident Nicolas Sarkozy will beim G20-Gipfel eine Reform des internationalen Geldsystems vorschlagen. Was erwarten Sie sich davon für den Handel?”

Karel de Gucht:
“Ich hoffe, dass die Reform den Handel nicht behindert, wobei wir momentan noch nicht genau wissen, wie der Reformvorschlag aussehen wird.
Wir sollten außerdem klar unterscheiden zwischen Geld- und Handelspolitik.
Handelspolitik beruht auf Offenheit, Wettbewerb und Gegenseitigkeit.
Sie sollte nicht von restriktiven Maßnahmen beeinflusst werden, von Maßnahmen, die letztendlich zum Protektionismus führen.”

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