Von Selbstmord bis Snowden: Theorien zu Rätsel um Flug MH370

Von Selbstmord bis Snowden: Theorien zu Rätsel um Flug MH370
Von Euronews  mit dpa, Reuters

Fast ein Jahr ist es her, dass der Malaysia-Airlines-Flug MH370 spurlos verschwand. Am 8. März riss der Kontakt zu der Boeing ab. Unter der Leitung

Fast ein Jahr ist es her, dass der Malaysia-Airlines-Flug MH370 spurlos verschwand. Am 8. März riss der Kontakt zu der Boeing ab. Unter der Leitung Australiens begann eine beispiellose internationale Suchaktion im Indischen Ozean. Alle 239 Menschen an Bord wurden für tot erklärt. Doch die Spurensuche hält an. Australien und Malaysia fahnden in Tiefen von bis zu 6000 Metern, auf einer Fläche von 60.000 Quadratkilometern. Gefunden haben sie bisher: nichts. Wo es keine Erkenntnisse gibt, ist viel Raum für Spekulationen. Von Entführungen durch die Taliban bis hin zu Verbindungen mit den Snowden-Enthüllungen scheint alles möglich. Oder nicht? Sehen sie selbst:

Die Absturz-Theorie:

Wird vor allem von den offiziellen Ermittlern unterstützt. Sie arbeitem mit Daten der britischen Firma Inmarsat. Die Maschine hatte zu deren Satelliten Kontakt, auch nachdem die Funk- und Ortungssysteme abgeschaltet waren. Diese Daten wurden zusammen mit den Satellitendaten vor dem Kontaktverlust ausgewertet. Demnach liegt die Absturzstelle 2000 Kilometer westlich der australischen Stadt Perth im Indischen Ozean. Umstritten ist, aus welchem Grund das Flugzeug seine Reise dort beendete.

Eine Theorie besagt, dass ein technischer Defekt zum Absturz führte. An Bord war eine Ladung mit gut 200 Kilogramm hoch brennbaren Batterien. Ein Brand hätte womöglich die beiden Kommunikationssysteme zerstören können. Dann hätten die Piloten aber im Cockpit Alarm gehört und über Funk eine Notsituation gemeldet, sagen Piloten. Sie äußern weitere Zweifel: Hätten toxische Dämpfe oder ein Druckabfall Passagiere und Crew bewusstlos gemacht, hätte die Maschine nach dem letzten Radarkontakt nicht zwei abrupte Kursänderungen vornehmen können.

Die Abschuss-Theorie:

Der britische Autor Nigel Cawthorne behauptet in seinem Buch Das Geheimnis um Flug MH370, die Maschine könne aus Versehen abgeschossen worden sein. Bei einer damals stattfindenden thailändisch-amerikanischen Militärübung im Südchinesischen Meer sei scharfe Munition verwendet worden. Die Geschichte vom stundenlangen Flug in Richtung Süden sei erfunden worden, um sicherzustellen, dass das Wrack an falscher Stelle gesucht und nie gefunden werde. Seriöse Experten zweifeln allerdings nicht an den Angaben der Satellitenfirma Inmarsat.

Die Terror-Theorie:

Wurde eine Woche nach dem Verschwinden der Maschine von Malaysias Regierungschef Najib Razak auch von offizieller Seite ins Spiel gebracht. Er sagte: “Die Bewegungen des Flugzeuges deuten auf absichtliches Eingreifen durch jemanden an Bord hin.” Die Ermittler haben alle Passagiere und Besatzungsmitglieder unter die Lupe genommen. Doch niemand hatte Terror-Sympathien oder -Verbindungen, auch die beiden Iraner nicht, die mit gefälschten europäischen Pässen an Bord waren. Sie träumten vom besseren Leben in Europa. Zudem hat sich keine Terrororganisation je zu einem Anschlag bekannt.

In den Wochen nach dem Verschwinden wurde darüber spekuliert, das Flugzeug könnte nach dem Verschwinden in Malaysia Richtung Nordwesten abgedreht sein, bis nach Afghanistan oder Pakistan. Zu den Verteidigern dieser Theorie gehörten unter anderem der republikanische Kongressabgeordnete Michael McCaul.

Ein US-Generalleutnant im Ruhestand spekulierte, das Flugzeug solle zu einem Anschlag auf Israel genutzt werden. Er erhielt Schützenhilfe von Medienmogul Rupert Murdoch.

Die russische Zeitung Moskovsky Komsomolets berichtete unter Berufung auf eine Quelle aus dem Militär, Flug MH370 sei nach Afghanistan entführt worden. “Wir wissen, dass der Name des Terroristen, der dem Piloten Befehle gab, ‘Hitch’ ist. Das Flugzeug ist in der Nähe von Kandahar”, hieß es in dem Bericht.

Die Taliban bestreiten jede Verwicklung in das Rätsel.

Die Piloten-Theorie:

Erscheint vielen erfahrenen Unfallermittlern wahrscheinlich. Sie vermuten, dass der Pilot selbst die Maschine ins Verderben lenkte. So könnte es ihrer Auffassung nach gewesen sein: Der Pilot dirigiert den Kopiloten unter einem Vorwand aus dem Cockpit, nimmt eine Sauerstoffmaske, löst in der Kabine einen Druckabfall aus, der alle ins Koma versetzt, und fliegt Richtung Süden, bis die Maschine mit leeren Tanks abstürzt. Nahegelegt wurde diese Version in einer Dokumentation des National Geographic Channel. Doch die Frage bleibt: Warum würde aber jemand auf Suizid-Mission die Maschine so lange fliegen lassen?

Eine National Geographic-Dokumentation über Flug MH370:

Der britische Boeing-Pilot Simon Hardy glaubt ebenfalls, dass der Pilot die Unglücksursache ist: Er habe das Flugzeug über seine Heimat, die malaysische Insel Penang, gelenkt und dann auf dem Wasser gelandet, wo es sank. Nachzulesen unter anderem auf Mirror.

Die Snowden-Theorie:

Existiert fernab jeder offiziellen Quelle, ist laut dem britischen Independent “eine der bisher verrücktesten Theorien” und wurde von dem User eines Internetforums mit dem Synonym Dark_Spectre verbreitet. Er sagt: Chinesische oder US-Behörden haben das Flugzeug entführt. Ihr Ziel seien 20 Angestellte einer US-Firma gewesen, die laut den Enthüllungen des US-Whistleblowers Edward Snowden Überwachungstechnologien für die NSA entwickelte. China könnte ihm zufolge darin verwickelt sein, weil die NSA mit Hilfe der angeblich Entführten auch die Volksrepublik überwachte. Dass so viele Experten mit Verbindung zur NSA zusammen verschwanden könne kaum ein Zufall sein, so Dark_Spectre.

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