Varoufakis und der Stinkefinger: die schwierige Wahrheit

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Von Christoph Debets
Varoufakis und der Stinkefinger: die schwierige Wahrheit

Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis hat erneut bestritten, die umstrittene “Stinkefingergeste” gegenüber Deutschland gemacht zu haben. Aufnahmen, die Varoufakis selbst in einem Tweet als “unmanipuliert” bezeichnet hat, legen allerdings anderes nahe.

Die Äußerung im engeren Zusammenhang ist ab 39:50 zu sehen, der “Stinkefinger” erscheint bei 40:31.

In der ARD-Talk-Show Günther Jauch mit den Aufnahmen konfrontiert, bezeichnete er das Video als “manipuliert”. Eine Auffassung, die er am Donnerstag wiederholte: “Ich habe gesagt, dass dies ein manipuliertes Video ist, dies eine Geste war, die ich niemals in meinem Leben gemacht habe und dass die Deutschen bessere Medien verdienen”, sagte Varoufakis am Donnerstag.

Der Organisator der Veranstaltung auf dem “Subversive Festival” in Zagreb, auf der die umstrittene Geste gemacht wurde, bezeichnete den Ausschnitt als aus dem Zusammenhang gerissen.

In der Tat vertritt Varoufakis in der Sequenz 2013 die Auffassung, dass Griechenland 2010 hätte drohen sollen, für den Fall, dass man keine einvernehmliche Umschuldung erreicht und zu neuen Krediten gezwungen wird, jenen, die es dazu zwingen, u.a. Deutschland, den “Stinkefinger zu zeigen”.

In deutschen Medien wird dies weitgehend so interpretiert, dass Varoufakis Deutschland generell den “Stinkefinger” gezeigt habe. Das ist so aber nicht richtig.

Inzwischen hat die Kontroverse die Late Night Comedy erreicht. Die ZDF-Satiresendung “Neo Magazin Royale” demonstrierte, wie sie den “Stinkefinger” in das in der ARD gezeigte Video hineinmanipuliert hatte.

Zu der sofort entstandene Kontroverse und Verwirrung teilte das ZDF mit, man “erwäge künftig bei allen @neomagazin-Ausstrahlungen im TV und im ZDF den Warnhinweis “Vorsicht Satire!” zu platzieren”.

Finanzminister Varoufakis nahm das ganze mit Humor und twitterte, solche Aktionen gegen blinden Nationalismus bräuchten Politiker dringend.