Auskommen mit 2$ am Tag: Weltweit zum ersten Mal unter 10%

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Die Anzahl der Menschen, die in extremer Armut leben, wird zum ersten Mal seit diese Erhebungen durchgeführt werden, unter 10% sinken. Das gab die

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Die Anzahl der Menschen, die in extremer Armut leben, wird zum ersten Mal seit diese Erhebungen durchgeführt werden, unter 10% sinken. Das gab die Weltbank bekannt. Extreme Armut ist folgendermaßen definiert: Ein Mensch gilt als extrem arm, wenn er mit einem Dollar 90 Cents oder weniger am Tag auskommen muss. Das ist ungefähr ein Euro und 25 Cents.

Die Weltbank gab an, dass 702 Millionen Menschen, das sind 9,6 Prozent der Weltbevölkerung, 2015 in extremer Armut leben werden. Somit ist die Zahl also erstmals unter die 10-Prozent-Hürde gesunken. Im Jahr 2012 waren es noch 902 Millionen Menschen oder 12,8 Prozent der Weltbevölkerung.

Als Grund für die Verbesserung der Lage erklärt die Weltbank, in vielen Entwicklungsländern wie zum Beispiel in Indien sei die Wirtschaft enorm gewachsen. So konnte mehr in Bildung, Sozialwesen und konkret in das Gesundheitssystem investiert werden.

Der Präsident der Weltbank Jim Yong Kim sagte: “Diese Zahlen zeigen, dass wir die erste Generation in der Geschichte der Menschheit sind, in deren Hand es liegt, die extreme Armut auszumerzen.” Er warnte allerdings auch, dass verlangsamtes Wachstum, wackelnde Finanzmärkte, Kriege, hohe Jugendarbeitslosigkeit und der Klimawandel Stolpersteine auf dem Weg sein können. “Das Ziel liegt aber in unserer Reichweite. Wenn der Wille da ist, wenn alle Länder zusammenarbeiten, dann können wir denen auch wirklich helfen, die in extremer Armut leben”, sagte Kim.

Nach Angaben der Weltbank werden im Jahr 2020 die Hälfte der Armen im südlichen Afrika zu finden sein, in Staaten, die von Hilfsorganisationen schwer zu erreichen sind und in denen Konflikte herrschten.

Eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums der Entwicklungsländer könnte auch ein großes Erschwernis auf dem Weg zur Unterdrückung der extremen Armut sein. “Wenn das Wirtschaftswachstum der Entwicklungsländer in den vergangenen 15 Jahren nur eine Blase war, dann stehen wir schlecht da”, sagte Laurence Chandy vom Brookings Institut. “Wenn dies aber ein Trend ist, dann können wir unser Ziel erreichen.”

Im Jahr 1990 stetzte die Weltbank zum ersten Mal einen Messwert für extreme Armut fest. Damals galt als extrem arm, wer mit einem Dollar oder weniger pro Tag auskommen musste. Dieser Messwert ist über die Jahre den Umständen angeglichen worden, zuletzt im Jahr 2008. Der Messwert wurde auf einen Dollar und 25 Cents festgesetzt. Heute liegt er bei einem Dollar 90 Cents. Das ist ungefähr ein Euro und 25 Cents.

Seit 1990 ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Im Jahr 1990 lebten fast zwei Milliarden Menschen mit einem Dollar 25 Cents oder weniger pro Tag, im Jahr 2015 waren es 836 Millionen.

2001 formulierten unter anderem die Vereinten Nationen, die Weltbank und der IWF sogenannte Millenium Development
Goals (MDGs), also Millennium-Entwicklungsziele. Sie sollten bis zum Jahr 2015 verwirklicht werden. Bei welchen der acht Ziele ist das gelungen – und bei welchen nicht?

1. Ziel: Der Anteil der Menschen, die unter Hunger oder extremer Armut leiden, soll halbiert werden. Ergebnis: Das Ziel wurde annähernd erreicht.

2. Ziel: Alle Mädchen und Jungen sollen eine Grundschule besuchen. Ergebnis: Es gibt Teilerfolge, aber 57 Millionen Kinder können immer noch nicht zur Grundschule gehen.

3. Ziel: Die Gleichstellung von Männern und Frauen soll verbessert werden. Ergebnis: Es gibt Teilerfolge, aber auf vielen Gebieten werden Frauen weiter benachteiligt.

4. Ziel: Die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren soll bis 2015 um zwei Drittel sinken. Ergebnis: Das Ziel wurde fast erreicht (mehr als die Hälfte), aber weltweit sterben täglich immer noch 16 000 Kinder unter fünf Jahren.

5. Ziel: Die Müttersterblichkeit soll um drei Viertel sinken. Ergebnis: Das Ziel wurde fast erreicht (knapp die Hälfte), aber 2013 starben Schätzungen zufolge immer noch knapp 300 000 Mütter bei der Geburt.

6. Ziel: Die Verbreitung von HIV soll aufgehalten werden. Ergebnis: Es gibt einen Teilerfolg. Die Zahl der Neuansteckungen wurde um 40 Prozent reduziert

7. Ziel: Die nachhaltige Entwicklung soll gefördert werden. Ergebnis: Es gibt Erfolge, aber auch Misserfolge. So erholt sich die Ozonschicht. Dagegen werden weiter Wälder abgeholzt. Außerdem sind die Kohlendioxidemissionen gestiegen.

8. Ziel: Der Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft. Ergebnis: Es gibt einen Erfolg. Die Entwicklungshilfe der reichen Länder stieg um 66 Prozent an.

Quellen: Reuters, dpa

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