Putztag im All: Clean Space sagt dem Weltraumschrott den Kampf an

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Von  mit DPA/ESA/NASA
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Milliardenteure Satelliten und Menschenleben sind in Gefahr, weil das Problem des Weltraummülls lange ignoriert wurde.

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Die größte Müllhalde der Erde befindet sich direkt über unseren Köpfen: Im Weltraum umkreisen unzählige Trümmer unseren Planeten, Teile von kaputten Satelliten und Raketen längst vergangener Raumfahrtmissionen. Auf einer Konferenz in Darmstadt haben Wissenschaftler nach Strategien gegen das Problem gesucht, denn der Schrott gefährdet milliardenteure Satelliten und das Leben von Menschen.

Die europäische Raumfahrtorganisation ESA schätzt die Zahl der Trümmer auf weit mehr als 100 Millionen. Sie umkreisen die Erde mit durchschnittlich 40.000 Kilometern pro Stunde. “Bei den Geschwindigkeiten können selbst kleine Objekte von Millimetern Größe gewaltige Schäden anrichten”, so Holger Krag, bei der ESA zuständig für das Thema Weltraummüll. “Wir haben es hier also mit einer Gefährdung unserer Infrastrukturen im All zu tun.”

Strategien gegen den Müll

Wissenschaftler konzentrieren sich im Kampf gegen den Weltraumschrott auf zwei Strategien: Sie überwachen die größten Teile, um Kollisionen zu vermeiden. Dank der gewonnenen Informationen können beispielsweise Satelliten oder Raumfahrzeuge rechtzeitig ausweichen.

Die zweite Strategie ist, den Müll zu beseitigen. Angesichts mehr als Hundert Millionen kleiner Teile eine unlösbare Aufgabe, dennoch stellen sich die Forscher in kleinen Schritten der Herausforderung. Die Ideen reichen von weltraumbasierten Technologien wie dem Clean Space Programm der ESA und dem Vorschlag, große Netze im All aufzuspannen bis zu Technologien, die von der Erde aus angewandt werden.

So wird in den USA das SpaDE-System erforscht. Dabei sollen Gase aus der Atmosphäre gezielt in den Weltraum geschossen werden. Diese Wolke soll den Schrott aus seiner Umlaufbahn befördern und zum Verglühen in der Erdatmosphäre bringen. Der Vorteil dieser Methode: Es werden keine neuen Geräte ins All geschickt, die bei Versagen zu neuem Weltraumschrott werden könnten.

Der Müll ist eine Gefahr für Satelliten im Wert von vielen Milliarden Euro, aber auch für Raumfahrer, beispielsweise auf der Internationalen Raumstation ISS.

Nur 18.000 Schrottstücke sind groß genug, dass sie von den Wissenschaftlern überwacht werden können. Ein Ergebnis der Konferenz in Darmstadt ist, dass eine Art Weltraum-Kehrmaschine entwickelt werden soll, die Trümmer im Weltraum mit einem Roboterarm einsammelt und beseitigt. Ziel ist es, das sogenannte Kessler-Syndrom zu vermeiden. So bezeichnen Wissenschaftler den Vorgang, wenn Weltraumschrott mit Weltraumschrott zusammenstößt und dadurch in weitere kleine Teile zerfällt. Eine Kettenreaktion, durch die immer mehr Müll entsteht.

“Die direkten Kosten von Satelliten und die Kosten, die mit ihrem möglichen Verlust entstehen, sind weitaus höher, als die Kosten der Abhilfemaßnahmen”, erklärt Heiner Klinkrad, Leiter des Space Debris Office der ESA. “Clean Space” heißt das Projekt, zu Deutsch: “sauberes Weltall”. Selbst mit der Kehrmaschine wäre man davon allerdings noch weit entfernt: denn auch diese neue Technologie könnte nur die größten der Millionen Schrottteile im All unschädlich machen.

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