Somaliland droht eine Hungersnot

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Von Monica Pinna
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Die Dürre in Somaliland treibt mehr und mehr Menschen in die Flucht.

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Drückende Hitze, steinharte Böden, ausgtrocknete Flüsse. Über 80 Prozent des Viehs in Somaliland ist wegen der Dürre bereits verendet.

Das ist der hohe Preis, den der selbsternannte Staat im Norden Somalias für vier aufeinderfolgende Jahre ohne Regenzeit zahlt.

Somalia schlug bereits im Januar Alarm, um vor einer möglichen Hungersnot zu warnen. Auch Nichtregierungsorganisationen nehmen das Problem sehr ernst.

Binnenflüchtlinge

Für sie ist jeder Tag ein Überlebenskampf.
In der Nähe des Dorfes Baldheere im Westen des Landes, ganz in der Nähe der äthiopischen Grenze,
hat sich eine Gruppe von Vertriebenen niedergelassen. Auf der Suche nach Essen und Wasser legten sie 400 Kilometer zurück.

Layla Abdi kann sich noch an die Strapazen der Reise erinnern. Sie sagt, “ich kam her wegen der schlimmen Dürre, allerdings ist es hier auch nicht besser. Am Anfang hatte ich 70 Ziegen und Schafe, nun habe ich nur noch sechs.”

Seit November wurden wegen der anhaltenden Dürre etwa 600.000 Menschen innerhalb Somalias vertrieben.
Die Hauptstadt zählt nicht zu den Orten, die die meisten Binnenflüchtlinge aufgenommen hat.

Die Einschätzung der euronews-Reporterin Monica Pinna in Hargeysa:
“Für bis zu zwei Drittel der Menschen in ländlichen Gebieten ist die Ernährung nicht gesichert. Sie brauchen dringend Unterstützung. Deshalb ziehen die meisten der neuen Vertriebenen in städtische Gegenden. Allein zwischen November und April kamen 9.500 von ihnen nach Hargeysa. Einige von ihnen ließen sich hier nieder, im Digaale Lager."

Im Vertriebenen-Camp

Das Camp öffnete 2013, um die ersten Dürre-Flüchtlinge aufzunehmen. Derzeit leben hier 1.200 Familien. In den vergangenen zwei Jahren kamen 300 Familien – und allein im letzten Monat waren es 100.

Hassan Omar, Leiter vom Digaale Camp, sagt: “Wir stellen Essen und Medizin bereit. Wir tun alles, um so gut es geht zu helfen. Allerdings bekommen wir derzeit keine Unterstützung von Nichtregierungsorganisation.”

Ugaso Yasin ist Äthiopierien. Im Lager zählt sie noch zu den Neuankömmlingen. Vor drei Wochen kam sie zusammen mit sechs Müttern und 12 Kindern an. Die sechs Familien leben zusammen auf engem Raum. Sie meint, “die Lage hier ist besser als da, wo wir herkommen. Am dringendsten brauchen wir derzeit Wasser, der Tank ist leer. So lange wir leben, werden wir wohl nicht mehr zurückkehren, denn dort gibt es nichts mehr.”

Auf der Krankenstation

Kinder sind am meisten gefährdet. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden in diesem Jahr eine Million Minderjährige in Somalia unter Mangelernährung leiden. Im Februar waren etwa 71.000 Kinder schwer unterernährt. Das UNICEF-Krankenhaus in Hargeysa hat drei Mal mehr Patienten, seitdem die Dürre begann.

Die Krankenstation mit nur 16 Betten stößt an ihre Grenzen. Khadar Ahmed Omar leitet die Abteilung. “Derzeit kommen jeden Tag etwa 30 Patienten zu uns. Meistens wegen Durchfallerkrankungen und Masern, andere leiden an Atemwegserkrankungen,” sagt Omar.

Hamda ist etwa anderthalb Jahre alt. Sie wiegt 6 Kilo, so viel wie normalerweise 5 Monate alte Babys. Ihre Familie kommt vom Land. Sie haben all ihr Vieh verloren. Hamda wurde krank, weil sie verschmutztes Wasser trank.

In ganz Somalia sind mehr als 6,2 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Am Horn von Afrika brauchen etwa 15 Millionen Menschen dringend Lebensmittellieferungen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 20 Millionen Menschen vom Verhungern bedroht, darunter in Nigeria, im Yemen und Südsudan.

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