Wirtschaft in Sachsen-Anhalt: Es gibt Hoffnung

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Die Wirtschaft Sachsen-Anhalts kann man am besten mit einem Wort beschreiben: strukturschwach. Trotzdem tut sich was in dem Bundesland. Es besinnt sich auf alte Tugenden und entwickelt neue Geschäftsfelder.

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[Partnerartikel Mitteldeutsche Zeitung]

Von Julius Lukas

Die Wirtschaft Sachsen-Anhalts kann man am besten mit einem Wort beschreiben: strukturschwach. Auf welche Indikatoren der ökonomischen Leistungsfähigkeit man auch schaut, Sachsen-Anhalt landet in den Rankings stets auf den hinteren Plätzen. Drittletzter ist das Bindestrich-Bundesland etwa bei der Arbeitslosenquote. Während die Anzahl der Erwerbslosen in Bayern bei gerade einmal drei Prozent liegt, ist sie in Sachsen-Anhalt mit 8 Prozent mehr als doppelt so hoch. Noch düsterer ist das Bild beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), dem wichtigsten Wirtschafts-Indikator. Im Ländervergleich landet Sachsen-Anhalt da auf dem vorletzten Platz. Nur in Mecklenburg-Vorpommern ist das BIP pro Kopf noch geringer.

Um diese schwierige ökonomische Situation zu verstehen, muss man auch die Geschichte des Bundeslandes betrachten. Sachsen-Anhalt gehört zu den Bundesländern, die vor 1990 die DDR bildeten. Mit dem Ende des sozialistischen Staates 1989 brach auch dessen Wirtschaft zusammen. Die riesigen Kombinate, in denen mehrere Betriebe einer Branche gebündelt wurden, gingen kaputt. Sie wurden zerschlagen und – sofern das möglich und gewünscht war – privatisiert. Ein großer Teil der Betriebe überlebte diesen Prozess nicht. Massenentlassungen und der Verlust von Wirtschaftskraft waren die Folge. Nur ein Beispiel: Im Schwermaschinenbau-Kombinat Magdeburg etwa arbeiteten 1989 etwa 30 000 Menschen. Heute sind im Nachfolgebetrieb „Sket“ noch etwa 350 übrig.

Freilich sind diese Entwicklungen schon eine Ewigkeit her. Allerdings hallen sie bis heute nach. So führte die schwierige Wirtschaftslage der Nachwende-Zeit zu einem fast beispiellosen Exodus. Lebten Ende 1989 noch fast drei Millionen Menschen in Sachsen-Anhalt, sind es heute etwa 700000 weniger. Vor allem die Jüngeren verließen das Land, was auch zu einer ungünstigen demografischen Situation führt. Die Bevölkerung wird immer älter, Fachkräfte fehlen und die Wirtschaft lahmt.

Eine Folge der politischen Umwälzungen vor 27 Jahren ist auch, dass es heute kaum große Industrieunternehmen in Sachsen-Anhalt gibt – was aber ein ostdeutsches Problem ist. In keinem der neuen Bundesländer hat ein DAX-Konzern seinen Sitz. Und das umsatzstärkste Unternehmen in Sachsen-Anhalt, die Total Raffinerie Leuna, liegt im bundesweiten Vergleich auf Rang 98.

Allerdings: Es entwickelt sich etwas. Sachsen-Anhalt erfindet sich wirtschaftlich langsam neu – und besinnt sich dabei auch auf alte Tugenden. Die Chemieindustrie mit den Standorten Leuna, Bitterfeld und Zeitz im Süden hat sich auch weltweit Nischen erobert. Der Maschinenbau in und rund um Magdeburg ist wieder erstarkt. Hinzu kommen neue Wirtschaftszweige. Die Kreativindustrie hat in Halle Fuß gefasst. Und der Raum zwischen der Halle und Leipzig wird zum Logistik-Drehkreuz in der Mitte von Deutschland. Das dort junge Unternehmen wie „Relaxdays“ aufblühen können – mit jährlichen Umsatzsteigerungen von 50 und mehr Prozent – ist nur folgerichtig. Aber die Entwicklungen sind noch zaghaft. Bis das Etikett „strukturschwach“ abgelegt werden kann, wird es noch Jahre dauern. 27 Jahre sollten es allerdings nicht mehr sein.

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