4. Schwarzer Freitag: Protest gegen Manipulation beim Staatssender RTVE

4. Schwarzer Freitag: Protest gegen Manipulation beim Staatssender RTVE
Copyright Twitter @MujeresRtve
Copyright Twitter @MujeresRtve
Von Kirsten Ripper
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Jeden Freiitag tragen Moderatorinnen, Moderatoren, Journalistinnen und Journalisten sowie andere Beschäftigte des spanischen Staatssenders RTVE schwarz - aus Protest.

WERBUNG

Es ist der vierte "schwarze Freitag" in Folge - unter dem Slogan #viernesnegroRTVE protestieren Moderatorinnen, Moderatoren, Journalistinnen, Journalisten und andere Angestellte beim staatlichen spanischen Fernsehen RTVE für unabhängige Berichterstattung. Sie tragen Trauer, weil sie der Meinung sind, dass die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Gefahr ist - und sie fordern in einem Aufruf einen staatlichen Rundfunk für alle #RTVEdeTodos.

Initiiert haben den Protest gegen die Manipulation durch die konservative Regierung von Mariano Rajoy beim Fernsehen beschäftige Frauen, die "MujeresRTVE", die auf Twitter unter @MujeresRTVE über ihre Aktionen berichten.

Am internationalen Frauentag am 8. März waren in Spanien mehrere Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um für gleiche Chancen für Frauen einzutreten. Im Anschluss beschloss die Gruppe von TV-Journalistinnen und Technikerinen den Protest gegen die Manipulation der TV-Berichterstattung bei RTVE fortzusetzen.

Unter dem Twitter Hashtag #AsíSeManipula - in etwa "So wird manipuliert" - gibt es zahlreiche Erklärungen, wie der spanischen Regierung nahestehende Verantwortliche die Berichterstattung in den Nachrichten, aber auch in Reportagen beeinflussen. Über die seit Jahren vor Gerichten verhandelte Korruptionsaffäre innerhalb der Regierungspartei wird in den Nachrichten bei RTVE meist nur in Kurzmeldungen berichtet - während Skandale in anderen Parteien in längeren Beiträgen erklärt werden. Da darf Regierungschef Mariano Rajoy nicht zusammen mit wegen Korruption angeklagten Politikern seiner Partei PP gezeigt werden. Die Berichte über die Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien sind sehr einseitig. Zuletzt sollte ein Video zensiert werden, auf dem die Staatssekretärin für Kommunikation Carmen Martínez Castro in Alicante die protestierenden Rentner übelst beschimpft hatte.

Vor allem geht es bei dem Protest aber auch um die Chefs beim staatlichen Rundfunk RTVE. Eigentlich hatten im Parlament von Madrid 213 von 350 Abgeordneten schon im vergangenen September beschlossen zum sogenannten "Modell Zapatero" (benannt nach dem ehemaligen spanischen Ministerpräsidenten) zurückzukehren. Danach sollte auch der Präsident des RTVE-Direktoriums ersetzt und die gesamte Führungsetage - nachdem Mariano Rajoy 2016 die absolute Mehrheit im Parlament verloren hatte - neu und paritätischer besetzt werden. Doch seit September blockiert die Regierungspartei die Umsetzung der neuen Regeln.

In einer Petition haben sich die protestierenden Journalisten ans Europaparlament gewandt. Inzwischen hat die Vorsitzende des Petitionsausschusses in Brüssel, die liberale Politikerin Cecilia Wikström, offiziell eine Erklärung von der spanischen Regierung zu den Vorwürfen der mangelnden Unabhängigkeit bei RTVE gefordert und ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht.

Übrigens bezahlen die Spanier im Vergleich zu anderen Europäern relativ wenig für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit ihrer Protestaktion wollen die RTVE-Beschäftigten aber auch das schon seit Jahren ramponierte Image ihres Senders wieder aufbessern. Hinter der Kulissen beklagen renommierte Journalistinnen und Journalisten bei RTVE nämlich schon lange politische Gängeleien und Mobbing durch ihre Vorgesetzten.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Wohnungsnot in Spanien: Mietpreise 17 Mal stärker gestiegen als die Löhne

Spanien will Goldenes Visum abschaffen

Passagiere mit gefälschten Dokumenten: Spanische Behörden halten Kreuzfahrtschiff fest