Häusliche Gewalt steigt um 38 %, wenn England im Fußball verliert

"Wenn England geschlagen wird, wird sie es auch", so der Text der Kampagne
"Wenn England geschlagen wird, wird sie es auch", so der Text der Kampagne Copyright National Centre for Domestic Violence
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Von Alexandra LeistnerChris Harris
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Mit dem Slogan "Wenn England geschlagen wird, wird sie es auch" macht das nationale Zentrum gegen häusliche Gewalt auf den Anstieg der Notrufe nach der Niederlage der Nationalmannschaft.

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In den unmittelbaren Stunden nach Englands Halbfinal-Aus gegen Kroatien, haben die Notrufe im Land erheblich zugenommen. Das teilten die örtlichen Rettungsdienste mit.

In Mittelenglands sei es vermehrt zu Übergriffen gekommen. Ein Grund seien Stürze durch den Einfluss von Alkohol und Menschen, die sich betrunken überschätzen, "was oft zu Verletzungen führt".

Zudem gab eine Reihe von Fällen häuslicher Gewalt, so der West Midlands Ambulance Service (WMAS).

Aktivisten hatten zuvor vor dem engen Zusammenhang zwischen Fußball und häuslicher Gewalt gewarnt.

Die Vorfälle nehmen um 38 % zu, wenn England besiegt wird, erklärte das National Centre for Domestic Violence. Die Organisation gab für die Kampagne, die in der vergangenen Woche startete, ein spezielles Foto (Titelbild) in Auftrag, mit dem auf das Problem aufmerksam gemacht wird. Auf dem Bild ist der Mund einer Frau zu sehen. Eine Blutspur aus ihrer Nase bildet eine England-Flagge auf ihrer unteren Gesichtshälfte.

Auf weiteren Kampagnen-Bildern ist die rot angeschwollene, verletzte Wange einer Person zu sehen. Ein weißes Pflaster bildet die Schweizer Flagge auf dem Gesicht. Ein anderer blau-roter Fleck auf dem blassen Rücken einer Person soll die japanische Nationalflagge darstellen.

Die Statistiken der Hilfsorganisation beziehen sich offenbar auf eine Studie von 2013, die Berichte über häuslichen Missbrauch in der Grafschaft Lancashire während der WM-Jahre 2002, 2006 und 2010 untersuchte.

In der Region leben rund 1,5 Mio. Menschen.

WMAS sagte, dass sie 1.100 Notrufe zwischen 21.30 Uhr am Mittwoch und 5.30 Uhr (beides lokale Zeit) am Donnerstag erhielten, das ist ein Anstieg von 15% gegenüber dem gleichen Zeitraum der letzten Woche, als keine WM-Spiele ausgetragen wurden.

"Fast unmittelbar nach dem Schlusspfiff leuchteten die Telefonleitungen auf", sagte Nathan Hudson, stellvertretender Rettungsassistent bei WMAS.

In der Kampagne heißt es, häusliche Gewalt nehme um 26 % zu wenn England spielt und um weitere 12 %, wenn die Mannschaft verliert.

Die Botschaft: Opfer häuslicher Gewalt müssen während der WM oft vermehrt Gewalt ertragen. Die Organisation will nach eigenen Angaben auf die "dunkle Seite" der Fußballspiele aufmerksam machen.

Auch in London kam es zu einer Zunahme von Notrufen, u.a. wegen Schlägereien außerhalb der Kneipen und weil Menschen auf Laternen kletterten und sich anschließend verletzten.

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