Verstopft, teuer und langsam: Ein Blick auf Italiens Autobahn

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Wie steht es um Italiens Straßen? euronews-Reporter Michele Carlino hat sich umgehört.

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Wie steht es um Italiens Straßen? Diese Frage stellt sich nicht erst seit dem Brückeneinsturz von Genua. Euronews hat sich umgeguckt und insbesondere die Autobahn A1 unter die Lupe genommen. Diese Achse verbindet den Norden mit dem Süden des Landes und führt unter anderem über den Großraum Rom. Ende der 1950er Jahre wurde der erste Abschnitt zwischen Mailand und Bologna eingeweiht - eine Strecke, die heute ganz besonders befahren ist.

„Der ganze Verkehr läuft über die A1 und die A14, doch die beiden Autobahnen reichen nicht", meint der LKW-Fahrer Sebastiano Bratti.

Seit mehr als 20 Jahren sitzt er beruflich am Steuer, kennt die Autobahnen in- und auswendig und hat Veränderungen bemerkt: „Heute ist es normal, dass das Verkehrsaufkommen hoch ist: Das ist in Bologna, in Mailand immer so, sogar in Padua", so Bratti.

Die A1 hat Italiens Landesteile zusammenrückenlassen und den Frachtverkehr erleichtert - die Kehrseite sind Lärm, Umweltverschmutzung und mittlerweile häufig verstopfte Knotenpunkte.

euronews-Reporter Michele Carlino erläutert: „Allein im Juni wurden auf diesem Autobahnabschnitt vier Millionen Wagen pro Kilometer gezählt. Das macht die Autobahn zwischen Mailand und Bologna zu einer der meistbefahrenen in Italien - ein Land, in dem 50 Prozent der Güter per Lastwagen transportiert werden."

Teile der Infrastruktur in Italien seien nicht mehr zeitgemäß, meinen Fachleute. Im Vergleich zu anderen Ländern der Europäischen Union schneidet Italien schlecht ab, sagt der Mailänder Professor für Verkehrswirtschaft Oliviero Baccelli: „Die Anzahl der Schwachstellen im italienischen Straßennetz ist höher als im restlichen Europa. Guckt man sich die Autobahnen an, ist die A1 zwischen Mailand und Bologna die anfälligste Strecke - wegen des Verkehrsaufkommens und fehlender Ausweichstraßen. Vor allem wenn es größere Unfälle gibt, ist dies eine Schwachstelle."

66 Prozent der rund 6000 Autobahnkilometer werden von Privatunternehmen betrieben. Dem ADAC zufolge sind alle Autobahnen auf dem italienischen Festland mautpflichtig. Wer in den Alpen unterwegs ist, muss zudem für die Benutzung von Tunneln wie dem Großen St. Bernhard-Tunnel zwischen Italien und der Schweiz bezahlen.

„Auf internationaler Ebene und auch in Europa gibt es eine riesige Diskussion über Mautlizenzen sowie die Zusammenarbeit zwischen Privatunternehmen und staatlichen Stellen. Es gibt keine Erkenntnisse darüber, wie diese Systeme wirkungsvoller gestaltet werden können", so Veronica Vecchi, Professorin für öffentliche Verwaltung.

Manche fordern, den Betrieb der Autobahnen vollständig zu verstaatlichen. Luigi di Maio, Italiens Minister für Wirtschaftsentwicklung, Arbeit und Soziales, warf dem Betreiber Autostrade nach dem Brückeneinsturz von Genua Nachlässigkeiten vor und brachte einen Entzug der Lizenz ins Gespräch, sollten die Autobahnunternehmen ihrer Verantwortung nicht nachkommen.

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