Mohammed ben Salman (33): Wer ist der autoritäre Kronprinz?

Mohammed ben Salman (33): Wer ist der autoritäre Kronprinz?
Copyright  Bandar Algaloud/Courtesy of Saudi Royal Court/Handout via REUTERS
Von Kirsten Ripper mit AFP, Reuters, dpa, Washington Post
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Der Kronprinz der Saudi-Arabien reformieren will, regiert sein Land mit harter Hand.

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"Ist Mohammed ben Salman zu weit gegangen?" Das fragt der Nahost-Experte in der "Washington Post", der Zeitung, für die der verschwundeneJournalist Jamal Khashoggi gearbeitet hat. Khashoggi hatte dem Kronprinzen von Saudi-Arabien in einem seiner Artikel geraten, Salman solle sich ein Beispiel an der Queen nehmen, denn sie gestehe schon mal Fehler ein und höre auf ihr Volk.

Dass Mohammed ben Salman (33) auf sein Volk hört, daran zweifelt nicht nur der regierungskritische Journalist. Kurz bevor Frauen auch in Saudi-Arabien den Führerschein machen und Autofahren durften, wurden im vergangenen Juni zahlreiche Frauenrechtlerinnen als "Verräterinnen" und "Spioninnen" verhaftet. Aktivistinnen wie Loujain al-Hathloul (29), die seit Jahren vor allem im Internet gegen das Fahrverbot für Frauen gekämpft hatte, sitzen seit Monaten in Haft.

Offiziell steht Mohammed ben Salman für die Reformen in seinem Land. Er steht hinter der "Vision 2030", die die Wirtschaft des ölreichen Landes umkrempeln und die Macht der Religion eindämmen sollte.

In Europa und in den USA trägt der junge Mann, der seit 2017 Kronprinz ist und als einziger seiner Geschwister nicht im Ausland studiert hat, oft westliche Kleidung. Er soll auch ein Schloss im Raum Paris besitzen. Doch sein Land regiert der Kronprinz mit dem Kürzel MBS (für Mohammed ben Salman) nicht nur laut AMNESTY INTERNATIONAL mit harter Hand. 

Im November 2017 ließ er zahlreiche - teils hochrangige - Persönlichkeiten im Hotel Ritz-Carlton von Riad festsetzen. Die Luxusherberge wurde zum Gefängnis.

Mohammed ben Salman pflegt die traditionelle Feindschaft seines Landes mit dem Iran - und die Führung in Teheran hetzt gegen ihn.

Mit 29 startet er den Krieg im Jemen

Nach dem Tod von König Abdullah macht sein Vater Salman ibn Abd al-Aziz seinen damals 29-jährigen Sohn im Januar 2015 zum Verteidigungsminister.

Wenige Monate später startet Mohammed ben Salman den Krieg im Jemen mit der Militäroperation unter saudischer Führung, die "Operation Decisive Storm" ("Sturm der Entschlossenheit“), die allgemein als Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran gilt.

Mehr als 10.000 Menschen sind im Krieg im Jemen gestorben. Laut UN leiden 12 Millionen der etwa 30 Millionen Bewohner Hunger, etwa drei Viertel der Bevölkerung sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen.

Was wusste MBS über die Vorgänge im Konsulat in Istanbul?

Gegenüber Donald Trump soll Mohammed ben Salman erklärt haben, er habe nichts über den Vorfall im saudischen Konsulat in Istanbul gewusst. Doch offenbar sind die Mitglieder des "Killer-Kommandos" - die türkische Presse geht davon aus, dass Geheimdienstmitarbeiter aus Riad nach Istanbul geschickt wurden - zusammen mit ihm gesehen worden.

Ein Verdächtiger sei gesehen worden, wie er mit dem Kronprinzen aus Flugzeugen in Paris und Madrid gestiegen sei, zudem sei er beim Wachestehen während seiner Besuche in diesem Jahr in Houston, Boston und bei der UNO fotografiert worden. Drei weitere Verdächtige seien anhand von Zeugen und anderen Aufzeichnungen dem Sicherheits-Einsatzkommando des Kronprinzen zugeordnet worden. Der fünfte sei ein Gerichtsmediziner, der eine hochrangige Position im saudischen Innenministerium innehabe.

Die "New York Times" berichtet, von den 15 von türkischen Behörden identifizierten Verdächtigen hätten mindestens neun für saudische Sicherheitsdienste, Militär- oder Regierungseinrichtungen gearbeitet. Wenn diese Leute tatsächlich im saudischen Konsulat waren - zu jener Zeit, als auch Khashoggi dort war, gebe es einen direkten Bezug von den Geschehnissen zum Kronprinzen.

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