Schweiz dreht Palästinenserhilfswerk Geldhahn zu

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Von Hans von der BrelieAFP und SRF
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Schweiz dreht Palästinenserhilfswerk Geldhahn zu. Im kommenden Jahr soll UNRWA kein Geld mehr bekommen. Es geht um Missmanagement und Günstlingswirtschaft.

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Prüfer der Vereinten Nationen haben in Israel und Jordanien die Büros des UN-Hilfswerkes für palästinensische Flüchtlinge UNRWA inspiziert. Die Kontrolleure gingen Berichten nach, dass es in den Führungsstrukturen zu Missmanagement und Mobbing gekommen sein soll.

Im Zentrum der Vorwürfe - unter anderem geht es um Vetternwirtschaft - steht der Generalsekretär des Palästinenserhilfswerkes, Pierre Krähenbühl. Er soll eine Geliebte eingestellt und bei Business-Class-Flügen rund um die Welt mitgenommen haben. Die Kollegin bekam 2015 offenbar nach einem "äußerst schnellen" Auswahlverfahren einen Vertrag. Hierfür hatte Krähenbühl einen ihm zugeordneten Beraterposten neu geschaffen.

Auch anderen Managern wird Fehlverhalten vorgeworfen. In dem internen Bericht der Kontrolleure geht es um "sexuelles Fehlverhalten, Freunderlwirtschaft, Diskriminierung und anderen Machtmissbrauch zum eigenen Nutzen, zur Unterdrückung legitimer abweichender Meinungen und zur Erlangung anderweitiger persönlicher Ziele".

Politischer Druck und Geldmangel

Der Skandal kommt für das Hilfswerk zu einem ungünstigen Zeitpunkt, es fehlt der UN-Organisation an Geld und politischer Rückendeckung wichtiger Geberländer. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte deshalb öffentlich dazu aufgerufen, das Flüchtlingshilfswerk besser und kontinuierlicher zu finanzieren.

US-Präsident Trump hatte im vergangenen Jahr die Zahlungen stark gekürzt. Jetzt hat auch die Schweiz angekündigt, im kommenden Jahr die Zahlungen einstellen zu wollen.

Das Hilfswerk leitet unter anderem Geld in Erziehungsprojekte, wie beispielsweise Schulen im Gaza-Streifen und in Jordanien.

Krähenbühl - der Seit 2014 an der Spitze des UN-Palästinenserhilfswerkes steht - hat die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurückgewiesen.

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