"Gefälschter" Schnaps - Russland soll "trocken" werden

"Gefälschter" Schnaps - Russland soll "trocken" werden
Von Galina Polonskaya
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Die Russen gelten als trinkfreudig, laut WHO ist der Konsum zwischen 2003 und 2016 um fast die Hälfte gesunken. Zum Problem wird allerdings hochgefährlicher, quasi industriell schwarz gebrannter Schnaps, der als Markenware getarnt billig verkauft wird.

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"Nüchternes Russland" steht auf Anton's Sweatshirt. Der 21-jährige enagiert sich seit seinem 16. Lebensjahr gegen Alkoholabhängigkeit. Damals lebte er in einer Stadt im Norden Russlands, wo viel getrunken wird. Anton sah, wie Alkohol Leben zerstört - und schloss sich der Bewegung "Sober Russia" an.

Anton Borovsky, Aktivist, "Nüchternes Russland"

"Ich bin ziemlich sauer über das, was im Moment passiert. Die Alkohollobbyisten sagen, alles ist in Ordnung, aber Alkohol kann immer und überall gekauft werden. Wir wollen überprüfen, ob irgendwo Alkohol nach 23:00 Uhr verkauft wird und Verstöße melden".

Das russische Gesetz verbietet den Verkauf alkoholischer Getränke in den Nachtstunden, aber trotzdem ist er fast überall zu bekommen.

Anton hat eine Flasche Bier gekauft, als Beweis für die Polizei. Der Rechtsbrecher wird in eine Polizeistation gebracht und muss bis zu 1500 Euro Geldstrafe zahlen. Dieses Gesetz ist eine der schärfsten Maßnahmen zur Reduzierung des Alkoholkonsums in Russland. Einem WHO-Bericht zufolge ist der Konsum zwischen 2003 und 2016 um fast die Hälfte gesunken.

Der Chef der Bewegung "Nüchternes Russland" bestätigt, dass in Russland weniger getrunken wird. Aber: Nicht alle Daten werden berücksichtigt, zum Beispiel der Konsum von beinahe industriell hergestelltem, schwarz gebranntem Alkohol, der als gefälschte Markenware verkauft wird. 

Sultan Hamzaev, Chef von Sober Russia, "Nüchternes Russland"

"Neben dem legalen Teil des Marktes gibt es auch gefälschten Alkohol, der ebenfalls bekämpft werden muss. Der Staat sieht das und unternimmt auch etwas, bisher aber meist vergeblich. Allein wir haben im vergangenen Jahr haben mehr als 1.500 Tonnen gefälschten Alkohol gefunden."

Wer billigen Alkohol sucht, findet ihn auch: im Internet. Meist sind die Marken gefälscht, der Inhalt gefährlicher Fusel. Rechtlich sind solche Online-Verkäufe verboten. Aber im vergangenen Jahr überstieg der Umsatz dieses illegalen Marktes 30 Millionen Euro, ein Viertel mehr als 2017.

Andrej Busargin, Experte für Markenschutz und Produktpiraterie

"Im Internet finden sie alles, mit riesigen Rabatten, in großen Mengen. Natürlich ist alles gefälscht, und natürlich reden wir hier über Riesengewinnspannen."

Dieser illegale Handel ist eine echte Gefahr für die Gesundheit. Jedes Jahr brauchen mehr als hunderttausend Russen medizinische Hilfe, nachdem sie gefälschte Alkoholika konsumiert haben.

Einer der größten Fälle von Alkoholvergiftung mit gefälschtem Alkohol ereignete sich 2016 in Irkutsk, 78 Menschen starben - ein Vorfall, von dem Russland hofft, dass er sich nicht wiederholt.

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