Umstrittene Engel: "Guardian Angels" patrouillieren durch Barcelona

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Von Jaime Velazquez
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In Barcelona nehmen Raubüberfälle und Gewaltdelikte zu. Eine Bürgerwehr will für Sicherheit sorgen, die Polizei sieht das kritisch.

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Schwarze Hose, weißes T-Shirt, rotes Barett: In dieser markanten Uniform patrouillieren sie durch Barcelona: die "Guardian Angels". Die Bürgerinitiative hat es sich zum Ziel gemacht, die steigende Straßenkriminalität zu bekämpfen, den Menschen ein Gefühl der Sicherheit zu geben.

"Ich habe einiges erlebt und einiges verhindert. So bin ich einfach, ich hasse es, Schlechtes zu beobachten und nichts dagegen zu unternehmen", erklärt Patrouillenführer Sarge, ein Expat aus Großbritannien.

Ursprung im New York der 70er

Die Guardian-Angels-Bewegung entstand Ende der 70er Jahre in New York City und hat sich längst auch in anderen Ländern etabliert. Die Freiwilligen patrouillieren unbewaffnet, gelten aber als nicht so friedfertig, wie man sich Schutzengel vorstellt.

Sarge wehrt sich gegen die Kritik, sagt, die Angels hätten ihre Taktik geändert: "Wir versuchen zuerst mit der Person zu reden, sie zu beruhigen und zu verhindern, dass aus dem Ganzen ein Kampf wird. Was man oft noch heute in den Medien über die Angels lesen kann, gehört der Vergangenheit an. So waren sie früher.“

Mehr Diebstähle und Raubüberfälle

Nicht nur die Zahl der Diebstähle ist in der katalanischen Hauptstadt zuletzt gestiegen. Auch Raubüberfälle und andere Gewalttaten nahmen zu – seit 2018 um 30 Prozent. Für den Touristenmagneten Barcelona wird Kriminalität auch immer mehr zum Imageproblem.

Kriminologin Helena Mulero erklärt: "Wir verzeichnen einen Anstieg bei bestimmten Arten von Verbrechen, zum Beispiel bei gewalttätigen Raubüberfällen. Das sorgt bei den Menschen für viel Unsicherheit. Es ist mehr dieses Gefühl, das zunimmt, als ein tatsächlicher Anstieg der Kriminalität.“

Polizei warnt vor Selbstjustiz

Die Behörden betrachten die Bürgerwehr mit Sorge. Sie warnen vor Selbstjustiz und davor, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Barcelonas Polizei will die Patrouillen stoppen und droht mit Bußgeldern. Laut ihr schüren die "Guardian Angels" mit ihrer Anwesenheit mehr Ängste und Gewalt, als für Sicherheit zu sorgen.

Montse Narbona, eine Bewohnerin von Barcelona, sieht das anders: "Klar sollte das eigentlich die Rolle der Polizei sein. Aber wenn es nicht genügend Personal gibt, müssen eben wir Bürger einschreiten.“

Trotz der Warnung der Behörden wollen die Guardian Angels weitermachen und neue Mitglieder suchen – so lange, bis die Kriminalität wieder zurückgehe. "Ich denke, es gehört zu unseren Aufgaben, die Behörden in Verlegenheit zu bringen“ sagt Nicole Orlando, eine der Freiwilligen.

Dare To Care #ServingTheCity

Publiée par Guardian Angels Barcelona sur Jeudi 19 septembre 2019

Von einer “Sicherheitskrise” – wie es die Angels nennen – sei man weit entfernt, kontert die Polizei. Die Lage in Barcelona sei vergleichbar mit der in anderen Metropolen in Europa. Zwar sei die Zahl der Straftaten gestiegen – aber auch die Zahl der Verhaftungen und zwar um 80 Prozent. Und: Zuletzt seien über 380 neue Polizisten eingestellt worden.

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