Aufschrei nach WamS-Scoop: Berliner-Zeitung-Besitzer war bei Stasi

Aufschrei nach WamS-Scoop: Berliner-Zeitung-Besitzer war bei Stasi
Copyright Screenshot WELT AM SONNTAGRipper, Kirsten
Von Euronews mit dpa, WamS
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

In den vergangenen Wochen gab es viele Artikel über den Millionär Holger Friedrich, der die Berliner Zeitung gekauft hat. Jetzt berichtet die WELT AM SONNTAG, dass der Unternehmer für die Stasi gearbeitet hat.

WERBUNG

Seit er zusammen mit seiner Frau Silke im September den Berliner Verlag und damit die Berliner Zeitung gekauft hat, gibt es viele Artikel über den IT-Unternehmer Holger Friedrich. Jetzt überrascht die WELT AM SONNTAG - schon an diesem Freitag - mit der Nachricht: Holger Friedrich ist offenbar in der DDR zeitweise Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit gewesen. Dem Bericht der WamS zufolge war der heutige Millionär 1988 unter dem Decknamen "Peter Bernstein" für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) tätig.

Während seines Wehrdienstes soll Friedrich bei der Nationalen Volksarmee über Kameraden berichtet und diese teilweise schwer beschuldigt haben. Der WamS liegen nach eigenen Angaben entsprechende Dokumente aus der Stasi-Unterlagenbehörde vor.

In der Online-Ausgabe der "Berliner Zeitung" äußert sich Holger Friedrich zu den Vorwürfen und erklärt, er habe in einer Notsituation ein Dokument unterschrieben, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen.

Er sei "nicht aktiv" für die Staatssicherheit tätig gewesen. Bei der ersten Gelegenheit habe er sich der Notsituation entzogen und danach die Zusammenarbeit mit der Stasi verweigert.

Die Redaktion der "Berliner Zeitung" wurde nach eigenen Angaben von der Nachricht zur Vergangenheit Friedrichs überrascht.

Friedrich habe die Redaktion am frühen Freitagnachmittag über seine Tätigkeit für die Staatssicherheit und die Hintergründe informiert, teilte die Redaktionsspitze mit.

Wie die WamS berichtet, ergibt sich aus den Unterlagen, dass Friedrich von Dezember 1987 bis Februar 1989 mit Stasi-Offizieren zu konspirativen Treffen zusammenkam. Überliefert seien zwölf größtenteils handschriftliche Spitzelberichte, in denen mehr als 20 Personen in identifizierbarer Weise genannt würden.

In einem Fall sollte ein Soldat nach diesen Berichten gemaßregelt und strafrechtlich belehrt werden. Nach Darstellung von Friedrich hatte er mit dem betroffenen Soldaten gesprochen und sich mit ihm abgestimmt, "welche Nachrichten an den MfS-Offizier weitergeleitet werden".

Auf Twitter gibt es verschiedene Reaktionen.

DER SPIEGEL berichtet auch, dass die "Berliner Zeitung" einen "Jubel-Artikel" über ein Bio-Tech-Unternehmen auf der Titelseite gebracht habe, ohne darin zu erwähnen, dass Holger Friedrich daran beteiligt ist.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Mehr als 30 Jahre nach Ende der DDR: SED-Opfer warten auf Entschädigung

Evan Gershkovich: Ein Jahr in Untersuchungshaft

"Hände weg von den Medien": Proteste in der Slowakei gehen weiter