Horror-Tagebuch: Chirurg hat offenbar seit 30 Jahren Kinder missbraucht

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Von Kirsten Ripper mit dpa, AFP
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Im Tagebuch des 68-Jährigen haben die Ermittler die Namen von mehr als 200 wahrscheinlichen Opfern gefunden.

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Viele in Frankreich sind geschockt. Inzwischen ist der Chirurg, der fast 30 Jahre lang Kinder missbraucht haben soll, inhaftiert. In den Tagebüchern des auf Viszeralchirurgie (d.h. auf Operationen des Bauchraums) spezialisierten Arztes haben die Ermittler mehr als 200 Namen von mutmaßlichen Opfern gefunden. Auch von Vergewaltigungen ist die Rede. Noch ist nicht ganz klar, ob es sich bei den Aufzeichnungen und detailgenauen Beschreibungen des Missbrauchs von Minderjährigen zumindest teilweise um Hirngespinste des inzwischen 68-Jährigen handelt.

Offenbar einer der größten Pädophilie-Skandale in Frankreich

Doch offenbar hat der Chirurg tatsächlich hunderte Kinder missbraucht - oft als sie noch unter Anästhesie standen. Viele Opfer wussten oder wissen gar nicht, dass sie missbraucht wurden. Die Medien sprechen von einem der größten Pädophilie-Skandale in Frankreich. Einige Fälle seien bereits verjährt, sagte die Staatsanwältin Laureline Peyrefitte am Freitag im bretonischen Lorient. Inzwischen haben 197 Opfer Klage eingereicht.

Der Chirurg war in der Bretagne tätig und von 2008 bis 2017 im Krankenhaus von Jonzac nördlich von Bordeaux.

Die Anwältin eines Opfers erklärt der Zeitung LA CHARENTE LIBRE, dass es dem Chirurgen in seinem Tagebuch nur um sich selbst geht und dass er die Kinder, die er missbraucht hat, nur als sexuelle Objekte sieht - "als handle es sich um jemanden, den er im Quartier Pigalle getroffen hätte". Die Familie, die die Anwältin Francesca Satta vertritt, habe allerdings nichts Auffälliges im Umgang mit dem Arzt bemerkt. Sie seien sogar die Nachbarn des Chirurgen gewesen. Ihre Tochter war damals sechs Jahre alt.

Die Anwältin berichtet auch, dass sich viele Familien fragten, wie es möglich ist, dass 30 Jahre lang niemand etwas bemerkt und niemand den Chirurgen angezeigt hat.

Der Anwalt des Arztes meint, dass man die Tagebuch-Aufzeichnungen nicht als Geständnis auslegen könne. Es sei nicht klar, ob es so viele Opfer wie Namen in den Tagebüchern gebe.

Im kommenden Jahr soll der erste Prozess gegen den Chirurgen beginnen, der seit zwei Jahren und zur Zeit in Saintes in Untersuchungshaft sitzt.

Die Opfer versuchen unterdessen, untereinander Kontakt aufzunehmen und sich auf Facebook zu organisieren. In den Medien werden auch die psychologischen Folgen dieser besonderen Form des Missbrauchs diskutiert.

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