Coronavirus in Bayern: "Dem Patienten geht es sehr gut"

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Von Alexandra Leistner
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Die Lage am Dienstagmorgen: In China steigt die Zahl der Toten und Infizierten sprunghaft, immer mehr Staaten wollen Landsleute zurückholen - und in Deutschland gibt es einen ersten Fall...

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Die Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus hat inzwischen mehr als 100 Menschen in China das Leben gekostet. Die Behörden bestätigten am Dienstagmorgen landesweit 26 neue Todesopfer, davon allein 24 in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei.

Auf einer Pressekonferenz informierte das bayerische Gesundheitsministerium über den Fall in Deutschland (Starnberg).

Der erste Fall in Bayern: Ein 33 Jahre alter Mann aus der Region Landsberg am Lech

Demnach ist der erkrankte Mann 33 Jahre alt. Er ist Mitarbeiter einer Firma im Landkreis Starnberg, hat sich bei einem Meeting letzten Dienstag in Starnberg bei einer Schulungsleiterin, einer Angestellten der selben Firma aus China. Sie stammt auch Schanghai, einige Tage vorher hatte sie aber Besuch aus der Region Wuhan.

Die Chinesin ist am 23.01.2020 wieder zurückgeflogen nach China, auf dem Heimflug hat sie sich krank gefühlt (mit grippeähnlichen Symptomen), hat in China einen Test gemacht, der positiv ausgefallen ist.

Die Firma in Starnberg hat am Montag mitbekommen, dass die Mitarbeiterin positiv gestetet wurde und dann Mitarbeiter und das Gesundheitsamt informiert.

Ein Mitarbeiter der Schulung hat dann gesagt am Wochenende hatte er brochitische Symptome, er ist dann aber am Montag wieder zur Arbeit gegangen. Man hat dann entschieden, dass er in medizinische Behandlung kommt und der Test fiel positiv aus.

Der Mann wird jetzt stationär behandelt, befindet sich aber nicht unter Quarantäne - die normalen Hygieneregeln werden angewandt.

Die Task Force ermittelt nun alle Kontaktpersonen, sie werden auf Symptome untersucht und bei positiven Symptomen wird die Person dann getestet. Die engeren Kontakte werden häuslich isoliert bis die Inkubationszeit abgeschlossen ist (14 Tage lang). Das betrifft Mitarbeiter und Familie.

Neuheit bei dem Fall in Deutschland

Was anders ist bei diesem Fall ist, dass die Infektion offenbar erfolgt ist, als die Chinesin noch keine Symptome hatte. Das ist laut Experten ein Novum, die Frau soll jetzt erneut befragt werden, um herauszufinden, ob sie tatsächlich keine Beschwerden hatte während ihrem Aufenthalt in Deutschland.

Dem Patienten, der sich im Klinikum Schwabing in Behandlung befindet, geht es nach Angaben des Chefarztes "sehr gut". Er sei fieberfrei, zeige keine Atemwegssymptomatik, ansprechbar, wach und außer Lebensgefahr. Zwar befinde er sich in einem sogenannten Schleusenzimmer, die Ärzte nutzen Mundschutz, Augenschutz und Handschuhe, eine Gefahr für andere Patienten der Klinik bestehe aber nicht und auch die Sonderisolierstation sie nicht aktiviert worden, so Dr.Clemes Wendtner.

Mehr als 4500 Erkrankungen - die meisten in China

Die Gesamtzahl der bekannten Erkrankungen stieg damit auf 4515 - ein Sprung um mehr als 1700 Fälle im Vergleich zum Vortag. Auch in Europa sind mehrere bestätigte Erkrankungen bekannt. Nun gibt es einen ersten nachgewiesenen Fall in Deutschland. Ein Mann in Bayern hat sich mit dem Erreger infiziert. Er werde medizinisch überwacht, sei isoliert und "klinisch in einem guten Zustand".

Derweil wollen immer mehr Länder ihre Staatsangehörigen aus den besonders betroffenen Regionen zurückholen. Auch die Bundesregierung erwägt eine Evakuierung. Frankreich kündigte noch in dieser Woche die Rückholung von rund 100 Landsleuten an.

Jérôme Salomon, Generaldirektor für Gesundheit in Frankreich. erklärte: "Wir verfügen in Frankreich über einen schnellen Test, der in den kommenden Tagen flächendeckend zur Verfügung stehen wird. Das ist wichtig, um die Menschen, im Verdachtsfall zu beruhigen und binnen weniger Stunden für Gewissheit zu sorgen."

Premier mit Mundschutz

China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische Maßnahmen ergriffen: In der Provinz Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt.

Chinas Premier Li Keqiang reiste am Montag nach Wuhan und ließ sich demonstrativ mit Mundschutz beim Besuch eines Krankenhauses filmen, um Solidarität zu bekunden und die Gemüter zu beruhigen. Der Unmut wächst in der Millionenmetropole. Behörden und medizinische Einrichtungen sind zum Teil völlig überfordert.

Zwei neue Krankenhäuser werden derzeit sprichwörtlich aus der Erde gestampft, um dem Ansturm gerecht zu werden. Das erste soll noch in dieser Woche eröffnen.

Erinnerung an die SARS-Epidemie vor 16 Jahren werden wach, die in China ausbrach und fast 800 Menschenleben forderte. Damals wurde den Behörden vorgeworfen, nicht schnell genug reagiert und Informationen zurückgehalten zu haben.

Geplante Auslandsreisen verschieben

Die Situation sei diesmal eine andere, heißt es seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das internationale Gefährdungsniveau wurde zwar inzwischen noch oben korrigiert.

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Aber man könne dem Virus einen Schritt voraus sein, wenn alle zusammen arbeiten, so Stephane Dujarric, der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres. Die WHO habe Empfehlungen ausgegeben, wie betroffene Länder an dem Virus erkrankte Menschen identifizieren und versorgen könnten.

Derweil geht die Suche nach Impfstoff weiter. Aus Angst vor einer globalen Verbreitung rieten die chinesischen Behörden am Dienstag allen Staatsbürgern, geplante Auslandsreisen möglichst zu verschieben.

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