Grippe-Epidemie in Tirol: Warum gerade Kinder geimpft werden sollten

In Tirol haben zwei Volksschulen für den Rest der Woche geschlossen, weil Kinder an Grippe erkrankt sind.
In Tirol haben zwei Volksschulen für den Rest der Woche geschlossen, weil Kinder an Grippe erkrankt sind. Copyright Hyttalo Souza/Unsplash
Von Alexandra Leistner
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In diesem Ausmaß hat man die Grippe in Tirol seit längerem nicht erlebt: Zwei keine Volksschulen mussten schließen nachdem ein Drittel bzw. die Hälfte aller Schüler Symptome zeigte.

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Nachdem in Tirol in Folge einer Grippe-Epidemie zwei Schulen für den Rest der Woche den Unterricht eingestellt haben, hat die Sanitätsdirektion an ihre Impfempfehlung erinnert.

Die Schließung der kleinen Volksschulen sei entschieden worden, als bekannt wurde, dass sich in einem Fall fast 50 Prozent und in dem anderen Fall 30 Prozent der Kinder mit dem Grippeerreger infiziert hatten. "In diesem Ausmaß haben wir es in den letzten Jahren nicht gesehen", Dr. Anita Luckner-Hornischer so von der Landessanitätsdirektion Tirol gegenüber Euronews.

Schon vor Weihnachten war es in der Region zu Schulschließungen wegen der Grippe gekommen.

Da in Österreich Grippefälle nicht meldepflichtig sind, wurden die Behörden durch die Schuldirektionen von der Epidemie in den Schulen informiert.

Gerade in Schulen mit jungen Kindern kann sich die Influenza schnell verbreiten, erklärte Luckner-Hornischer: "Die Kinder sind aufgrund ihres Alters kaum in Kontakt mit dem Erreger gewesen, sie haben also auch keine Teilimmunität."

Daher wird nicht nur den Kindern der Schulen, die geschlossen haben und die sich bisher nicht infiziert haben empfohlen, sich impfen zu lassen. "Alle Schulen wissen Bescheid" - das sei seit Beginn der Grippe-Periode, die in diesem Jahr früher angefangen hat als in den vergangenen Jahren, der Fall, so Luckner-Hornischer.

"Gemeinschaftseinrichtungen sind der Turbo jeder Influenzaerkrankung"

Wie in den meisten europäischen Ländern ist auch in Österreich die sogenannte Durchimpfungsrate sehr gering, weniger als 10 Prozent der Einwohner lassen sich gegen Influenza impfen.

Es sei epidemiologisch sinnvoll, Kinder zu impfen, weil sie das Virus nach Hause tragen und dort Eltern und eventuell vorerkrankte Großeltern anstecken können, für die der Verlauf der Krankheit tödlich enden kann. "Gemeinschaftseinrichtungen sind der Turbo jeder Influenzaerkrankung", mahnt Luckner-Hornischer.

Den Grund für das träge Impfverhalten in der Bevölkerung sieht Luckner-Hornischer darin, dass Menschen die Schwere der Erkrankung unterschätzen. "Erst wenn man die Influenza selbst erlebt hat oder es im Angehörigenbereich erlebt, sieht man, wie schwer die Krankheit sein kann und wie lange man braucht, um sich von einer Infektion zu erholen."

Den in Vomperbach und Schönberg infizierten Kindern wird empfohlen, 10 Tage zu Hause zu bleiben und erst nach drei fieberfreien Tagen wieder in den Unterricht zu kommen.

Experten nutzen so auch die Medienaufmerksamkeit rund um den Coronavirus, um an die Impfempfehlung gegen Grippe zu erinnern - eine Krankheit, die jedes Jahr in Europa bis zu 70.000 Menschen das Leben kostet. "Die Influenzaimpfung kann viele Krankheitsfälle verhindern, nicht alle - aber das Risiko für Komplikationen kann so zumindest verringert werden", so Luckner-Hornischer.

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