Britische Unternehmer: Grübeln über die "verdammte millionste Brexit-Variante"

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Von Vincent McAviney, su
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Der „Brexit“ hat bei britischen Unternehmen so manche Expansionspläne auf Eis gelegt. Andere verdrängen ihn einfach. Optimisten wie Pessimisten im ganzen Land wollen nur eine einzige Sache unbedingt zurückhaben: Planungssicherheit

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Der „Brexit“ hat bei britischen Unternehmen so manche Expansionspläne auf Eis gelegt. Andere verdrängen ihn einfach. Optimisten wie Pessimisten im ganzen Land wollen nur eine einzige Sache unbedingt zurückhaben: Planungssicherheit.

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Liverpool im Nordwesten Englands, einst die gefragteste Hafenstadt der Welt, rutschte Ende des 20. Jahrhunderts irgendwie ab.

Aber in den letzten beiden Jahrzehnten konnten die Liverpooler das Ruder herumreißen: An die industrielle Vergangenheit anknüpfen und sie wiederbeleben, aber auch in die Zukunft schauen.

Ein großer Wendepunkt war das Jahr 2008, als Liverpool Kulturhauptstadt Europas wurde – ein Schub für die internationale Reputation.

**"VIEL MEHR HERAUSFORDERUNGEN"
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Die nutzt ein gemeinnütziges Unternehmen, Baltic Creative, im Kulturviertel der Stadt, dem sogenannten Baltischen Dreieck.

In ehemals stillgelegten Lagerhallen werden neue kreative Unternehmen unterstützt und gefördert, ein Schlüsselsektor in der britischen Wirtschaft.

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Eines davon ist Poto Studios, ein Fotodienstleistungsunternehmen, das Charlie Tait und seine Frau vor zehn Jahren eröffnet haben. Der „Brexit“ hat ihre Expansionspläne auf Eis gelegt. Wie viele Geschäftsleute im ganzen Land wollen sie eine einzige Sache unbedingt zurückhaben: Planungssicherheit.

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Charlie Tait, Poto Studios:

"Ich weiß, dass wir in Zukunft weiter versuchen werden zu wachsen, aber das bedeutet viel mehr Herausforderungen, als unter „normalen“ Umständen. Jeder macht irgendwie weiter und versucht, so weit zu kommen wie nur möglich. Aber das Umfeld ist bedeutend schwieriger geworden. Bald könnten die Aussichten stabiler werden, das lässt hoffen. Jetzt gerade sehe ich aber nur noch ein weiteres Jahr der Unsicherheit vor uns, die gleiche Kette von Ereignissen wie im vergangenen Jahr. Jetzt werden die Deals ausgehandelt mit all ihren möglichen Klippen für Handelsgeschäfte. Und auch die Verbraucher werden reagieren wie gehabt: Sie machen sich Sorgen und grübeln ewig, wie viel sie nun ausgeben oder nicht.“

Jetzt gerade sehe ich nur noch ein weiteres Jahr der Unsicherheit vor uns
Charlie Tait
Unternehmer
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Diese Erfahrungen haben nicht alle Unternehmen gemacht. Am Stadtrand von London eröffnete Brompton Bicycle 2016 ein brandneues Werk.

Klappräder werden dort hergestellt, ideal für Pendler und immer mehr Menschen in immer mehr Städten auf der ganzen Welt nutzen sie.

Dieses Geschäft ist trotz des "Brexit"-Durcheinanders gewachsen, und Vorstandschef Will Butler-Adams blickt optimistisch in die Zukunft.

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Will Butler-Adams, Brompton Bicycle:

"Nichts hat sich geändert und es war nicht so schwierig. Wir haben unser Geschäft in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, weil wir über die verdammte millionste „Brexit“-Variante einfach nicht nachgedacht haben. Wir haben uns mit unseren Kunden beschäftigt. Wir haben uns darauf konzentriert, einige coole Produkte zu entwickeln, Elektrofahrräder, neue Kunden rund um den Globus zu gewinnen, Läden zu eröffnen und coole Sachen mit unseren Mitarbeitern zu machen. Das ist was zählt. Dies heißt nicht, dass der „Brexit“ nicht relevant ist. Er ist relevant, aber nicht die Hauptsache. Wir wollen wissen, wie hoch die Zölle künftig sind – wann und wie das rauskommt, da sagt jeder etwas Anderes. Sobald wir das wissen, sind wir dran. Bis dahin werden wir jedoch keine Zeit verschwenden, uns Gedanken zu machen, was passieren könnte und was nicht."

Wir haben unser Geschäft in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, weil wir über die verdammte millionste „Brexit“-Variante einfach nicht nachgedacht haben
Will Butler-Adams
CEO Brompton Bicycle

Fest steht bis jetzt nur Eines: Die Entscheidungen, die die Regierung von Boris Johnson während der Verhandlungen in den kommenden 11 Übergangsmonaten trifft, werden die Wirtschaft auf Jahrzehnte beschäftigen.

Vincent McAviney, su

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