Katalonien startet bahnbrechende Studie um Coronavirus zu stoppen

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Bild zur Illustration (Einsatz der Rettungskräfte in Italien, 17.3.) Copyright ANDREAS SOLARO/
Von Cristina GinerAndrea Büring
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Ziel der Untersuchung ist es, die Inkubationszeit zu verkürzen. Dadurch würden weniger Menschen angesteckt werden.

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Katalonien hat an diesem Montag eine klinische Studie begonnen, um die Übertragungskette des Coronavirus zu durchbrechen.

Ein ehrgeiziges Projekt: Handelt es sich doch um ein Virus mit hoher Ansteckungsgefahr, wobei jede infizierte Person im Durchschnitt drei andere ansteckt. Jeder Patient kann 14 Tage lang zwischen 5 und 15% ihrer Kontakte infizieren.

"Übertragungskette durchbrechen"

"Ziel der Studie ist es, diese Übertragungskette zu stoppen", erklärt Oriol Mitjà, ein Forschungsarzt der Abteilung für Infektionskrankheiten des "Germans Trias"-Krankenhauses in Barcelona, auf einer im Internet übertragenen Pressekonferenz.

Die Studie begann an diesem Montag unter großen Zeitdruck: 195 positiv getestete Patienten wurden mit 3.000 Freunden und Bekannten rekrutiert. "Wir haben so schnell wie möglich gearbeitet und hoffen, in drei Wochen Ergebnisse vorweisen zu können", hieß es aus dem katalanischen Gesundheitsministerium.

Die Tests werden doppelt durchgeführt: an den Infizierten und ihrem engeren Umfeld.

Wie wird behandelt?

Mitjà warnte wiederholt, das Coronavirus mit einer normalen Grippe zu vergleichen.

Das Coronavirus erfordere eine besondere Therapie.

Menschen, die infiziert sind, würden ein antiretrovirales Mittel (Darunavir) und ein pharmakokinetisches Mittel (Cobicistat) erhalten, erklärte der Forscher.

Diese werden normalerweise zur Behandlung von HIV-Fällen verwendet. Sie hemmen die Peptidasen, um die Vermehrung des HIV zu verhindern. "Man hofft, dass dieses Medikament die Anzahl der Tage verringert, an denen eine Person andere Menschen anstecken und das Virus übertragen könnte", sagt Mitjà.

Die Kontaktpersonen des Trägers erhalten "Hydroxychloroquin", ein Medikament, das erfolgreich zur Behandlung von Malaria, aber auch zur Behandlung von Menschen mit rheumatologischen Erkrankungen wie Lupus oder Arthritis eingesetzt wird.

Es wird verhindert, dass das Virus mit der Zelle verschmilzt. Das Virus muss nämlich, um sich zu vermehren, in die Zellen unseres Körpers eindringen - das wird aber mit diesem Medikament verhindert.
Oriol Mitjà
Forscher

Die Studie wird vom katalanischen Gesundheitsministerium und der Stiftung für den Kampf gegen AIDS des “Germans Trias i Pujol”-Krankenhauses gefördert. Der Startschuss fiel an diesem Montagmorgen mit etwa 195 positiv getesteten Patienten sowie 3.000 engerer Kontaktpersonen, die nicht erkrankt sind.

Dauer der Studie

Über 14 Tage lang wird gemessen, ob sich diese Freunde und Bekannten trotz Einnahme des Medikaments am Coronavirus anstecken. "Wenn die Übertragungswahrscheinlicheit heute bei 15 % liegt, erwarten wir, dass dieser Anteil abnimmt", hofft der Forscher.

Derzeit werden weltweit etwa 300 klinische Studien durchgeführt, um Covid-19 zu stoppen. Die WHO hat einen Beirat aus Experten und Forschern ins Leben gerufen, um Neuinfektionen besser vorzubeugen.

Auch die Bill and Melinda Gates Foundation hat laut Mitjà ihre finanzielle Unterstützung für diese Initiative angeboten.

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