Auf engstem Raum - die häusliche Gewalt nimmt zu

August 7, 2019 ashelter dedicated to women victims of domestic violence, run by SOS Femmes alternative NGO (Photo by Martin BUREAU / AFP)
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Von Andrea Büring
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Ausgangsbeschränkungen in der Coronakrise: Der Dachorganisation von österreichischen Frauenhäusern AÖF zufolge steigt die Zahl von Frauen, die über gewalttätige Partner klagen.

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Europäische Frauenrechtsaktivistinnen sind alarmiert.

Während der Ausgangssperre in China haben die Fälle von häuslicher Gewalt zugenommen. Nach der Quarantäne meldete die chinesische Metropole Xi'an einen nie dagewesenen Ansturm auf die Ämter: Viele Frauen wollten sich scheiden lassen. Die Termine sind über Wochen ausgebucht.

Die BBC sprach mit Frauenrechtsaktivistinnen der NGO "Weiping", die von verzweifelten Telefonanrufen berichten - dreimal so viele wie vor der Quarantäne. Frauen und Mädchen klagten über gewalttätige Väter und Ehemänner.

Frauenhäuser in Österreich alarmiert

"Die Ausgangsbeschränkungen gelten erst seit Montag. Trotzdem gibt es bereits eine spürbar steigende Zahl von Anfragen," beobachtet Maria Rösslhumer, die Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser.

Wir erleben es bereits zu Weihnachten, bei Familienfesten oder in den Ferien, dass deutlich mehr Frauen Hilfe suchen. Während der Quarantäne ist die Lage angespannter, weil man sich räumlich nicht ausweichen kann. Sportplätze, Fitnessstudios, Hotels und Kneipen sind geschlossen.
Maria Rösslhumer
Geschäftsführerin, AÖF

Räumliche Enge, Ängste und mehr Stress: Die Kinder sind zu Hause und müssen beim Lernen unterstützt werden. Angesichts der Gefahr durch das Coronavirus erleben die Menschen eine nie dagewesene Situation, sie sind verunsichert. Sie haben vielleicht ihre Arbeit verloren und daher existentielle Ängste.

Durch die Anspannung steigt auch die Gewaltbereitschaft.

Die Frauenhäuser in Österreich sind vorbereitet - soweit es eben geht.

Denn einige sind bereits voll, wie in Ober- und Niederösterreich, und andere sind fast am Limit, wie in Wien. Die Landesregierungen sind damit beauftragt, neue Plätze für Frauen zu finden - in leeren Hotels oder bei Flüchtlingsorganisationen mit kleinen Wohneinheiten.

In Krisengebieten wie Tirol gibt es wegen der Ansteckungsgefahr Aufnahmesperren. Rösslhumer hofft darauf, dass in den Frauenhäusern bald Schnelltests durchgeführt werden können.

Auch die Regierung in Wien reagierte umgehend. Die österreichischen Familien- und Justizministerinnen Susanne Raab und Alma Zadic stellten ein entsprechendes Maßnahmenpaket vor.

Quarantäne und häusliche Isolation sind kein rechtsfreier Raum. Wir gehen mit aller Härte gegen jeden vor, der Frauen und Kinder angreift.
Susanne Raab
österreichische Familienministerin

Die 24-Stunden-Helpline wurde personell aufgestockt und die Onlineberatung für von Gewalt bedrohte Frauen ausgebaut.

"Unsere Beraterinnen gehen mit den verzweifelten Frauen Krisenpläne und Fluchtwege durch. Sie beraten die Anruferinnen, wann diese am besten den Koffer packen und wo sie ihn stehen lassen, ohne dass der Partner etwas mitbekommt," erklärt Rösslhumer die Arbeit der Helpline.

Die Maßnahmen der Regierung sehen auch vor, dass gewalttätige Männer leichter von der Polizei mitgenommen werden können, damit ihre Opfer in Sicherheit sind.

Wir erwarten, je länger die Quarantäne dauert, desto schwieriger wird die Situation.
Maria Rösslhumer
Geschäftsführerin, AÖF

Das lässt Schlimmes befürchten. Bundeskanzler Sebastian Kurz verlängerte an diesem Freitag die Ausgangsbeschränkungen bis zum Ostermontag.

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