Spanien: Ein Schlückchen "Normalität" nach Covid-19

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Von Jaime Velázquez, su mit dpa
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Die linke Regierungskoalition von Ministerpräsident Pedro Sánchez will Spanien mit einem Vier-Phasen-Plan bis Ende Juni zu einer "Neuen Normalität" führen. Während unter anderem Madrid vorerst in "Phase 0" bleibt, testet das viel kleinere Guadalajara die "Phase 1"

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Guadalajara. Eine Stadt in Spanien erwacht in Deeskalations-“Phase 1” der Coronabeschränkungen aus einer engen Welt. Während Madrid eine gute halbe Autostunde enfernt bis auf Weiteres in “Phase 0” festsitzt, versuchen die Bürger mit Masken und Handschuhen, ihr altes Leben zurückzuerobern. Nach zwei Monaten Sperrung sind kleine Geschäfte geöffnet, Versammlungen von bis zu 10 Personen erlaubt. Und auf den Bürgersteigen locken Bars wieder ihre Kunden an.

Die linke Regierungskoalition von Ministerpräsident Pedro Sánchez will Spanien mit einem Vier-Phasen-Plan bis Ende Juni zu einer "Neuen Normalität" führen. Jede Etappe soll zwei Wochen dauern.

Alfonso López, Barbesitzer:

“Normalerweise haben wir 20 Tische auf der Terrasse, heute, nach der Sperrung, haben wir fünf Tische rausgestellt, um zu sehen, wie es läuft - zwischen den Tischen drei Meter Abstand. Wir reinigen alles mit Bleichmittel, verwenden Hand-Desinfizierer und Masken... und wie es aussieht, heitert das die Leute ein bisschen auf.”

Auf der Terrasse nehmen die Menschen einen ersten Schluck von der lang ersehnten Rückkehr in ihr früheres Leben...

Jaime Velázquez, Euronews:

"Guadalajara ist nur 58 Kilometer von Madrid entfernt, aber es sieht aus wie eine andere Welt. Kein einziger Todesfall in den letzten 24 Stunden hatte etwas mit Covid-19 zu tun, die knapp 90.000 Einwohner starten langsam wieder ins gewohnte Leben. Die Hauptstadt und andere Großstädte wie Barcelona müssen erst bessere Corona-Zahlen vorweisen."

Zwar sind die meisten spanischen Provinzen in der “Phase 1“ und auf dem Weg zur neuen Normalität. Aber die Menschen zögern immer noch, weiterzumachen wie bisher.

Jose Luis Ortega, Ladenbesitzer:

“Es gibt ist immer noch viel Angst, weil die Dinge noch so frisch sind. Und was die Anzahl der Kunden betrifft, ist dies hier definitiv kein normaler Tag. Es ist, als würden die Leute abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.”

ENDLICH TRAUERN

Nach mehr als 250 Covid-19 Todesfällen in der Provinz haben die Familien nun endlich die Möglichkeit, eine Beerdigung abzuhalten und ihrer Angehörigen zu gedenken.

Jose Antonio Fidalgo, Pfarrer in der Santiago-Kirche:

"Ich musste auf den Friedhof zu Bestattungen. Und ich war ganz allein da, niemand aus der Familie. Manchmal kamen zwei Leute. Und die Geschwister sagten: “Wir haben keine Tränen mehr, unser Vater ist vor zehn Tagen gestorben...”

Die Gläubigen können nun in den kürzlich eröffneten Kirchen für die Verlorenen beten.

Alvaro Garcia, Kirchbesucher:

“Das ist das Mindeste, was wir tun können. Beten für sie, für die, die nicht mehr hier sind. Aber es ist sehr traurig, dass sie diese Zeiten alleine durchmachen mussten.”

Guadalajara ist, wie der Rest Spaniens, in eine lange Deseskalationsphase eingetreten und versucht, das alte Leben zurückzuholen. Aber es wird nie dasselbe sein. Denn mehr als 25.000 Menschen sind nicht mehr hier.

Im ganzen Land starben bisher mindestens 26.000 Menschen an Covid-19, mehr als 220.000 wurden krank.

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Jaime Velázquez, su mit dpa

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