Regenbogen-Protest gegen "Kaczynskis Kugelschreiber"

Bei der Amtseinführung von Polens altem und neuem Präsidenten Andrzej Duda haben Abgeordnete in Warschau ihre Solidarität mit der LGBT-Community deutlich gemacht. Viele trugen Mund-Nase-Schutz in Regenbogen-Farben. Linke Parlamentarierinnen hatten die Farben ihrer Kleider so abgestimmt, dass sie gemeinsam einen Regenbogen formen konnten.
Der 48-jährige Duda hatte im Wahlkampf gegen Minderheiten gehetzt und war dafür auch aus dem Ausland kritisiert worden. Gegner nennen ihn spöttisch "Kaczynskis Kugelschreiber", weil der Präsident in seiner ersten Amtszeit kaum eigene Positionen vertreten hat.
Bei der Zeremonie in Warschau - die unter strengen Corona-Regeln abgehalten wurde - nannte Andrzej Duda den 2010 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Lech Kaczynski seinen "Meister". Der der regierenden Partei PiS nahestehende Staatschef hatte bei der Stichwahl am 12. Juli gegen den liberalkonservativen Herausforderer, Warschaus Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski, knapp gewonnen.
Duda betonte aber auch, er wolle sich um die Angelegenheiten kümmern, die für alle Polen am wichtigsten sein. Dies gelte nicht nur für seine Anhänger, sondern auch für die seiner politischen Rivalen. "Meine Hand ist ausgestreckt zur Verständigung", sagte Duda. Doch Abgeordnete der Opposition quittierten dies mit Gelächter.
Bei der feierlichen Amtseinführung waren viele Sitze im Plenarsaal des Parlaments leer. Die Fraktion von Trzaskowskis liberalkonservativem Bündnis Bürgerkoalition (KO) war nur mit einer Delegation vertreten.