Lesbos: Arbeit für ein Ende des Ausnahmezustands

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Copyright Panagiotis Balaskas/Associated Press
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Von Apostolos Staikos, su mit dpa
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Eine gute Woche nach dem Großbrand im Migrantencamp Moria auf Lesbos sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 5.000 Menschen in das neue Zeltlager von Kara Tepe eingezogen. Laut Polizeiquellen halten sich aber immer noch rund 1.500 radikale Migranten auf den Hügeln der griechischen Insel versteckt

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Eine gute Woche nach dem Großbrand im Migrantencamp Moria auf Lesbos sind offiziellen Angaben zufolge mittlerweile mehr als 5.000 Menschen in das neue Zeltlager von Kara Tepe auf der griechischen Insel eingezogen – manche Quellen sprechen auch von 7.000. Bei Kontrollen vor dem Eintritt wurden insgesamt 174 Coronavirus-Fälle festgestellt. Alle wurden isoliert in einem speziell geschaffenen Bereich bei Kara Tepe untergebracht.

«Wir wollen bald weitere 5.000 Menschen im Zeltlager unterbringen», sagte der griechische Bürgerschutzminister, Michalis Chrysochoidis (Athener Fernsehsender "Skai")

Laut Bundesinnenministerium in Berlin könnte die Aufnahme von bis zu 150 unbegleiteten Minderjährigen aus dem abgebrannten Migrantencamp Moria möglicherweise noch vor Monatsende beginnen.

Europa-Abgeordnete haben die Insel besucht, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

Kostas Arvanitis (Griechischer Europaabgeordneter, Syriza, GUE/NGL):

„Hier haben wir siebenmal Moria, wenn Sie die Zahlen multiplizieren. Dies ist die absolute Übertragung der Politik von Herrn Margaritis Schinas und Frau Ursula von der Leyen. Dies ist die Förderung der sogenannten „europäischen Lebensweise“. Es ist inakzeptabel. Diese Politik trifft Flüchtlinge und auch die Menschen vor Ort brutal.“

Marisa Matias (Portugiesische Europaabgeordnete, Europäische Vereinigte Linke):

„Die Europäische Union kann nicht sagen, dass sie ihre Werte hat, wenn Menschen nach Europa kommen und um Hilfe bitten, und dies ist dann die Behandlung, die sie bekommen. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um eine kollektive Solidaritätsantwort, ein Umzugsprogramm hinzukriegen und zu vermeiden, dass dies zu Moria 2 wird.“

ZUSAMMENARBEIT FÜR STÄNDIGE AUFNAHMEEINRICHTUNG

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte am Freitag eine Konferenzschalte mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und der deutschen Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Ihre Diskussion konzentrierte sich auf mögliche Wege einer funktionierenden Zusammenarbeit mit der Europäischen Union in einer neuen ständigen Aufnahmeeinrichtung für die Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen auf der Insel Lesbos.

Der griechische Regierungschef präsentierte auch ein Video des neuen provisorischen Lagers, das innerhalb weniger Tage auf einem ehemaligen Schießplatz in Kara Tepe errichtet wurde, um die obdachlosen Migranten und Flüchtlinge aus dem abgebrannten Lager Moria aufzunehmen, und verglich es mit den Bedingungen in Moria.

Die Behörden hoffen, dass bald niemand mehr draußen unterwegs ist
Apostolos Staikos
Euronews

Nach dem Großbrand im Lager Moria waren gut 12.000 Migranten obdachlos geworden. Gegen sechs festgenomme Migranten wird wegen Brandstiftung ermittelt. Viele zögern, das neue Lager zu beziehen - sie befürchten, dort eingesperrt zu werden, und wollen von der Insel aufs Festland gebracht werden. Nach einem Abkommen der EU mit der Türkei vom Jahr 2016 müssen aber alle Migranten auf den Inseln bleiben, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist. Wer kein Asyl bekommt, muss in die Türkei zurück.

Ein Sonderkommando der griechischen Polizei, darunter 70 Frauen, versucht vor allem Familien zu überreden, ins Zeltlager zu gehen. Danach soll die Bereitschaftspolizei auch die Migranten aufsuchen, die sich vehement weigern, ins Lager zu gehen.

POLIZEI VERSTÄRKT

Laut Polizeiquellen halten sich rund 1.500 radikale Migranten auf den Hügeln der Insel versteckt. Sie sähen die chaotischen Zustände nach dem Brand des Lagers von Moria als letzte Chance, doch noch aus humanitären Gründen zum Festland gebracht zu werden. Die Polizei habe deswegen starke Einheiten nach Lesbos gebracht.

Apostolos Staikos, Euronews:

"Die Bauarbeiten an der neuen Einrichtung gehen weiter, während sich Flüchtlinge und Migranten weiter am Registrierungspunkt melden. Die Behörden hoffen, dass bald niemand mehr draußen unterwegs ist.“

Apostolos Staikos, su mit dpa

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