Fukushima: Die Arbeiten dauern noch Jahrzehnte

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Um die Schäden des GAUs in den Atomanlagen zu beseitigen und die Strahlungsgefahr zu verringern, ist bereits einiges erreicht worden. Aber es ist noch viel zu tun.

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Vier der sechs Reaktoren im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi nahmen schweren Schaden, als im März 2011 riesige Flutwellen eines Tsunamis auf die Anlage trafen. Zehn Jahre nach der Naturkatastrophe und anschließendem GAU sind die Arbeiten, die von der Regierung und dem Betreiber Tepco geleitet werden, längst nicht abgeschlossen. Bis zu 40 Jahre werden noch veranschlagt.

Alle sechs Reaktoren sind abgeschaltet, auch die beiden, die unbeschadet geblieben waren. Nach dem GAU galt das Bemühen der Abschaltung der Anlagen - und es musste verhindert werden, dass weiteres radioaktivverseuchtes Wasser austritt.

Kimoto Takahiro vom Betreiber Tepco erläutert: „Die Reaktoren zu kühlen war das Wichtigste. Deshalb haben wir damit begonnen. Und danach mussten wir uns um die Abklingbecken kümmern."

Roboter kümmern sich um die Brennstäbe

Der zweite Arbeitsschritt umfasst die Aufgabe, das Wasser aus den Abklingbecken zu entfernen. Das wird weitere zehn Jahre in Anspruch nehmen. Rund zwei Drittel der Brennstäbe aus den Unglücksreaktoren sind bisher entfernt worden. Für diese Arbeiten werden Roboter eingesetzt.

Später werden Trümmerteile geräumt. Dieser Arbeitsschritt gilt als langwierig und heikel. Die Pandemie hat die gesamten Vorgänge verzögert.

Bis zu 5000 Menschen sind mit den Arbeiten an der Kernkraftanlage beschäftigt. An mehreren Orten ist die Strahlengefahr dank der Entgiftungsarbeiten mittlerweile gebannt. In anderen Bereichen ist das nicht der Fall. Eigens für Fukushima Daiichi wurden Filter entwickelt, die das verseuchte Wasser reinigen.

Fukumatsu Teruki von der Firma Toshiba sagt: „Hier enthält der beschädigte Reaktor geschmolzene Brennstäbe. Es muss eine durchgehende Kühlung mit Wasser erfolgen. Das verseuchte Wasser, das austritt, wird von einer Pumpe abgeleitet und dem ALPS-System zugeführt. Die Strahlung wird fast vollständig entfernt, bis auf Tritium. Endgelagert wird das Wasser in Tankbehältern."

Georg Steinhauser, Professor am Institut für Radioökologie und Strahlenschutz der Leibniz-Universität Hannover, war dreimal in Fukushima vor Ort. Er erläutert: „Tritium reichert sich nicht im menschlichen Körper an, weil es eine sehr kurze Halbwertzeit hat. Man nimmt es auf und scheidet es wieder aus. Tritium ist normalerweise das geringste Problem."

Wohin mit dem Wasser?

1,24 Millionen Kubikmeter Wasser fasst jeder Aufbewahrungsbehälter. Allerdings werden diese voraussichtlich 2022 vollständig gefüllt sein. Also muss eine Lösung her. Die Möglichkeit, das Wasser ins Meer zu leiten, löst im örtlichen Fischereihandwerk und in der Landwirtschaft die Sorge aus, der Ruf der eigenen Erzeugnisse könne erneut leiden.

Die Regierung erwägt die beste Lösung, die in zwei Jahren umgesetzt werden soll. Dafür muss das Amt für nukleare Sicherheit grünes Licht geben. Dabei handelt es sich um eine unabhängige Stelle, die nach der Katastrophe von Fukushima geschaffen wurde und die Sicherheit überwacht. Diese Freisetzung des Wassers ist auf der ganzen Welt alltäglich, sagt Christophe Xerri von der Internationalen Atomenergie-Behörde. „Allen Kernreaktoren ist es gestattet, kleine Strahlenmengen ins Wasser oder in die Luft zu leiten. All das wird behördlich kontrolliert", so Xerri.

Keine Gemeinsamkeiten mit Tschernobyl

Nach Meinung von Fachleuten hat der GAU in Fukushima keine Gemeinsamkeiten mit jenem in Tschernobyl. Steinhauser: „In Tschernobyl wurden zum Beispiel große Mengen Plutonium und Americium freigesetzt. Tschernobyl wird also für immer verseucht bleiben. Fukushima ist ein ganz anderer Fall, denn dort wurde vornehmlich radioaktives Cäsium freigesetzt. Cäsium 137 hat eine Halbwertzeit von 30 Jahren."

Der GAU in Fukushima hat in der japanischen Kernenergie die Schaffung neuer Sicherheitsmaßnahmen nach sich gezogen. Diese werden mittlerweile auch in anderen Ländern umgesetzt.

Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergie-Behörde, die zuletzt im vergangenen Jahr in Fukushima vor Ort war, sind die Methoden, Analysen und Strahlenmessungen zuverlässig.

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