Wissenschaftliche Studie: 44 Fehlgeburten pro Minute

Für viele ist es ein Tabu: Doch mehr als eine von zehn Frauen hat mindestens eine Fehlgeburt in ihrem Leben erlitten.
44 Fehlgeburten pro Minute weltweit
Ein internationales Expertenteam hat einen Bericht im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht, wonach sich die Zahl der weltweiten Fehlgeburten pro Jahr auf rund 23 Millionen beläuft. Das entspreche einer von sieben Schwangerschaften weltweit und rund "44 pro Minute". Vermutlich sei die Zahl "wesentlich höher", weil nicht jede Fehlgeburt gemeldet werde.
Risikofaktoren: Unter anderem Luftverschmutzung und Nachtarbeit
Für schwarze Frauen sei das Risiko einer Fehlgeburt besonders hoch, eine Erklärung dafür gebe es aber noch nicht- es bedürfe weiterer Studien, erklärt Siobhan Quenby von der Universität Warwick, eine der Autorinnen des Berichts im Lancet. Viele europäische Länder würden ihre Fehlgeburtenraten nicht erfassen, obwohl dies sehr wichtig wäre.
Weitere Risikofaktoren für eine Fehlgeburt sind unter anderem Nachtarbeit sowie Luftverschmutzung - neben genetischen Veränderungen beim Fötus, dem Alter der Mutter und, in geringerem Maße, dem Alter des Vaters, starkes Über- oder Untergewicht, Alkohol, Tabak, Stress.
Forderung nach mehr psychologischer Unterstützung
Das Phänomen sei "viel zu lange heruntergespielt und oft nicht ernst genommen worden", kritisierten die 31 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Daten in drei Studien zusammentrugen, die für den Bericht zusammengefasst wurden. "Es reicht nicht mehr, den Frauen einfach zu sagen: Versucht es weiter", schrieben sie im Vorwort. Vor allem in psychologischer Hinsicht brauche es mehr Unterstützung für die Betroffenen- so ihre Forderung.
Betroffene und Fachpersonal sollen Schweigen brechen
"Auch wenn eine Fehlgeburt in den meisten Fällen nur einmal erlebt wird, bräuchte ein erheblicher Teil der Bevölkerung Behandlung und Unterstützung", fordert Siobhan Quenby. Stattdessen herrsche weiter Schweigen - nicht nur bei betroffenen Frauen, sondern auch beim medizinischen Personal, politischen Entscheidungsträgern und bei der Forschungsfinanzierung.
In den vergangenen Monaten hatten das Model Chrissy Teigen und Prinz Harrys Ehefrau Meghan über ihre Fehlgeburten berichtet. Organisationen, die sich um Betroffene kümmern, hatten den Tabubruch begrüßt.