Ungarns größtes touristisches Infrastrukturprojekt: ein Hotel mit 100 Zimmern, Yachthafen und ein Parkplatz für 880 Autos – mitten im Nationalspark. Generalunternehmer für die staatliche Tourismusagentur ist ein ungarischer Oligarch und Jugendfreund von Viktor Orbán.
Illegal gedrehte Bilder des ungarischen Ufers am Neusiedler See: Hier entsteht Ungarns größtes touristisches Infrastrukturprojekt: ein Hotel mit 100 Zimmern, 26 Bungalows, Yachthäfen, Sportanlagen und ein Parkplatz für 880 Autos – mitten in einem Nationalpark und Unesco-Kulturerbe Fertő te - so heißt der Neusiedler See auf Ungarisch.
Generalunternehmer für die staatliche Tourismusagentur ist der ungarische Oligarch Lőrinc Mészáros, ein Jugendfreund von Viktor Orbán, dessen rasanter Aufstieg mit dem Beginn der Herrschaft Orbáns zusammenfällt. Die Gesellschaft hängt wiederum an der Ungarischen Tourismusagentur MTÜ, der Orbáns Tochter Ráhel "beratend" zur Seite steht.
Nach Ansicht von Umweltexperten verstößt das staatliche Projekt gegen ungarische als auch EU-Vorschriften.
Dem Projekt müssen auch die idyllischen strohgedeckten Pfahlhäuser weichen. Ihre Besitzer sind meist Privatpersonen aus Österreich und Ungarn. Die Pachtverträge wurden gekündigt, entschädigungslos müssen sie ihre Häuser auf eigene Kosten abreißen. Mehrere Eigentümer sind vor Gericht gegangen, der Abriss wurde nicht einmal ausgesetzt.
Auch Andrea Gyuricza ist Besitzerin eine Pfahlhauses, sie will sich nicht beugen.
Eine Gruppe österreichischer Pfahlhausbesitzer hat sich gefügt und den Abriss in Auftrag gegeben, Kosten: rund 100 000 Euro. Auch das Ehepaar Maitz sucht nach legalen Möglichkeiten, ihr Stelzenhaus zu behalten.
Die staatliche Vermögensverwaltungsgesellschaft dementiert alle Vorwürfe über die Regierungsmedien. Interviewanfragen werden nicht beantwortet.
Was mit der sanften Besiedelung eines Stück Strandes vor Jahrzehnten begann wird nun ein überdimensioniertes Investitionsprojekt, das die Natur schädigt und den Anwohnern ihren See nimmt. Und all das für ein staatliches Tourismusprojekt, dessen Wirtschaftlichkeit - und Nutzen - fraglich ist.