Klubradio: Ungarns kritische Stimme jetzt "nur" noch online

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Einer der letzten unabhängigen Radiosender Ungarns, das Klubradio, ist zwangsweise vom Netz genommen worden.

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Einer der letzten unabhängigen Radiosender Ungarns, das Klubradio, ist zwangsweise vom Netz genommen worden.

Der ungarische Medienrat hatte die auslaufende Sendelizenz nicht verlängert, wegen kleinerer Verstöße gegen die strengen Mediengesetze des Landes. Das Budapester Stadtgericht befand den Schritt als rechtens.

In der Vergangenheit hat der Sender oft kritisch über die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán berichtet.

Entscheidung politisch motiviert?

András Arató, CEO von Monográf Ltd., das Unternehmen betreibt das Klubradio, kritisiert die Entscheidung als politisch motivert:

"Wir haben drei andere Radiokanäle identifiziert, die im gleichen Zeitraum die gleichen 'schrecklichen Vergehen' begangen haben wie wir. Aber trotzdem haben sie die Verlängerung ihrer Frequenz erhalten. Deshalb denken wir, dass es Diskriminierung war und der Medienrat nur vorgibt, dass sie die Frequenz nicht verlängern können."

In den Jahren 2016 und 2017 sei der Sender seiner Datenbereitstellungspflicht nicht nachgekommen. Einige Berichte hätte das Radio zu spät an die Behörden übermittelt. Der Chef des Senders sagt, es habe damals keine Fristen für die Abgabe gegeben.

Internationale Kritik

Über eine UKW-Frequenz erreichte Klubradio rund 500.000 Hörerinnen und Hörer. Seit dem Amtsantritt von Regierungschef Viktor Orban 2010 durfte nur noch im Ballungsraum Budapest gesendet werden.

Das französische Außenministerium zeigte sich besorgt. Das US-Außenministerium sprach von einem "Schlag gegen die Medienpluralität". Und auch die Europäische Kommission kritisierte den Schritt. "Wir stehen in Kontakt mit den ungarischen Behörden, um sicherzustellen, dass Klubrádió weiterhin legal betrieben werden kann", sagte ein Kommissionssprecher in der vergangenen Woche.

Am Wochenende versammelten sich die Fans von Klubradio mit Blumen und Kerzen vor der Redaktion. So wie Gábor Bajtz und seine Frau. Bajtz sagt: "Wir sind jeden Tag um 6 Uhr morgens mit dem Klubradio aufgestanden, wir haben es gemeinsam vom Bett aus angehört."

Online gehts weiter wie gehabt

Seit Montag laufen die beliebten Sendungen "Let's Talk" und "Morning Express" im Internet. Der stellvertretende Chefredakteuer des Klubradios Mihály Hardy erklärt:

"Ich hoffe, dass wir nur für kurze Zeit auf der analogen Frequenz zum Schweigen gebracht werden. In der Zwischenzeit bekommen unsere Hörer im Internet genau das gleiche Angebot und die gleiche Qualität wie bisher. Und natürlich werden wir den Rechtsstreit nicht aufgeben."

Trotzdem ist zu erwarten, dass die Einschaltquoten sinken, denn die älteren Hörer:innen werden wohl nicht gleich einen Internet-Router kaufen und im Auto können Fans den Sender nur noch über ihr Handy empfangen.

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