Aus für prodemokratische Zeitung: Schlange stehen für letzte Apple Daily

Standing Ovations am Ende einer Ära: Die Redaktion der prodemokratischen Honkonger Tageszeitung Apple Daily beklatschte in den Verlagsräumen eigenhändig ihre letzte Ausgabe.
Wegen Verstößen gegen das umstrittenen Sicherheitsgesatz waren seit der vergangenen Woche mehrere Führungskräfte und Journalisten des Medienunternehmens festgenommen worden. Auch Vermögenswerte des Verlags wurden eingefroren. Das Aus kam zwei Tage früher als ursprünglich vorgesehen. Über Twitter gab es viele Reaktionen von Leserinnen und Lesern.
Zur Begründung der Sanktionen hieß es, Dutzende Artikel der Apple Daily hätten darauf abgezielt, andere Länder zu Sanktionen gegen China und Hongkong zu bewegen.
Verlagsgründer Jimmy Lai verbüßt bereits eine 20-monatige Haftstrafe. Ihm wurde Anstiftung zu nicht genehmigten Protesten vorgeworfen.
"Sicherheitsgesetz wird benutzt"
Die Europäische Union und die NGO Reporter ohne Grenzen reagierten mit Bestürzung auf die Einstellung des Boulevardblattes. Das von der Regierung in Peking erlassene Sicherheitsgesetz werde dazu benutzt, die Presse- und Meinungsfreiheit einzuschränken, erklärte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.
Die Auflage der historischen letzten Ausgabe wurde von üblicherweise rund 80.000 auf eine Million Exemplare erhöht und fand in Hongkong sofort reißenden Absatz. Darin dankte die Mediengruppe ihrer Leserschaft ausdrücklich für die loyale Unterstützung. Auf der Titelseite stand: "Freiheit, einst ein alltägliches Gut, ist jetzt ein Luxus"