Misshandelte Migranten: Gewalttätige Schlepperbanden werden selten verfolgt

Misshandelte Migranten: Gewalttätige Schlepperbanden werden selten verfolgt
Copyright Santi Palacios/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Johannes Pleschberger
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Schlepperbanden sind oft extrem gewalttätig, müssen aber selten eine Strafverfolgung fürchten - das zeigt eine neue Studie der Vereinten Nationen.

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Schlepperbanden sind oft extrem gewalttätig, müssen aber selten eine Strafverfolgung fürchten - das zeigt eine neue Studie der Vereinten Nationen.

Der Bericht beleuchtet die Misshandlungen, die Migranten in den Händen dieser Kriminellen erleiden. Frauen etwa werden von den Schleppern oft vergewaltigt, während viele Männer geschlagen und zu Zwangsarbeit genötigt werden.

Der 23-jährige Jawad bezahlte eine Schlepperbande, um vor den afghanischen Taliban nach Österreich zu fliehen. Seine Geschichte verdeutlicht, was den Menschen auf ihrer Reise passieren kann. 

"Die Leute, die nicht schnell laufen konnten, wurden von den Schmugglern geschlagen und auf dem Weg zurückgelassen", sagt Jawad. Zusammen mit 40 Männern, Frauen und Kindern wurde Jawad in ein kleines kaputtes Boot gesteckt, um das Mittelmeer zu überqueren - die meisten Passagiere waren Nichtschwimmer.

"Das Schlauchboot war kaputt, deshalb kam Wasser rein. Wir hatten keine andere Wahl, wir mussten unsere Schuhe ausziehen, um mit ihnen das Wasser zurück ins Meer zu schaufeln."

Jedes Jahr sterben Tausende geschleuste Migranten im Meer, verenden in Wüsten oder ersticken in Containern. Das Wiener UNO-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung UNODC untersuchte für die Studie Transitrouten in Afrika, Mittelamerika und im Mittelmeerraum.

"Man versteht nicht einmal, warum sie diese Gewalt anwenden"

Die Studienkoordinatorin Morgan Nicot sagt: "Die Schleuser, die ein riesiges Geschäft daraus machen, die es nutzen, um Beamte zu korrumpieren und die absolut keinen Respekt vor Menschenleben haben - sie mögen Migranten manchmal wie Fracht behandeln, aber man versteht nicht einmal, warum sie diese Gewalt gegen sie anwenden."

Die UNODC kritisiert die - bisher - geringen Maßnahmen der nationalen Behörden. "Was wir tun, ist, dass wir den Ländern helfen, die entsprechenden Gesetze zu haben, die Richter, die Staatsanwälte - und jeden entlang dieser Kette zu schulen, damit sie verstehen, was sie nachweisen müssen, um die Täter zu verfolgen", erklärt Morgan Nicot.

Die in dieser Form erstmalige Studie gibt der UNO nun endlich etwas Handfestes, um gegen die Gewalt in den Transitregionen anzukämpfen. Die dortigen Staatsanwälte werden verstärkt sensibilisiert und Daten werden weiterhin erhoben und publik gemacht.

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