Kritik an Hospitalisierungsrate: Meldungen teilweise per Fax

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Von Euronews mit Tagesspiegel, Twitter
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Der neue Maßstab, an dem sich fortan die Corona-Maßnahmen in Deutschland orientieren, ist die Hospitalisierungsinzidenz. Fachleute kritisieren die Kennzahl als ungeeignet.

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**Der neue Maßstab, an dem sich fortan die Corona-Maßnahmen in Deutschland orientieren, ist die Hospitalisierungsinzidenz. Darauf haben sich Bund und Länder am Donnerstag geeinigt. ****Fachleute kritisieren die Kennzahl als ungeeignet. **

Die Hospitalisierungsinzidenz gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegen. 

Ab einem Wert von drei in einem Bundesland gilt dort flächendeckend für Veranstaltungen die 2G-Regel, ab einem Wert von sechs die 2G-Plus-Regel. Ab einem Wert von neun können  Kontaktbeschränkungen und Lockdowns verhängt werden. 

Am Donnerstag lag die Hospitalisierungsinzidenz laut RKI bundesweit bei 5,3. 

Starker Meldeverzug kann zur Unterschätzung der Lage führen

Expert:innen halten den neuen Gradmesser für Corona-Maßnahmen für ungeeignet, weil die Krankenhauseinweisungen einen zu starken zeitlichen Meldeverzug hätten. Die späten Meldungen würden die Werte verzerren und dazu führen, dass die Lage in den Krankenhäusern unterschätzt werde, schreibt unter anderem der Tagesspiegel.

Solch einen Meldeverzug hat es auch bei der Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen gegeben. Doch hier habe es etwa drei bis fünf Tage gedauert, bis alle Daten der positiven Testergebnisse an das Robert-Koch-Institut übermittelt waren. Bei der Hospitalisierungsinzidenz könne es teilweise bis zu zwei Wochen oder länger dauern, bis die Daten zu allen Covid-19-Patient:innen beim RKI eingehen. 

Bei der Hospitalisierungsinzidenz werde das Meldedatum des Falles ausgewiesen und nicht der Tag,  an dem die Patient:innen wirklich ins Krankenhaus gekommen sind. Durch Nachmeldungen kann sich demnach der Wert für zurückliegende Zeiträume verändern.

Und zwar teilsweise stark. Wie ein Journalist der taz schreibt, könnten die tatsächlichen Werte bis zu 80 Prozent höher liegen.   

Gemeldet werden die eingelieferten Corona-Fälle von den Krankenhäusern an die Gesundheitsämter, zusammen mit dem Grund der Aufnahme. Die Meldungen müssten eigentlich innerhalb von 24 Stunden nach der Aufnahme passieren. 

Meldungen erfolgen teilweise per Fax

Gegenüber dem Tagesspiegel sagte der Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Gerald Gaß, es gebe bis heute kein digitales Meldeverfahren, mit dem die Krankenhäuser täglich Daten an die Gesundheitsämter melden können. „Das passiert auf Papier, per Fax und ist der Grund für die teils großen Unterschiede", so Gaß.

Laut des "Science Media Center" werden beispielsweise die Meldungen der Krankenhauseinweisungen im Bundesland Bayern besonders langsam gemeldet. Dort würden die Zahlen derzeit an der dritten Stufe (Hospitalisierungsinzidenz 9) vorbeischrammen. Das Science Media Center schätzt aber, dass die Zahl in Bayern bereits bei über 12 liege. 

Demnach sei es in Bayern bereits zu spät, um Versorgungsengpässe in den nächsten Wochen zu verhindern.

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