Meinung ändern? Russische Mediziner wollen Impfgegner durch Covid-Stationen führen

Eine Covid-19-Station in einem Krankenhaus in Wolgograd.
Eine Covid-19-Station in einem Krankenhaus in Wolgograd. Copyright AP Photo/Alexandr Kulikov
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Von Euronews mit AFP
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Elf führende russische Ärzt:innen haben prominente Gegner:innen einer Covid-19-Schutzimpfung aufgefordert, sich das Leid der Patient:innen aus nächster Nähe anzusehen.

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Eine Gruppe bekannter russischer Ärzt:innen hat prominente Impfgegner:innen und Politiker:innen in Krankenhäuser eingeladen, in denen COVID-19-Patienten um ihr Leben kämpfen.

Elf führende Mediziner unterzeichneten am Mittwoch einen offenen Brief, in dem sie die Personen aus dem öffentlichen Leben aufforderten, sich aus erster Hand ein Bild von den Auswirkungen des Virus zu machen.

Der Brief richtete sich an ein Dutzend der lautesten Anti-Impf-Stimmen im Land. Diese hatten in den sozialen Medien Zweifel an der Impfung gegen das Coronavirus verbreitet.

"Wir sind im Moment alle etwas beschäftigt, und Sie können sich denken, warum", sagte Denis Protsenko, Chefarzt des größten Moskauer Krankenhauses, das COVID-19-Patienten behandelt.

Vielleicht ändern Sie dann Ihre Meinung und es sterben weniger Menschen.
Russische Ärzt:innen
Offener Brief an prominente Impfgegner

"Aber da viele Menschen Ihnen folgen und zuhören, werden wir die Zeit finden, für Sie eine Führung durch die 'roten Zonen', die Intensivstation und der Pathologie zu organisieren."

"Vielleicht ändern Sie dann Ihre Meinung und es sterben weniger Menschen", heißt es in dem Brief weiter.

In Russland werden seit Wochen täglich mehr als 1.000 Todesfälle durch das Coronavirus registriert, und auch die Zahl der Neuinfektionen ist rekordverdächtig.

Insgesamt hat die Coronavirus-Taskforce fast 9,4 Millionen bestätigte Infektionen und mehr als 267.000 COVID-19-Todesfälle gemeldet -- die bei weitem höchste Zahl in Europa. Einige Experten vermuten, dass die tatsächliche Zahl noch höher ist.

Der Anstieg wird auf die niedrigen Impfraten und die laxe Haltung der Bevölkerung gegenüber Vorsichtsmaßnahmen zurückgeführt. Nur 37,2 % der russischen Erwachsenen sind trotz der Appelle von Präsident Wladimir Putin vollständig gegen das Virus geimpft.

Der offene Brief der Ärztinnen und Ärzte, der von der staatlichen Agentur TASS veröffentlicht wurde, richtete sich an prominente Persönlichkeiten, die ihrer Meinung nach die Zweifel gegenüber der Impfung gesät haben.

Einer der Angesprochenen war der Fernsehstar Oskar Kutchera, der 300.000 Follower auf Instagram hat. Er stellt die Wirksamkeit der Impfstoffe offen in Frage.

Angesprochen wurde zudem der Schauspieler Egor Beroev, der die Impfausweise mit den gelben Sternen verglich, die Juden in der Nazizeit tragen mussten, und der Rockstar Konstantin Kintchev, der sagte, er wolle nicht "in einem digitalen Konzentrationslager leben".

Auch Genjadny Sjuganow, der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Russlands, der Proteste gegen Zwangsimpfungen organisiert hat, wurde in dem Brief angesprochen.

"Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Meinung von Fachleuten in jeder Branche leicht von einer berühmten Person widerlegt werden kann", sagte Protsenko auf Telegram .

"Seit fast zwei Jahren, haben alle meine Kollegen aus verschiedenen Regionen, Ärzt:innen Krankenschwestern und Pfleger, die rote Zone nicht verlassen und für jeden Patienten gekämpft", fügte er hinzu.

"Es ist ein echter Krieg, wir verlieren jeden Tag mehr als tausend Menschen, die ihren Körper nicht auf das tödliche Virus vorbereitet haben".

Protsenko fügte hinzu, dass die Folgen der Fehlinformationen über COVID-19-Impfstoffe "erschreckend" seien.

"Alle, die die Wirksamkeit von Impfungen anzweifeln, über restriktive Maßnahmen diskutieren und ihre Anhänger öffentlich in die Irre führen, haben einfach nicht die moralische Autorität, unseren offenen Brief zu ignorieren.

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"Ich bin sicher, dass Sie nach dem Besuch unserer roten Zonen Ihre Haltung ändern und sich auf die Seite des medizinischen Hausverstandes stellen werden."

Der Kreml hat die Initiative begrüßt und die Unterzeichner als "heldenhafte Ärzte" bezeichnet.

"Hoffen wir, dass ihre Autorität zumindest einigen dieser Menschen helfen wird, ihre Meinung zu ändern", sagte Sprecher Dmitri Peskow.

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