Im französischen Überseegebiet Neukaledonien hat eine überwältigende Mehrheit von mehr als 90 Prozent gegen eine Unabhängigkeit von Frankreich gestimmt.
Im französischen Überseegebiet Neukaledonien hat eine überwältigende Mehrheit von mehr als 90 Prozent gegen eine Unabhängigkeit von Frankreich gestimmt. Die Wahlbeteiligung lag nur bei knapp über 40 Prozent. Die Unabhängigkeitsbefürworter hatten aus Protest zum Boykott des Referendums aufgerufen und sprachen von einem unfairen Wahlkampf.
Rund 185.000 Bewohner:innen der pazifischen Inselgruppe waren zu den Urnen gerufen, um über die Unabhängigkeit von Frankreich zu entscheiden. Es war bereits das dritte und vorerst letzte Unabhängigkeitsreferendum in Neukaledonien.
Französische Medien sprachen von einem Rekordsieg für ein Nein zur Unabhängigkeit. Aber nicht nur das Ergebnis von 96,32 Prozent Nein-Stimmen war rekordverdächtig, sondern auch die niedrige Wahlbeteiligung. Diese lag um 17.00 Uhr bei 41,60 Prozent.
Im November 2018 hatten bis 17.00 Uhr - zwei Stunden vor Schließung der letzten Wahllokale - rund 73 Prozent und im Oktober 2020 mehr als 79 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Bei den vorangegangenen Referenden 2018 und 2020 hatte sich bereits jeweils eine Mehrheit auf dem Archipel im Südpazifik gegen eine Abspaltung ausgesprochen.
Unabhängigkeitsbefürworter haben zum Boykott aufgerufen
Zuvor hatten vor allem Unabhängigkeitsbefürworter den von Frankreich verkündeten Zeitpunkt der Abstimmung scharf kritisiert und dazu aufgerufen, nicht zur Wahl zu gehen. Sie hatten auf eine Verschiebung gedrängt.
Es sei unmöglich gewesen, "einen fairen Wahlkampf" zu organisieren, da die Inselgruppe seit September von der Coronapandemie stark betroffen ist und die Kanak-Urbevölkerung viele Tote zu beklagen hat.
Außerdem befürchten die Separatisten Einschränkungen der Wahlgleichheit und der Meinungsfreiheit angesichts der zeitlichen Nähe zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich im kommenden April.
Vor diesem Hintergrund war der Sieg der Loyalisten erwartet worden.
Ureinwohner Kanaken hatten auf eigenen Staat gehofft
Der Ausgang bedeutet vor allem für die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - Neukaledoniens melanesische Ureinwohner - eine Enttäuschung. Von ihnen hoffen viele schon lange auf einen eigenen Staat.
Der französische Minister für die Überseegebiete, Sébastien Lecornu, hatte im Sommer ein weiteres Referendum in Aussicht gestellt.
Paris fürchtet um Einfluss im Indo-Pazifik-Raum. Im Boden von Neukaledonien liegen rund 25 Prozent der weltweiten Nickel-Reserven. Nickel wird für die Herstellung von Batterien, Handys und Flachbildschirmen gebraucht. Das Überseegebiet macht Frankreich derzeit zum fünftgrößten Nickel-Exporteur der Welt.