Nach Ausbruch gewaltsamer Ausschreitungen hat Frankreich den Ausnahmezustand in Neukaledonien verhängt. Nun sollen Spezialeinheiten und eine Luftbrücke dafür sorgen, dass im französischen Überseegebiet bald wieder Ordnung herrscht.
In Frankreichs Überseegebiet Neukaledonien finden am dritten Tag in Folge schwere Unruhen statt. Mindestens fünf Menschen haben bereits ihr Leben verloren, Hunderte weitere sind verletzt worden. Am Mittwoch hat Paris in der Inselgruppe einen Ausnahmezustand für zunächst zwölf Tage ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt.
1000 Einsatzkräfte sind unterwegs
Nun will Frankreichs Regierung mit Spezialeinheiten die Ordnung in Neukaledonien wiederherstellen. Derzeit unterstützen 1.700 Einsatzkräfte dort die Polizei, 1.000 weitere seien bereits unterwegs, sagte der französische Ministerpräsident Gabriel Attal. Die Angriffe und Plünderungen, die dort zurzeit stattfinden, seien komplett inakzeptabel, betonte er.
Laut lokalen Medienberichten sind in den Ausschreitungen bereits mindestens 60 Angehörige der Sicherheitskräfte verletzt worden. 214 weitere Menschen sind wegen Zusammenstößen mit der Polizei, Brandstiftung und Plünderungen am Donnerstag festgenommen worden, teilte der französische Hochkommissar Louis Le Franc mit.
Luftbrücke für die Versorgung der Bewohner geplant
Darüber hinaus plant Paris eine Luftbrücke nach Neukaledonien, um die Inselbewohner mit den nötigen Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. Die Regale in den Lebensmittelgeschäften und Apotheken werden dort immer leerer. Laut lokalen Medienberichten bilden sich vor Lebensmittelgeschäften lange Schlangen, weil die Menschen Angst haben, dass es dort bald nichts mehr zu kaufen gibt.
Einige Lebensmittel, wie zum Beispiel die Frischwaren, sind laut lokalen Medienberichten zum Großteil ausverkauft. Einige Menschen versuchen, Lebensmittel zu rationieren, um ihre Familien zu ernähren.
Flughafen bleibt geschlossen
Obwohl sich die Lage leicht entspannt hat, bleibt der internationale Flughafen in dem Überseegebiet weiterhin geschlossen, sagte Hochkommissar Le Franc.
Der Grund für die Ausschreitungen ist eine geplante Verfassungsreform. Viele Angehörige des einheimischen Volkes der Kanaken fürchten, dadurch am Einfluss auf das Geschehen in der Heimat zu verlieren. Durften früher nur diejenigen Inselbewohner bei den Provinzwahlen abstimmen, die dort mindestens 25 Jahre gewohnt haben, sollen künftig auch Zuwanderer zur Wahl gehen dürfen, die mindestens zehn Jahre in Neukaledonien gewohnt haben.