Ein Leben in Achtsamkeit: Zen-Meister Thich Nhat Hanh ist tot

Thich Nhat Hanh gibt 2005 ein Interview in Hanoi
Thich Nhat Hanh gibt 2005 ein Interview in Hanoi Copyright Richard Vogel/AP2005
Copyright Richard Vogel/AP2005
Von Euronews mit dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der buddhistische Mönch Thích Nhất Hạnh, bekannt für seine Lehren über Achtsamkeit und sein Engagement für den Frieden, ist im Alter von 95 Jahren in Vietnam verstorben.

WERBUNG

Der buddhistische Mönch und Zen-Meister Thích Nhất Hạnh, der für seine Lehren über Achtsamkeit und sein Engagement für den Frieden weltbekannt wurde, ist im Alter von 95 Jahren in Vietnam verstorben.

In seiner Heimat war er wegen seines Engagements im Vietnam-Krieg Ende der 1960er Jahre zur unerwünschten Person erklärt worden und konnte über vier Jahrzehnte lang nicht zurückkehren. Erst 2005 reiste er zurück nach Vietnam, wo er den Rest seines Lebens verbringen sollte.

Anhänger fand Thay weltweit, zu seinen Bewunderern zählte auch Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. Dieser hatte den Mönch einst als "Apostel des Friedens und der Gewaltfreiheit" gewürdigt. Er schlug ihn 1967 sogar für den Friedensnobelpreis vor: "Ich kenne persönlich niemanden, der (des Preises) würdiger ist als dieser sanfte Mönch aus Vietnam. Seine Ideen für den Frieden würden, wenn man sie umsetzte, ein Monument der Ökumene, der weltweiten Geschwisterlichkeit und Menschlichkeit errichten" schrieb King. Allerdings wurde 1967 der Preis letztendlich nicht vergeben.

Hạnh, den seine Anhänger:innen nur "Thay"(deutsch: Lehrer) nannten, verbrachte einen Großteil seines Erwachsenenlebens in einem von ihm gegründeten Refugium in Frankreich, im Exil. In der Nähe von Bordeaux hatte er ein buddhistisches Meditationszentrum gegründet, das sogenannte "Plum Village", das noch heute Ziel zahlreicher Anhänger:innen seiner Lehren ist. 

In Deutschland gründete Thich Nhat Hanh 2008 das "Europäische Institut für Angewandten Buddhismus" (EIAB) in Waldbröl. Seine Vorträge in Europa und den USA zogen unzählige Anhänger an.

Rund 30 seiner in zahlreiche Sprachen übersetzten Werke sind auch auf Deutsch erschienen. "Ob dies ein glücklicher Moment ist, hängt nicht vom Moment ab, sondern von unserer Sichtweise", heißt es da etwa. Und: "Ich wache auf und lächle. Vierundzwanzig neue Stunden liegen vor mir. Ich gelobe, jeden Augenblick ganz bewusst zu leben und alle Wesen mit den Augen des Mitgefühls zu betrachten." Thich Nhat Hanh plädierte für einen "engagierten Buddhismus": Meditative Erfahrungen sollen dieser Lehre zufolge mit einem aktiven Einsatz für die Umwelt, die Mitmenschen und alle Wesen verbunden werden. Sein Leben lang hat sich Thay für gewaltfreie Konfliktlösungen eingesetzt.

Nachdem einem Schlaganfall im Jahr 2014 zog sich der Mönch weitgehend zurück. Ende 2018 kehrte er nach Vietnam zurück. Seinen Schülern teilte er mit, er wolle im Kloster Tu Hieu in der zentralvietnamesischen Stadt Hue bleiben, wo er einst zum Mönch ordiniert worden war, "bis zu dem Tage, an dem sich dieser Körper in seine Bestandteile auflöst".

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Mit geschorenem Kopf beginnt das Leben als Mönch

US-Präsident Biden auf Kurzvisite in Vietnam

Massenyoga: Ein Hauch von Nordkorea in Hanoi