Zahl der Infektionen übersteigt Marke von 10 Millionen - doch Hoffnung auf viele Lockerungen im März

Omikron ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch: Lange Schlangen bei einem Testzentrum in Stuttgart.
Omikron ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch: Lange Schlangen bei einem Testzentrum in Stuttgart. Copyright THOMAS KIENZLE/AFP
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Von Euronews
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In einigen europäischen Ländern werden derzeit Corona-Maßnahmen gelockert. In Deutschland hingegen ist laut Experten der Scheitelpunkt der Omikron-Welle noch nicht erreicht. Mit Lockerungen ist also frühestens im März zu rechnen.

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Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen in Deutschland hat die Marke von 10 Millionen überschritten. Omikron ist weiterhin auf dem Vormarsch und das spiegelt sich erneut in den Fallzahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Sowohl die Zahl der Corona-Neuinfektionen als auch die Sieben-Tage-Inzidenz haben neue Höchstwerte erreicht. Das Robert Koch-Institut gab die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden mit 208.498 an – damit wurde der bisherige Höchstwert vom vergangenen Donnerstag übertroffen, als das RKI 203.136 Neuinfektionen gemeldet hatte.

Experten zufolge sind die aktuellen Fallzahlen mit Vorsicht zu genießen. Sie gehen von einer hohen Dunkelziffer an Corona-Infektionen aus - unter anderem, weil Testkapazitäten und Gesundheitsämter vielerorts am Limit sind. Zudem melden einige Städte und Kreise seit Tagen Probleme bei der Übermittlung der Fallzahlen.

Rückkehr zur Normalität im März?

Derzeit steigen sämtliche Corona-Kurven, doch mehrere Politiker planen bereits für die Zeit nach der Omikron-Welle. Bundesjustizminister Marco Buschmann hat die Rücknahme vieler Corona-Beschränkungen für März in Aussicht gestellt.

Ich hoffe, dass im März viele Schutzmaßnahmen zurückgenommen werden können.
Marco Buschmann
Bundesjustizminister

Für den FDP-Politiker gibt es jedoch eine Voraussetzung, an Lockerungen sei nur zu denken, wenn wie vom Robert Koch-Institut prognostiziert "ab Mitte Februar die Fallzahlen wieder sinken". Auch dürften nicht kurzfristig neue Virusvarianten auftauchen, die die Lage wieder komplett verändern. Falls sich das Infektionsgeschehen beruhigt könnte man laut Buschmann darüber nachdenken, ob die 2G-Regel im Einzelhandel noch begründbar sei. Mit der 2G-Regel haben derzeit nur Geimpfte und Genesene Zutritt.

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, befürwortete, dass jetzt über Lockerungen diskutiert wird, mahnte aber: "Das heißt aber nicht, dass jetzt Öffnungen erfolgen sollen." Lockerungen könne es erst geben, wenn der Scheitelpunkt der Omikron-Welle überschritten sei und man sehe, dass die Krankenhäuser nicht überlastet seien. "Im Moment sieht es gut aus", sagte Gaß der "Rheinischen Post".

Kein absolutes Ende aller Schutzmaßnahmen

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) warnte den Bund im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vor einem baldigen Aus für Corona-Schutzmaßnahmen. Wüst verweis auf die entsprechende Befristung im Infektionsschutzgesetz und der nur einmaligen Möglichkeit zur Verlängerung der Maßnahmen um drei Monate.

Wenn der Bundestag nicht handelt, werden mit Ablauf des 19. März alle Maßnahmen zum Schutz gegen das Virus auslaufen, spätestens nach einer einmaligen Verlängerung.
Hendrik Wüst
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident

"Angesichts der erhofften Entwicklung der Omikron-Variante sind Perspektiven für stufenweise Öffnungen möglich, müssen aber abgesichert werden", forderte der CDU-Politiker. Mehr Impfungen und ein konsequenter Basisschutz seien die notwendigen Leitplanken für weitere Schritte zu mehr Normalität. Deshalb dürfe es auch "kein absolutes Ende sämtlicher Schutzmaßnahmen" geben. Es sei nicht verantwortbar, auf dem Höhepunkt der Infektionszahlen das Signal zu geben, dass Abstandhalten, Hygienekonzepte und Maskenpflicht schon in wenigen Wochen überhaupt keine Rolle mehr spielten. Der Bund müsse sehr zeitnah einen Vorschlag vorlegen.

BA.2 könnte uns noch überraschen

Der Virologe Christian Drosten gibt zu bedenken, dass die Omikron-Variante BA.2 von eine noch höhere Übertragbarkeit haben könnte als der derzeit in Deutschland vorherrschende Subtyp BA.1. Auf Basis neuer Daten aus Dänemark nehme er an, dass BA.2 möglicherweise einen sogenannten "Fitnessvorteil" und damit eine weiter gesteigerte Übertragungsfähigkeit haben könnte, sagte der Wissenschaftler der Berliner Charité im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info.

Drosten erklärte den vermuteten Unterschied zwischen den beiden Subtypen mit einer automobilen Metapher:

Der Motor, der hat schon ein paar PS mehr.
Christian Drosten
Virologe

Bei BA.1 hingegen sei er der Auffassung, dass die Variante der Immunantwort des Körpers ausweichen könnte, weshalb sie sich so schnell ausbreite.

Immer mehr Länder in Europa lockern

Immer mehr Länder in Europa lockern mit steigendem Erfolg der Impfprogramme ihre Covid-Beschränkungen. Obwohl die Omikron-Variante nach wie vor hochgradig übertragbar ist, verläuft die anschließende Erkrankung anscheinend weniger schwer. Andere Staaten wie Spanien oder die Schweiz halten an ihren eher lockeren Maßnahmen fest. Die Niederlande planen nach einem umfassenden Lockdown eine vorsichtige Wiederöffnung, Geschäfte und Hochschulen kénnten mit Einschränkungen bald wieder öffnen.Die Weltgesundheitsorganisation mahnt trotzdem weiter zur Vorsicht.

Es ist zu früh, sei es zu kapitulieren oder den Sieg zu verkünden. Dieses Virus ist gefährlich, und es entwickelt sich vor unseren Augen weiter.
Tedros Adhanom Ghebreyesus
WHO-Generaldirektor

Dänemark

Als eines der ersten Europäischen Länder hat Dänemark fast alle Pandemie-Beschränkungen aufgehoben, Covid-19 sei keine gesellschaftsgefährdende Krankheit mehr, so die Begründung. Die Omikron-Variante sorgt zwar auch beim nördlichen Nachbarn für steigende Infektionszahlen, sei aber für das Gesundheitssystem keine große Belastung mehr. Zudem verfüge das Land über gute Testmöglichkeiten und eine hohe Impfquote.

An belebten Orten trage ich weiter Maske. Corona ist ja nicht weg. Aber natürlich ist es ein wunderbares Gefühl von Freiheit.
Lone Al Awssi
Lebt in Kopenhagen

Norwegen

Auch Norwegen hebt mit sofortiger Wirkung die meisten seiner verbleibenden Covid-19-Maßnahmen auf. In Restaurants darf auch nach 23 Uhr Alkohol ausgeschenkt werden, arbeiten im Homeoffice ist nicht mehr verpflichtend.

Frankreich

Frankreich fährt eine Strategie der schrittweisen Aufhebung der Beschränkungen. Schlüssel dazu ist der Impfpass, wie in Deutschland auch. Geplant, aber noch nicht beschlossen ist, dass künftig nur noch vollständig geimpfte oder genesene Personen Zugang zu Fernzügen, Flugzeugen, Kulturstätten und Restaurants haben sollen. Bisher war das noch mit einem negativen Test möglich. Dies soll ab einer Grenze von 10.000 Covidpatienten in Krankenhäusern gelten, derzeit sind es 24.000.

Auch die Maskenpflicht im Freien entfällt, nur in öffentlichen Verkehrsmitteln bleibt sie verpflichtend. Ab heute ist die Begrenzung für die Zuschaueranzahl in Konzertsälen, Fussballstadien und andere Veranstaltungen aufgehoben.

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