Wahlkampf in Serbien: Parteien im Dilemma – pro Moskau oder nicht?

SPS-Chef Ivica Dačić
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Von Euronews
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In Serbien findet am Sonntag die Präsidentenwahl statt. Die westlichen Sanktionen gegen Russland sind ein großes Thema im Wahlkampf.

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Serbien wählt am Sonntag eine oder einen neuen Präsident:in. Und die derzeitige Regierung steckt in einem Dilemma, denn Belgrad hat gute Beziehungen zu Moskau.

Die westlichen Sanktionen gegen Russland sind ein großes Thema im serbischen Wahlkampf. "Wir verurteilen jede Verletzung der territorialen Integrität und der Souveränität eines Staates", sagt Ivica Dačić, Chef der Sozialistischen Partei Serbiens (SPS).

"Doch unserer Ansicht nach ist es heuchlerisch, dass Länder, die im Kosovo-Krieg Serbien bombardiert, das Kosovo als unabhängigen Staat anerkannt und damit die territoriale Integrität Serbiens verletzt haben, uns jetzt sagen, dass wir uns den Sanktionen gegen Russland anschließen sollen. Nehmt die Anerkennung des Kosovo zurück, dann können wir reden."

Das Oppositionsbündnis "Moramo" tritt für einen EU-Beitritt Serbiens ein. Den russischen Angriffskrieg verurteilt die grüne Fraktion scharf. Präsidentschaftskandidatin Biljana Stojković erklärt, dass man berücksichtigen müsse, dass jedes Land in Europa nach seinen eigenen Bedürfnissen und Interessen entscheide.

"Was die Sanktionen gegen Russland betrifft, legt es jedes Land selbst fest, welche Sanktionen man verhängen will und welche nicht. Wir sollten helfen, die humanitäre Krise in der Ukraine zu beenden, und wir sollten den Krieg verurteilen. Doch was die Sanktionen angeht, sollten wir unsere eigenen Interessen im Auge behalten, so wie es andere europäische Länder auch tun."

Die rechts-konservative Koalition lehnt Sanktionen ab. Boško Obradović, Chef der Bewegung "Dveri" meint, dass Serbien weder mit Nato-Staaten zusammenzuarbeiten noch Sanktionen gegen Russland verhängen sollte.

„Wir sind jedoch traurig über diesen großen Konflikt zweier christlich-orthodoxer Länder, und wir hoffen, dass der Krieg bald gestoppt wird. Wir sehen keine Notwendigkeit, unsere Politik gegenüber der EU anzupassen, wenn es offensichtlich ist, dass Serbien in dieser Union nicht erwünscht und der Erweiterungsprozess offensichtlich abgeschlossen ist. Wir sollten nur an unsere eigenen nationalen Interessen denken, nicht an die der Nato.

Serbien unterstützt zwar die Integrität der Ukraine. Doch Sanktionen gegen Moskau will man nicht - der Einsatz der Nato im Kosovo-Krieg ist nicht vergessen, dazu pflegt das Land kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zu Russland.

Die Präsidentenwahl gewinnt, wer in der ersten Runde auf mehr als 50 Prozent der Stimmen kommt. Ansonsten gehen die beiden Erstplatzierten der ersten Runde in eine Stichwahl. Aussichtsreichste Kandidaten sind der amtierende Präsident Aleksandar Vucic sowie sein Herausforderer, der Oppositionskandidat Zdravko Ponos.

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