Grundschul-Amoklauf in Texas: Warum griff die Polizei so spät ein?

19 Kinder und zwei Lehrerinnen wurden bei dem Amoklauf getötet
19 Kinder und zwei Lehrerinnen wurden bei dem Amoklauf getötet Copyright Evan Vucci/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit dpa, ap, afp
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Die USA trauern um die erschossenen 19 Kinder und zwei Lehrerinnen im texanischen Uvalde. Präsident Biden reiste an den Ort des Grauens. Dort wächst die Wut auf die Polizei.

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Fünf Tage nach dem grausamen Massaker im texanischen Uvalde hat US-Präsident Joe Biden die trauernden Familien besucht. Mit seiner Frau Jill legte er vor der Grundschule Blumen nieder, in der vergangene Woche ein Amokläufer 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen hatte.

"Angriffswaffen gehören nicht in die Öffentlichkeit"

Auch viele Freunde, Angehörige und Bewohner:innen der Stadt kamen zur Trauerfeier, um der Opfer zu gedenken und die Politik zum Handeln aufzurufen.

Ricardo Garcia arbeitet in einem Krankenhaus in Uvalde und versteht nicht, wie die Waffengesetze noch immer so lax sein können: "Ich bin froh, dass Präsident Biden hergekommen ist. Es ist eine Ehre. Meine Botschaft an den Präsidenten und die USA: 'Hören Sie auf, Waffen zu verkaufen', Punkt. Das ist meine Meinung. Tabak kann man erst mit 21 bekommen - und Waffen schon mit 18. Da läuft doch was schief!"

Der 61-jährige Luftwaffen-Veteran Sam Arredondo sieht das ähnlich: "18-Jährige sollten keine Waffen kaufen können. Ich bin pensionierter Militär und denke, Angriffswaffen gehören nicht in die Öffentlichkeit."

"Wir werden etwas tun", versprach Biden in Uvalde. Doch ihm fehlen die nötigen Mehrheiten. Die Republikaner stemmen sich gegen schärfere Waffengesetze.

Biden will für schärfere Waffengesetze kämpfen

19 Polizisten warteten über eine Stunde vor dem Klassenzimmer

Am Freitag hatte die Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas neue Ermittlungsergebnisse vorgestellt, die für Fassungslosigkeit sorgten: Demnach waren bereits zu einem frühen Zeitpunkt 19 Polizisten im Flur vor dem Klassenraum postiert, in dem sich der Amokläufer mit Lehrern und Schülern verschanzt hatte. 

Die Beamten unternahmen aber mehr als 45 Minuten lang keinerlei Versuche, in den Raum einzudringen und den Amokläufer zu stoppen. Stattdessen warteten sie auf Verstärkung, obwohl Kinder aus dem Inneren des Raumes mehrfach verzweifelt bei der Polizei anriefen, um Hilfe zu bekommen. Erst mehr als 75 Minuten, nachdem der Schütze das Feuer eröffnet hatte, drangen Einsatzkräfte in das Klassenzimmer ein und töteten den Amokläufer.

Die neuen Erkenntnisse zum Ablauf sorgten für einen Aufschrei, vor allem bei den Familien der Opfer. Mehrere Angehörige warfen der Polizei vor, sie hätten Leben retten können, wenn sie nicht derart lange gewartet hätten.

Justiz untersucht Polizeieinsatz

Der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, hatte am Freitag selbst eingeräumt, es sei ein Fehler der Beamten gewesen, nicht eher in den Klassenraum einzudringen. "Es war die falsche Entscheidung. Punkt", sagte er. "Dafür gibt es keine Entschuldigung."

Das US-Justizministerium kündigte am Sonntag an, das Vorgehen der Polizei zu untersuchen. Der Bürgermeister von Uvalde, Don McLaughlin, habe darum gebeten. Ziel der Untersuchung sei es, einen unabhängigen Bericht über das Vorgehen der Sicherheitsbehörden an jenem Tag zu erstellen und Lehren daraus zu ziehen für andere Attacken. Der Bericht solle am Ende veröffentlicht werden. Um mögliche rechtliche Konsequenzen für einzelne Beamte geht es demnach also nicht.

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