Macron lobt junge Helfer - und erntet Kritik an seiner Klimapolitik

Macron im Gespräch mit jungen Menschen in Langon
Macron im Gespräch mit jungen Menschen in Langon Copyright AP Photo/Bob Edme, Pool
Von Anelise BorgesEuronews
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Ob Frankreich mehr gegen den Klimawandel unternehmen werde, fragt Euronews-Reporterin Anelise Borges den französischen Präsidenten. Gerade junge Menschen werfen der französischen Regierung unzureichende Maßnahmen vor.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron besuchte am Mittwoch die Gironde im Südwesten des Landes, um sich selbst ein Bild von der Zerstörung durch die verheerenden Waldbrände zu machen, die die Region nun schon seit über einer Woche heimsuchen.

Dabei lobte er diejenigen, die beim Kampf gegen das Feuer in vorderster Front stehen. "Wir haben Glück, so viele Freiwillige Helfer haben. Es mich sehr berührt, dass so viele junge Menschen dabei sind."

"Wird Frankreich in 5 Jahren ein anderes Land sein?"

Dass eben diese jungen Menschen viel mehr von seiner Regierung und Politikern weltweit im Kampf gegen den Klimawandel erwarten, möchte Präsident Macron nicht so gern hören.

Euronews-Reporterin Anelise Borges stellte die Frage trotzdem in aller Deutlichkeit. "Herr Präsident, bezüglich des Klimanotstands werfen Ihnen einige vor, nicht genug Maßnahmen zu ergreifen oder zumindest nicht tiefgreifend genug angesichts der Krise. Wird Frankreich in 5 Jahren am Ende Ihrer zweiten Amtszeit ein anderes Land sein?"

Die Antwort des Präsidenten: "Zunächst einmal: Ich weiß, dass es zu meinem Job gehört, Kritik einzustecken. Aber während meiner ersten Amtszeit haben wir die Treibhausgasemissionen doppelt so schnell reduziert - doppelt so schnell im Vergleich zu dem, was Frankreich früher getan hat.

Wir werden noch schneller und stärker werden - ich habe unsere Anstrengungen in den letzten fünf Jahren verdoppelt und werde sie in den nächsten fünf Jahren nochmals verdoppeln. Das ist mein Ziel."

Es regnete Asche - wie in Pompeji

Unweit von dem Ort entfernt, an dem der französische Präsident dieses und andere Versprechen gab, darunter die Wiederaufforstung der Region und den Wiederaufbau der Infrastruktur, befindet sich eine Notunterkunft für einige der mehr als 36 Tausend Evakuierten in einer Halle in dem Ort La Teste-de-Buch. Viele sind hier noch dabei, das Erlebte zu verarbeiten.

Wie Juan Bello und seine Frau Karine. "Die Sonne schien so wie heute, und dann, innerhalb von 30 Minuten, wurde alles dunkel und es begann Asche zu regnen. Es war merkwürdig. Ein bisschen wie in Pompeji, so unheimlich war es. Als die Aufforderung zur Evakuierung kam, nahm ich nur das Nötigste mit. Wir hatten nur etwa 10 Minuten Zeit. Also haben wir in aller Eile mitgenommen, was wir konnten, ein paar Toilettenartikel, ein paar Kleidungsstücke... Ich wollte meine Katze mitnehmen, aber ich konnte sie nicht finden."

"Handeln müssen die, die am Steuer sitzen!"

Mehr Glück hatte der Junge Alexis. Er konnte seinen Hund retten. Allerdings muss er nun seinen 11. Geburtstag in dieser Halle verbringen.

Anelise Borges: "Wie lange bist du schon hier?"

Alexis: "Seit Donnerstag."

Anelise Borges: "Und wie läuft es für Dich?"

Alexis: "Alles Ok."

Anelise Borges: "Du musst gleich neben deinem Bruder schlafen?"

Alexis: "Das stört mich nicht."

Damit Alexis und seine Generation nicht unter noch dramatischeren Waldbränden und extremen Wetterbedingungen leiden, darüber sind sich Klimaexperten einig, muss viel mehr getan werden.

Der freiwillige Helfer Jean-Jacques Libournet meint, die Politik müsse eine viel größere Verantwortung übernehmen. "Wir werfen den Scheinwerfer auf das Problem und machen darauf aufmerksam - handeln müssen die, die am Steuer sitzen!"

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