Waldbrände am Atlantik in Frankreich: Welche Folgen für den Urlaub an der Küste?

Am Strand in Contis-Plage, ca. 80km südlich von den Waldbränden in La-Teste-de-Buch und 120 km von den Flammen in Landiras ist der Rauch vom Strand aus zu sehen.
Am Strand in Contis-Plage, ca. 80km südlich von den Waldbränden in La-Teste-de-Buch und 120 km von den Flammen in Landiras ist der Rauch vom Strand aus zu sehen. Copyright Alexandra Leistner
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Von Alexandra Leistner
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Endlich Sommerurlaub! Doch was tun, wenn in der Region Waldbrände wüten? Wir fassen zusammen, was man als Tourist jetzt wissen muss.

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Grauer Dunst am Himmel, die Sonne glutrot und verschleiert am eigentlich klaren Himmel und Aschepartikel auf dem Gartentisch: Die Auswirkungen der Waldbrände an der Atlantikküste sind entlang der gesamten Küste sicht- und spürbar.

Eine aktuelle Zusammenfassung der Lage am Atlantik finden Sie hier >> "Unter Kontrolle aber nicht gelöscht": Wie ist die Lage bei den Waldbränden in Frankreich?

Behörden vor Ort meldeten zwischenzeitlich, dass sich der Rauch im gesamten Südwesten Frankreichs verbreitet, Städte wie Bordeaux, Agen, Périgeux und Angoulême befinden sich in dichtem Rauchnebel.

Gleichzeitig stehen in vielen deutschen Bundesländern die Sommerferien vor der Tür oder sind sogar in vollem Gange: Staus auf den Autobahnen, Chaos an Flughäfen und überfüllte Züge zeugen von der Reiselust der Menschen. 

Wer seinen Sommerurlaub auf einem Campingplatz oder in einem Ferienhaus an der Atlantikküste plant, muss es allerdings mit einem Imprévu aufnehmen: An der Küste bei Arcachon (La-Teste-de-Buch) und im Inland, ca. 60 km weiter östlich seit dem 12. Juli schwere Waldbrände. Und die Lage, wenn auch leicht entschärft seit Mittwochmorgen, bleibt nach Einschätzung von Rettungskräften "extrem riskant".

"Der Tag war von einer gewissen Beruhigung an der Front der beiden Brände geprägt. Auch wenn die Wetterbedingungen günstiger sind und insbesondere die Temperaturen sinken, bleiben Überwachung und Vorsicht geboten", teilte die Feuerwehr am späten Mittwochabend mit.

Pinienwälder verschwinden

Die für das Département Gironde und auch weiter südlichen Region Landes bekannten Pinienwälder hinter den hohen Sanddünen stehen an mehreren Orten in Flammen. Die seit Wochen herrschende extreme Trockenheit und Hitze sind der perfekte Nähboden für die Flammen, die mitunter starken Winde fachen die Brände weiter an und machen das Eindämmen schwer.

An diesem Donnerstag waren bereits insgesamt mehr als 20.000 Hektar Land verbrannt. 36.000 Menschen wurden aus ihren Häusern und von Campingplätzen evakuiert, allein 16.000 davon am Montag, wie die Präfektur mitteilte.

In zahlreichen Gemeinden werden wegen der starken Rauchbildung Unterkünfte für Menschen bereitgestellt, die ihre Häuser verlassen wollen. Tausende Feuerwehrleute aus ganz Frankreich sind im Einsatz - rund um die Uhr.

Generalkontrolleur Marc Vermeulen, Feuerwehrchef der Gironde, erklärt dem Präsidenten der Republik die Situation auf einer Karte.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Besuch in der Region am Mittwoch lobte die Mobilisierung einer "gewaltigen Menschenkette, um diese Bestie, das Feuer, zu besiegen". 

Die Pinienwälder will Macron mit großem Einsatz wieder neu pflanzen, doch auch hier müsse man Anpassungen vornehmen. "Man kann den Wald nicht wieder so machen, wie er war, mit denselben Regeln, das ist nicht möglich. Man braucht Pfade, geschützte Wege. Die Nutzung des Waldes war nicht die richtige."

Straßensperrungen, Luftverschmutzung und mehr Evakuierungen

Nach Informationen der Präfektur wurden rund um die Feuer in Teste-de-Buch 20.000 Anwohner:innen in Sicherheit gebracht. Am Strand La Lagune, unmittelbar neben der berühmten Dune du Pilat konnten die Restaurants, Strandhütten und andere Infrastruktur in der Nacht vor dem Flammen bewahrt werden. Seit Dienstagabend konnten die Rettungskräfte die Ausbreitung des Feuers unter Kontrolle bringen - das Risiko, dass es wieder entfacht ist ihrer Einschätzung nach aber groß.

Fünf Campingplätze an der Düne von Pilat sind Opfer der Flammen geworden. Erste Videos, etwa vom Camping "Forêt du Pilat" zeigen das Ausmaß der Zerstörung: Das Feuer hat alles vernichtet, was ihm in den Weg kam: Gebäude sind zu Ruinen ausgebrannt, Plastikstühle zerschmolzen, Holzzäune abgebrannt.

Diese Campingplätze, die Macron ebenfalls besuchte, würden unter anderen Bedingungen und mit Hilfe des Staates wieder aufgebaut, um eine erneute Feuerkatastrophe zu verhindern. "Einige entsprachen nicht den Standards und hatten Streitigkeiten mit dem Staat", so Macron. "Wir werden sie wieder aufbauen, aber anders."

Die Präfektin des Departements Gironde, Fabienne Buccio, mahnte am Montag zu "äußerster Vorsicht". Sie erinnerte zudem daran, dass "der Zugang zu den Waldgebieten des Departements vorübergehend verboten ist."

Zahlreiche Straßen und Radwege sind von Sperrungen betroffen. Die gesamte Liste geschlossener Straßen gibt es hier.

Je nach Windrichtung verbreitet sich der Rauch entlang der Küste, auch im Baskenland rund um Biarritz und etwas nördlicher in Capbreton war zeitweise ein Grauschleier am Himmel.

Zwei Feuer, die am Montag ausgebrochen waren, in Vensac (Médoc) und Vert (Landes) konnten relativ schnell unter Kontrolle gebracht werden.

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Alexandra Leistner
Ein Schleier vor der Sonne: Der Urlaub am Atlantik steht dieses Jahr im Zeichen der Waldbrände - auch eine ganze Weile von den Brandherden entfernt.Alexandra Leistner

Warnung per SMS, welche Strategie gegen die Flammen?

Wer von Evakuierungen betroffen ist, wird per SMS informiert - eine Strategie mit Hilfe von Sendemasten, die in Frankreich auch während der Corona-Lockdowns genutzt wurde, um vor Gefahren zu warnen. Die Behörden warnen mit Nachdruck davor, in evakuierte Häuser zurückzukehren.

Eine klare Strategie für Touristen, die einen Aufenthalt in den kommenden Tagen und Wochen planen, wurde bislang nicht explizit kommuniziert. 

Und die beiden Waldbrände sind nicht die einzigen Fronten, an der die Feuerwehr kämpft: Auch zahlreiche kleinere Brände müssen in der gesamten Region gelöscht werden. 

Um die Flammen zu bezwingen, sind zahlreiche Löschflugzeuge im Einsatz. Zudem waren mehr "Feuer-Soldaten" - wie die Feuerwehr der Gironde sie selbst auf Facebook nennt - aus anderen Gebieten in Frankreich zur Unterstützung kommen.

In den sozialen Medien berichtet die Feuerwehr Sapeurs-Pompiers 33 von ihrer Strategie gegen die Feuer: Dazu gehört auch das kontrollierte Abbrennen, um dem Waldbrand den Weg abzuscheiden und es so zu stoppen. "Wir versuchen, 800 Meter breite brennstofffreie Korridore zu schaffen, da es zu viele Feuersprünge gibt. Die brennenden Rinden fliegen durch die Luft und setzen neue Parzellen in Brand", sagte ein Verantwortlicher der Feuerwehr gegenüber örtlichen Medien.

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Wo gibt es aktuelle Informationen?

Wer Französisch spricht kann sich auf der Seite lokaler Nachrichten informieren, etwa bei Sud Ouest. Das Département Gironde teilt Bilder und Video - und einige Informationen - per Facebook. Die Feuerwehr ist ebenfalls mit Informationen und Warnmeldungen auf Social Media aktiv. Die Präfektur von Nouvelle-Aquitaine und Gironde kommuniziert unter anderem zu Evakuierungen auf Twitter.

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