Warum die Niederlande ihre Erdgasquellen schließen

Die Niederlande schließen Erdgasquellen in der Region Groningen
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Von Hans von der Brelie
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Die Europäische Union steuert auf einen harten Winter zu: Wenig Gas, hohe Heizkosten... Des ungeachtet machen die Niederlande Gasquellen dicht.

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Trotz Gasknappheit und explodierender Energiepreise in der Europäischen Union hält die niederländische Regierung an ihrem Entschluss fest, die Erdgasförderung in der Region Groningen einzustellen. Das Gasfeld ist eines der größten der Welt und bei Spitzengaspreisen geschätzt 1000 Milliarden Euro wert. Doch dieser Erdgasschatz soll nun in der Erde bleiben, denn die Gasförderung löst kleinere und mittlere Erdbeben aus. Viele Häuser wurden beschädigt und sind einsturzgefährdet.

Euronews sprach mit Jan Wigboldus, dem Präsidenten des "Groninger Gasberaad", einer Dachorganisation zivilgesellschaftlicher Gruppen in der Erdbebenregion:

"Es gab bereits zwischen 1000 und 1200 Erdstöße - und wir haben 27.000 Häuser, die auf statische Schäden untersucht werden, in denen man nicht mehr wohnen kann."

Versorgungssicherheit versus Erdbebenrisiko

Andererseits drängen immer mehr Wirtschaftswissenschaftler, Sicherheitsanalytiker und Energie-Experten die niederländische Regierung, ihre Entscheidung zu revidieren - und die Gasförderung zumindest noch einige Jahre weiterlaufen zu lassen - im Interesse der Versorgungssicherheit und um die Energiepreise zu drücken.

Euronews-Reporter Hans von der Brelie, Euronews:

"Wir haben einen Krieg in der Ukraine, wir stehen vor einer Wirtschaftskrise, sämtliche Rahmenbedingungen ändern sich. Wie lautet Ihre Empfehlung?"

Machiel Mulder, Professor für die Regulierung der Energiemärkte an der Universität Groningen:

"Im Notfall könnte das Gasfeld wieder geöffnet werden. Wenn Menschen in Deutschland, Estland oder anderswo unter echter Gasknappheit leiden, dann ist das eine Notlage. Und dann wird die Entscheidung überdacht werden müssen, ob man das Gasfeld Groningen wieder aufmacht, um mehr Erdgas zu fördern."

Eine Alternative zur heimischen Gasförderung ist der Import von Flüssiggas. Die Niederlande haben nun in Eemshaven ein weiteres Flüssiggas-Terminal in Betrieb genommen.

Gasunie CEO in Eemshaven

Andere Länder, wie Deutschland und Frankreich, bauen ebenfalls im Eiltempo ihre Gas-Import-Infrastruktur aus. Noch in diesem Jahr werden weitere Terminals in der Europäischen Union in Betrieb genommen werden.

Euronews-Reporter Hans von der Brelie vor Ort in Eemshaven:

"Die Europäische Union steht der Energiekrise nicht tatenlos gegenüber. Die Niederlande haben neue Flüssiggasterminals eingerichtet im Hafen und hier kommt auch schon der erste Tanker mit Flüssiggas aus den USA, sprich: mit Hilfe der Verbündeten schafft es Europa, diese Krise in den Griff zu bekommen."

Europa und die Gaskrise: Die vollständige 10-Minute-Reportage aus den Niederlanden geht diese Woche online: Euronews-Witness bei Euronews.com.

Journalist • Hans von der Brelie

Cutter • Ivan Sougy

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