"Jüdische Taliban" - Behörden holen Kinder aus Sekte in Mexiko

Dschungel im mexikanischen Bundesstaat Chiapas - Symbolbild -
Dschungel im mexikanischen Bundesstaat Chiapas - Symbolbild - Copyright Eduardo Verdugo/AP2002
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Von Euronews mit BBC, Times of Israel
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In Mexiko hat die Polizei Kinder und Jugendliche von einem Dschungelgelände einer jüdischen Sekte geholt. Die Razzia richtete sich gegen die Gruppe Lev Tahor, gegen die wegen des Verdachts des Handels mit Minderjährigen ermittelt wird.

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In Mexiko hat die Polizei Kinder und Jugendliche von einem Dschungelgelände einer jüdischen Sekte geholt. Die Razzia richtete sich gegen die Gruppe Lev Tahor - gegen sie wird wegen Verdachts des Handels mit Minderjährigen ermittelt.

Bei der Planung und Durchführung der Operation hat die mexikanische Polizei mit einem Team aus Israel zusammengearbeitet, darunter mit ehemaligen Mossad-Agenten. Die Operation wurde vor etwa zwei Jahren in die Wege geleitet. 

Das Team reiste zwischen Israel und Guatemala, wo die strengreligiöse und extremistische Gruppe seit 2014 lebte, führte Überwachungsmaßnahmen durch und arbeitete mit den örtlichen Behörden zusammen. Im Januar 2022 gelangten Mitglieder der Sekte illegal nach Mexiko, wo sie weiter verfolgt wurden und sich im Dschungel nördlich von Tapachula niederließen.

Dieses Gelände rund 20 Kilometer nördlich von Tapachula im mexikanischen Bundesstaat Chiapas wurde jetzt von der Polizei gestürmt und durchsucht. Polizeiquellen berichtet, dass die Jungen und Mädchen schnell vom Rest der Gruppe getrennt wurden, weil man um ihr Leben fürchtete. 

Neun Mitglieder der Sekte wurden angeklagt. Vier von ihnen - darunter der Sohn des Gründers und derzeitige Anführer Nachman Helbrans - wurden inhaftiert. Die Kinder und Teenager sollen nach Israel geflogen werden, wo sie Großfamilien haben.

Extremistische Praktiken und strenges Regime

Lev Tahor (hebräisch für "reines Herz") ist bekannt für extremistische Praktiken und ein strenges Regime. Die religiöse Gruppe wurde 1988 von dem in Israel geborenen antizionistischen Religionsführer Shlomo Helbrans gegründet und besteht derzeit aus schätzungsweise 200 bis 300 Mitgliedern.

Rabbi Shlomo Helbrans lebte zeitweise in den USA und saß dort zwei Jahre im Gefängnis, nachdem er 1994 wegen Entführung verurteilt worden war. 2017 ist er in Mexiko ertrunken.

Die Sekte befürwortet die Kinderheirat, verhängt harte Strafen selbst für geringfügige Vergehen und verlangt von Frauen und Mädchen im Alter von drei Jahren, sich vollständig zu verhüllen. Diese strengen Vorschriften haben der Gruppe auch den Spitznamen "jüdische Taliban" eingebracht - insbesondere wegen der Ähnlichkeiten mit der Kleiderordnung der sunnitisch-muslimischen Extremistengruppe. 

Im Visier der Behörden war die Gruppe in den vergangenen Jahren gezwungen, von Land zu Land zu ziehen.  Derzeit sind die Mitglieder auf die Länder Israel, die USA, Nordmazedonien, Marokko, Mexiko und Guatemala verteilt. Zwischen 70 und 80 Mitglieder halten sich noch in Guatemala auf.

Obwohl die Lev Tahor oft als ultraorthodox bezeichnet wird, folgt sie ihren eigenen Regeln und wurde von einem israelischen Gericht zu einer "gefährlichen Sekte" erklärt. Die Anführer haben bestritten, gegen Gesetze zu verstoßen, und sagen, dass die Gruppe wegen ihres Glaubens verfolgt wird.

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