Käse, Haargel, Wein - warum Ladendiebstahl in Dänemark zunimmt

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Von Verena Schad
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Dänemark ist mit Entlastungspaketen im Kampf gegen die hohe Inflation zurückhaltender als seine Nachbarn. Man will nicht in die Inflationsspirale geraten.

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Haarwachs und Tagescremes verschwinden immer häufiger unauffällig in den Hand- und Manteltaschen, erklärt Soeren Nielsen, Filialeiter einer dänischen Supermarktkette. Langfinger haben bei den Nachbarn im Norden Konjunktur. Die Zahl der Ladendiebstähle ist so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.

"Man öffnet sie einfach, nimmt das Produkt heraus und steckt es in die Tasche. Dann stellt man die leere Schachtel wieder ins Regal zurück", führt Soeren Nielsen an einer Packung mit Haartönung vor. 

"Eine Menge Käse verschwindet"

Die Schuld sieht der Einzelhandel bei den hohen Preisen. Alles ist infolge der steigenden Inflation teurer geworden, Lebensmittel, Strom, Erdgas. "Im Moment erleben wir einen zunehmenden Diebstahl von normalen Lebensmitteln und besonders von Käse. Eine Menge Käse verschwindet.", saht Nielsen. 

Im September stieg die Inflation um 10 Prozent - der stärkste Anstieg in Dänemark seit 1982. Auch die Wissenschft sieht einen Zusammenhang zwischen steigenden Preisen und steigender Kriminalität.

"Es gibt kriminologische Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass bei steigender Inflation die Bereicherungskriminalität zunimmt", sagt der Soziologe Rasmus Munksgaard von der Universität Aalborg. 

Dänemark will die Inflation nicht weiter befeuern

Sowohl in Dänemark als auch in Deutschland versuchen die Regierungen, mit Gegenmaßnahmen die Teuerung für die Bürger:innen abzufedern. Die Bundesregierung hat Entlastungspakete auf den Weg gebracht und arbeitet an einer Energiepreisbremse. 

In Dänemark gab es solche großen Pakete nicht. Demnächst soll es ein "Winterpaket" gaben. Grund für die Zurückhaltung ist, dass man die Inflation nicht weiter angeheizen wolle. Gegenüber dänischen Medien sagte der dänische Finanzminister Nicolai Wammen, man wolle den Menschen helfen, die die Inflation am härtesten trifft, doch wolle man "die Inflation nicht weiter befeuern".

Angst vor Inflationsspirale

Auch Ökonomen warnen vor einer Inflationsspirale. Die Chefanalystin der Danske Bank, Louise Aggerstrøm, sagt: "Wenn sich jeder dafür entscheidet, die Bürger für die Inflation zu entschädigen, verringert das den Anreiz, den Konsum zu reduzieren. Und das schafft wiederum das Risiko, dass die Preise weiterhin hoch sein werden."

Die dänische Politik will der Inflation vor allem mit Steuersenkungen beikommen. Jakob Ellemann-Jensen, Vorsitzender von Venstre, der konservativ-liberalen Partei Dänemarks erklärt, dass bereits die Stromsteuer gesenkt wurde. "Und jetzt schlagen wir vor, die Gassteuer ganz zu senken." 

"Wenn man den dänischen Familien etwas mehr Geld in die Hand gibt, indem man die Steuern senkt, können sie auch ihre Rechnungen besser bezahlen", argumentiert Søren Pape, der Vorsitzende der konservativen Partei. 

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