Russland verhängt über die vier unlängst annektierten Regionen im Osten und Süden der Ukraine das Kriegsrecht. Zuvor hatte Im annektierten Gebiet Cherson eine ukrainische Gegenoffensive begonnen.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Kriegszustand für die erst kürzlich annektierten Gebiete im Osten und Süden der Ukraine verhängt. Damit erhalten die russischen Besatzungsverwaltungen in den Gebieten Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson weitreichendere Machtbefugnisse.
In der Region Cherson, im Süden des Landes, haben die ukrainischen Streitkräfte am Morgen russischen Angaben zufolge mit einer Gegenoffensive begonnen und haben die Rückeroberung der Ortschaften Nowa Kamjanka und Beryslaw ins Visier genommen, wie der Vizechef der Chersoner Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow auf seinem Telegram-Kanal mitteilte.
Russland ruft Bevölkerung von Cherson offenbar zur Flucht auf
Die Zivilbevölkerung der Stadt Cherson wurde zur Flucht aufgerufen. Ein von Moskau eingesetzte Beamte erklärte, dass ein Fährdienst vom Hafen Cherson operiere. Er bringe die Menschen auf die andere Flussseite. Dort sei eine vorübergehende Anlaufstelle eingerichtet worden. Die Rettungskräfte legten die Reiseroute fest - Die Reiseroute würde auf Grundlage des persönlichen Wunsches selbst gewählt und in die neuen Gebiete oder in die Russische Föderation führen.
Offenbar wurden vor Ort auch Flugblätter verbreitet, in denen die Menschen aufgefordert wurden, die Region Cherson zu verlassen und sich auf die Krim oder nach Russland zu begeben.
Am Dienstag hatte Wladimir Putins Oberkommandierender für die Ukraine, General Sergej Surowikin, von einer "schwierigen Situation" der russischen Truppen in Cherson gesprochen. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau hatte die Aussagen Surowikins in einem Video veröffentlicht.
Cherson war eine der ersten Städte, die im März von russischen Truppen erobert wurden. Doch die Bewohnerinnen und Bewohner leisteten - auch bei Demonstrationen - Widerstand gegen die Besatzer.
Putin: Kriegszustand Folge der Nicht-Anerkennung russischer Referenden
Da Kiew es ablehne, die Ergebnisse der im September abgehaltenen Referenden über einen Beitritt der annektierten Regionen zu Russland anzuerkennen, sei das Kriegsrecht verhängt worden, so Putin:
"Vor dem Beitritt zur Russischen Föderation herrschte in der Volksrepublik Donezk, der Volksrepublik Luhansk und den Regionen Cherson und Saporischschja de facto das Kriegsrecht. Jetzt muss es nur noch gemäß der russischen Gesetzgebung formalisiert werden. Deshalb habe ich ein Dekret zur Einführung des Kriegsrechts in diesen vier Entitäten der Russischen Föderation unterzeichnet. Ich werde es unverzüglich dem Föderationsrat zur Genehmigung vorlegen."
Die internationale Staatengemeinschaft hat die Annektierung der ukrainischen Gebiete durch Russland nicht anerkannt.
Während man in einigen Ortschaften der Ukraine - wie Kupjansk - nach der Rückeroberung zu einer Art Normalität zurückzufinden versucht, gehen die Raketenangriffe auf mehrere Regionen des Landes weiter.
So waren zuletzt russische Angriffe auf das Gebiet Winnyzja im Zentrum des Landes und im Gebiet Tschernihiw im Norden gemeldet worden.