Twitter-Sperre in der Türkei: "Niemand hätte das erwartet"

Traurige Zeugnisse des Erdbebens in der Türkei
Traurige Zeugnisse des Erdbebens in der Türkei Copyright Francisco Seco/Copyright 2023 The AP. All rights reserved
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Von Sophia KhatsenkovaEuronews
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Euronews-Redakteurin Sophia Khatsenkova klärt auf: In "The Cube" wird erläutert, was hinter der Twitter-Sperre zu Krisenzeiten in der Türkei steckt. Und was der Aufhebung der Blockade voraus ging.

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Die türkische Regierung geht nach dem Erdbeben, das am Montag die Türkei und Syrien erschütterte und Zehntausende von Menschen tötete, hart gegen soziale Medien vor. Euronews-Redakteurin Sophia Khatsenkova (@SKhatsenkova) hat die Maßnahmen und den Rückzieher für "The Cube" verfolgt. Hier folgt ihr Bericht:

"Am Mittwoch hatte das Internetüberwachungsunternehmen Netblocks gemeldet, die Regierung in Ankara habe den Zugang zu Twitter eingeschränkt. Dies führte zu massiven Reaktionen innerhalb und außerhalb der Türkei, da die Social-Media-Plattform eine der beliebtesten im Land ist und für die Organisation von Rettungsmaßnahmen und das Auffinden von Überlebenden unter den Trümmern von entscheidender Bedeutung ist.

"Ich gebe auf"

Der türkische Schauspieler und Komiker Cem Yilmaz tweetete: "Gibt es eine Erklärung für die Einschränkung von Twitter, obwohl es nützlich sein könnte, um Leben zu retten? In einer Zeit wie dieser? Ich gebe auf."

Andere plädierten an Twitter-Chef Elon Musk, den Zugang zur Plattform wieder zu ermöglichen. Wir sprachen mit Alp Toker, dem Gründer von Netblocks, der erklärte, warum dieser Schritt so besorgniserregend war: "Die Türkei gehört zu den größten Twitter-Nutzern der Welt, was sich in der Art und Weise widerspiegelt, wie die Menschen Twitter nach einem Notfall wie dem Erdbeben nutzen. Es war also wirklich von zentraler Bedeutung. Ich denke, das ist sicherlich ein neuer Tiefpunkt in Bezug auf die Auswirkungen auf die Gemeinden. Und es ist auch eine Erinnerung daran, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht, Informationen weiterzugeben, in Krisenzeiten wichtiger ist denn je."

Nach der heftigen Kritik wurde die Plattform am Donnerstagmorgen nach Gesprächen zwischen Twitter und den türkischen Behörden über die geposteten Inhalte endlich wieder freigeschaltet.

Polizeigewahrsam nach "provokativen" Beiträgen

Der stellvertretende türkische Verkehrs- und Infrastrukturminister twitterte, die Forderungen der Türkei an Twitter seien klar: "Starke Zusammenarbeit bei Desinformation und Falschmeldungen, schnelle Reaktion auf gefälschte Konten, insbesondere in dieser Erdbebenzeit, Sensibilität gegenüber Bildern und Kommentaren von Menschen, die sich nicht selbst verteidigen können."

Zu dem harten Durchgreifen kommt hinzu, dass die türkische Polizei am Donnerstag bekannt gab, dass sie neun Personen festgenommen und 31 weitere wegen provokativer Beiträge in sozialen Medien in Gewajrsam genommen hat.

Wir sprachen mit Suay Boulougouris von der Internet-Plattform "Artikel 19", der die Meinung vertritt, dass dies eine übliche Praxis der Regierung in Ankara in Krisenzeiten sei: "Wir haben zahlreiche Berichte über die Verhaftung und Untersuchung von Journalisten und Nutzern sozialer Medien wegen Anschuldigungen wie Aufstachelung zum Hass, Verbreitung von Desinformationen oder sogar Beleidigung des Präsidenten erhalten. Die Menschen in der Türkei erleben fast täglich die Unterdrückung durch die Regierung, aber niemand hätte erwartet, dass die Regierung so weit gehen könnte."

Es ist nicht das erste Mal, dass die türkische Regierung die sozialen Medien bei Notfällen und größeren Sicherheitsvorfällen einschränkt.

Nach Angaben von Netblocks ist es sogar bereits das 20. Mal seit 2015, dass die Behörden den Zugang zu den Plattformen eingeschränkt haben, aber das erste Mal nach einer Naturkatastrophe."

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