Zusammen gegen Missbrauch: Überlebende häuslicher Gewalt brechen das Schweigen

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In Spanien gibt es eine der umfassendsten und fortschrittlichsten Gesetzgebungen gegen geschlechtsspezifische Gewalt in der Europäischen Union. Dennoch werden Jahr für Jahr weiter Frauen von ihren Partnern ermordet. Was kann man besser machen?

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Spanien verfügt über eine der umfassendsten und fortschrittlichsten Gesetzgebungen gegen geschlechtsspezifische Gewalt in der Europäischen Union. Dennoch wurden im vergangenen Jahr weitere 50 Frauen von ihren Partnern ermordet. Das ist zwar weniger als der EU-Durchschnitt pro Einwohner. Aber es bleibt eine Tragödie - und die Zahl ist in den jüngsten Jahren konstant geblieben.

Was funktioniert gut? Was kann verbessert werden? Auf der Suche nach Antworten ist Euronews-Reporter Julián López in den Süden des Landes gereist und hat dort Rechtsexperten und vor allem Überlebende getroffen.

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Ein Wandgemälde in Sevilla, das eine Frau zeigteuronews

Das Schweigen brechen

"Physische, psychologische, wirtschaftliche, sexuelle, soziale Gewalt - alles. Ich denke, die psychologische Aggression ist die schlimmste. Erstens, weil man sie nicht beweisen kann. Zweitens, weil es viel Arbeit erfordert, all diese Traumata zu überwinden", sagt Macarena García Pérez, die 23 Jahre lang Opfer von häuslicher Gewalt war. Heute möchte Macarena ein Tierheim für Hunde eröffnen. Ihnen das zu geben, was ihr verwehrt wurde, ist therapeutisch: "Ich glaube, wenn die Tiere mir geholfen haben, können sie auch anderen Frauen helfen", sagt sie.

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Macarena García Pérez und einer ihrer Hundeeuronews

"40 Prozent der Frauen wissen nicht, dass sie Opfer von Misshandlungen sind. Wir schulen die Mitarbeiter in Unternehmen, damit sie sich gegen geschlechtsspezifische Gewalt einsetzen, unsichtbare Opfer identifizieren und ihnen helfen können, das Schweigen zu brechen. Wir sind nicht das Problem. Wir sind Teil der Lösung", sagt Ana Bella Estévez, die 11 Jahre lang Opfer von häuslicher Gewalt war. Die von ihr gegründete Stiftung bringt 30.000 Freiwillige zusammen, um Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt durch rechtliche und psychologische Unterstützung zu helfen und Workshops zur Gewaltprävention zu veranstalten.

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Ana Bella Estévez, Gründerin der Fundación Ana Bella, und zwei Mitglieder der Stiftungeuronews

Unzureichende Mittel zur Durchsetzung der Gesetze

Die Anwälte der Stiftung beklagen den Mangel an Ressourcen für die ordnungsgemäße Durchsetzung der bestehenden Gesetze. So gibt es beispielsweise lediglich Mittel für bis zu 3,500 elektronische Fußfesseln, aber 75.000 misshandelte Frauen bräuchten diesen Schutz. Das Observatorio contra la Violencia Doméstica y de Género stellt fest, dass mehr Investitionen in soziale, finanzielle und psychologische Hilfe erforderlich sind. Unzureichende Mittel führen dazu, dass viele Frauen ihre Klage zurückziehen.

Verantwortungsvolle Männlichkeit

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Der Erzieher David Cerón und eine Gruppe junger Fußballspieler während eines von der Fundación Iniciativa Social organisierten Workshops über gesunde Männlichkeit.euronews

Auch Bildung ist wichtig. Laut David Cerón, Erzieher bei der Fundación Iniciativa Social (FIS), der Workshops über verantwortungsbewusste Männlichkeit organisiert, spielt es keine Rolle, wie viele Gesetze erlassen werden: "Es gibt Jungen, die glauben, weil sie Jungen sind, das Recht zu haben, Mädchen zu kontrollieren und Gewalt gegen Frauen ausüben zu können. Entweder ändern die männlichen Teenager selbst diese Einstellung, oder kein Gesetz wird sie ändern. Je eher sie zu verstehen beginnen, dass sie nicht dadurch, dass sie Gewalt ausüben, dass sie nicht dadurch, dass sie stärker sind oder mehr angeben, männlicher sind, desto eher kann sich nach und nach ein gerechteres und gesünderes Verhalten durchsetzen."

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